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Massaker an russischer Schule: Viele Kinder tot und verletzt

Ischewsk (dpa) - Ein 34 Jahre alter Mann soll an seiner früheren Schule in der russischen Stadt Ischewsk in der Republik Udmurtien ein Blutbad unter Kindern angerichtet haben.

Die Zahl der gemeldeten Todesopfer bei den Schüssen in der Schule Nummer 88 der für ihre Waffenschmieden bekannten Stadt wurde am späten Montagnachmittag mit 15 angegeben. Unter den Toten seien elf Kinder, teilte das nationale Ermittlungskomitee mit. Außerdem tötete der Täter sich selbst, wie die Behörden mitteilten. Zuvor war von 13 Toten die Rede gewesen, darunter mindestens zwei Lehrer und zwei Wachleute.

Der Täter war ein 34-jähriger Ex-Schüler

24 Menschen seien verletzt worden, darunter 22 Kinder, hieß es. Einige Kinder verletzten sich demnach beim Sprung aus dem Schulfenstern. «In Udmurtien gab es heute eine Tragödie in Ischewsk in der Schule 88», sagte Gouverneur Alexander Bretschalow kurz nach der Tat. «Es gibt Opfer unter den Kindern und Verletzte.» Er setzte eine dreitägige Trauer an. Die Ermittler nannten am Nachmittag auch die Identität des Mannes; es handele sich um einen 34-Jährigen, der einmal Schüler dort gewesen sei. Er soll mit zwei Makarow-Pistolen um sich geschossen haben.

Zu den Hintergründen der Tat in der Stadt rund 1200 Kilometer östlich von der russischen Hauptstadt Moskau begannen die Untersuchungen. Zu dem Täter teilte Chefermittler Alexander Bastrykin mit: «Er hatte ein schwarzes T-Shirt mit nazistischer Symbolik und Sturmmaske an. Er hatte keine Dokumente dabei.» Die Ermittler veröffentlichten auch ein Foto, auf dem ein Hakenkreuz zu sehen war.

Es hatte wohl auch wegen der Vermummung des Mannes Stunden gedauert, bis klar war, wer er ist. Als der Name bekannt war, sagte Gouverneur Bretschalow, dass der Ex-Schüler wegen Problemen in psychischer Behandlung gewesen sei. Er sei auch schon mit einer Ordnungsstrafe belangt worden.

Trotz der laufenden Ermittlungen und der unklaren Lage sprach Kremlsprecher Dmitri Peskow schon wenige Stunden nach dem Vorfall von einem «terroristischen Akt». Er sagte, er «gehörte allem Anschein nach einer neofaschistischen Organisation oder Gruppierung an». Echte Beweise wurden dafür nicht vorgelegt. Die Ermittler sagten, dass nun die Wohnung des Mannes und sein Umfeld auf nazistische Ansichten geprüft werden.

Der Amoklauf wird progagandistisch genutzt

Trotzdem behaupteten kremlnahe Propagandisten mit Blick auf die aktuell laufende und umstrittene Teilmobilmachung für Russlands Krieg gegen die Ukraine, der Drahtzieher des Anschlags sitze gesund und munter in Kiew. Der Analyst Abbas Galljamow kritisierte die Behauptung und warf den Propagandisten vor, das Blut von Kindern für ihre Kriegshetze gegen die Ukraine zu nutzen.

«Präsident (Wladimir) Putin ist in tiefer Trauer im Zusammenhang mit dem Tod von Menschen, von Kindern in der Schule, wo der terroristische Akt geschehen ist», sagte Kremlsprecher Peskow. Er nannte aber keine Beweise für die These, dass es sich um einen Terroranschlag gehandelt habe.

Kremlchef Putin habe bereits mit der regionalen Führung und Regierungsmitgliedern gesprochen, die sich um die Betreuung der Verletzten kümmern sollten, sagte Peskow. Das Zivilschutzministerium fliege Ärzte, Psychologen und andere Spezialisten in die Region Udmurtien. An der Schule mit rund 80 Lehrern lernen nach offiziellen Angaben 982 Schülerinnen und Schüler.

Unbestätigten Berichten russischer Medien zufolge soll der Täter das US-Massaker an der Columbine High School von Littleton nahe Denver von 1999 als Vorbild genommen haben. Auf den Pistolen standen nach einem Bericht des Portals Baza die Namen der damaligen Täter sowie das Wort Columbine. Die Abschlussklässler töteten damals zwölf Schüler, einen Lehrer und sich selbst.

In Russland gab es bereits mehrfach Amokläufe an Bildungseinrichtungen mit Toten und Verletzten. Das hatte Debatten um eine Verschärfung der Waffenkontrollen ausgelöst.