Traumhochzeit in Windsor: Beginn einer neuen Ära?

Traumwetter, Traumhochzeit, Traumpaar: Harry und Meghan verlassen nach der Trauung die St.-Georgs-Kapelle. Foto: Brian Lawless/PA Wire
Traumwetter, Traumhochzeit, Traumpaar: Harry und Meghan verlassen nach der Trauung die St.-Georgs-Kapelle. Foto: Brian Lawless/PA Wire

Bekommt Großbritannien eine neue «Prinzessin der Herzen»? Ein Ring von Diana hat Prinz Harrys Frau zumindest schon am Finger. Bei der Hochzeit am Samstag flogen der 36-Jährigen schon viele Herzen zu.

Windsor (dpa) - Einen Tag nach ihrer Traumhochzeit haben Prinz Harry (33) und Meghan (36) britischen Medien zufolge Schloss Windsor wieder verlassen. Die Party mit 200 Gästen im Anwesen Frogmore House auf dem Schlossgelände soll bis 2 Uhr (Ortszeit) in der Nacht zum Sonntag gegangen sein.

Einige Gäste hätten aber in einem Hotel in London weitergefeiert, berichtete die britische Nachrichtenagentur PA. Zwischendurch war ein gigantisches Feuerwerk über Windsor zu sehen.

Harry und Meghan leben in London - sie sind Nachbarn von Harrys Bruder William, der mit seiner Familie im Kensington-Palast lebt. Eine Palast-Sprecherin wollte sich nicht zu Details der Party äußern. Britische Boulevardmedien berichten, dass es bei dem von Prinz Charles ausgerichteten Empfang am Abend ein gesundes Dinner gegeben habe. Gegen Mitternacht sollen aber Burger angeboten worden sein.

Für viele Briten war die Hochzeit eine willkommene Abwechslung in Zeiten von Brexit und Terrorangst. Sie habe von den «nervenzehrenden Angelegenheiten der Weltpolitik» abgelenkt, schrieb die Zeitung «The Telegraph» am Sonntag. Mehr als 100.000 Menschen hatten dem Paar zugejubelt, als es nach der Trauung in einer Kutsche durch Windsor fuhr. Weltweit sahen Millionen Menschen an den Bildschirmen zu.

Am Sonntag wurden in Windsor die letzten Reste der Straßenfeier zusammengefegt. Die Besucher - etwa aus den USA, Mexiko, Kanada und Indien - hatten während der Übertragung der Lieder aus der Kirche mitgesungen und sich umarmt. Viele waren zu Tränen gerührt.

Die ehemalige US-Schauspielerin Meghan trägt nun den Titel «Ihre königliche Hoheit die Herzogin von Sussex». Prinz Harry ist jetzt Herzog von Sussex. Ein am Sonntag veröffentlichter Eintrag auf der Webseite des Königshauses gibt einen Ausblick darauf, was Meghans Aufgaben bei den Royals sein werden: «Neben königlichen Pflichten zur Unterstützung der Queen, sowohl in Großbritannien als auch im Ausland, wird die Herzogin ihre Zeit damit verbringen, wohltätige Organisationen zu unterstützen», heißt es dort.

Zur Trauung auf dem Gelände von Schloss Windsor westlich von London kamen neben der 92 Jahre alten Königin Elizabeth II. und der königlichen Familie viele Prominente aus dem Showbiz und dem Sport. Darunter waren George und Amal Clooney, David und Victoria Beckham, US-Moderatorin Oprah Winfrey und Tennisstar Serena Williams.

Auch Sänger Elton John zählte zu den Gästen. Später trat der 71-Jährige bei einem Empfang der Queen auf, wo er einige mit einem Minikonzert zu Tränen gerührt haben soll. Der Musiker war mit Harrys Mutter Diana befreundet. 1997 sang er bei deren Beerdigung eine für sie umgeschriebene Version von «Candle in the Wind».

An diesem Dienstag erfüllen Harry und Meghan schon ihre ersten royalen Pflichten als Ehepaar bei einer Garten-Party des Buckingham-Palasts, auf der Prinz Charles Vertreter wohltätiger Organisationen empfängt. Danach könnte es für die Frischvermählten in die Flitterwochen gehen. Das Ziel der möglichen Reise hält der Palast geheim - britische Medien halten Afrika für wahrscheinlich.

Viele Kommentatoren in Großbritannien waren sich einig, dass mit der Hochzeit von Harry und Meghan eine neue, modernere Ära für das Königshaus angebrochen sein könnte. Hin zu mehr Offenheit und noch mehr sozialem Engagement. Dazu passte, dass Meghan später mit einem Ring an der Hand gesehen wurde, den einst Harrys Mutter Diana trug.

Die 1997 bei einem Autounfall ums Leben gekommene Prinzessin Diana hatte das britische Königshaus mit ihrer Hingabe für Aidskranke und Obdachlose gehörig umgekrempelt - und war damit zur «Königin der Herzen» avanciert. Ihr Ring am Finger von Meghan wurde auch als Bekenntnis des Paares zu ihrem Erbe verstanden.

Medien sahen in der für britische Verhältnisse ungewöhnlichen Predigt des US-Bischofs Michael Curry auch ein Statement des Paares, mit Traditionen zu brechen. Er hatte einen flammenden Appell für die verändernde Kraft der Liebe gehalten. Predigten bei Gottesdiensten des Königshauses werden normalerweise zurückhaltend vorgetragen.

Kaum noch ein Thema nach der Hochzeit waren die Querelen um Meghans Familie. Meghan war von Prinz Charles (69) zum Altar geführt worden, nachdem ihr Vater wegen einer Herzerkrankung kurzfristig abgesagt hatte. Der 73-Jährige hatte zuvor mit gestellten Paparazzi-Fotos für einen Eklat gesorgt. Meghans Mutter, Doria Ragland (61), war als einziges Familienmitglied der Braut bei der Feier dabei.

Das Schloss und die Innenstadt von Windsor waren von schwer bewaffneten Sicherheitskräften und Straßensperren abgeriegelt worden. Viele Besucher mussten sich Kontrollen unterziehen, die Polizei war mit Spürhunden im Einsatz. Zwischenfälle wurden keine bekannt.

Royal-Fans feierten das Brautpaar auch in Deutschland und den USA. Andächtig und ergriffen verfolgten Hunderte Menschen in der britischen Botschaft in Berlin die Hochzeit. Public Viewing gab es etwa in München, Stuttgart und Hannover. In Meghans Heimatland USA übertrugen die großen TV-Sender am frühen Morgen die Zeremonie live.

Im deutschen Fernsehen war die «Royal Wedding» ein Quotengarant: Die etwa vierstündige ZDF-Übertragung aus Windsor sahen durchschnittlich 5,98 Millionen Menschen, was 43,8 Prozent aller Zuschauer zu dieser Tageszeit entsprach. Eine Stunde später schalteten 2,95 Millionen (19,1 Prozent) RTL ein und sahen sich dort das royale Spektakel an.