Verfahren wegen sexuellen Missbrauchs gegen Ex-US-Kardinal McCarrick eingestellt

In den USA ist ein Verfahren wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen gegen den abgesetzten katholischen Kardinal Theodore McCarrick aus gesundheitlichen Gründen eingestellt worden. Der 93-Jährige sei wegen Demenz "nicht verhandlungsfähig". (CHIP SOMODEVILLA)
In den USA ist ein Verfahren wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen gegen den abgesetzten katholischen Kardinal Theodore McCarrick aus gesundheitlichen Gründen eingestellt worden. Der 93-Jährige sei wegen Demenz "nicht verhandlungsfähig". (CHIP SOMODEVILLA)

In der US-Ostküstenstadt Boston ist ein Strafverfahren wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen gegen den abgesetzten katholischen Kardinal Theodore McCarrick aus gesundheitlichen Gründen eingestellt worden. Der 93-jährige McCarrick sei "nicht verhandlungsfähig", hieß es in der am Dienstag von einem Gericht des Bundesstaats Massachusetts getroffenen Entscheidung. Grundlage war das Gutachten eines Psychologen, der bei McCarrick Demenz festgestellt hatte. McCarrick wurde in dem Verfahren vorgeworfen, in den 1970er Jahren einen Minderjährigen mehrfach sexuell missbraucht zu haben.

Die Staatsanwaltschaft hatte McCarrick im Juli 2021 formell des sexuellen Missbrauchs beschuldigt. Er war der bisher ranghöchste Vertreter der katholischen Kirche in den USA, der sich wegen des Skandals um den systematischen Missbrauch Minderjähriger dort verantworten musste.

McCarrick war 2019 in einem in der modernen Kirchengeschichte beispiellosen Schritt aus dem Klerikerstand entlassen worden. Er war lange einer der einflussreichsten Kirchenvertreter der USA gewesen. Erst 2018, zwölf Jahre nach seinem Eintritt in den Ruhestand, wurden massive Missbrauchsvorwürfe gegen ihn öffentlich.

Ein Vatikangericht befand McCarrick für schuldig, in den 1970er Jahren mindestens einen Jugendlichen sexuell missbraucht zu haben. 2018 verlor er seinen Titel als Kardinal, 2019 wurde ihm dann auch das Priesteramt entzogen.

Einem 2020 vom Vatikan veröffentlichten Bericht zufolge hatte McCarrick über Jahrzehnte geheime sexuelle Kontakte mit erwachsenen Seminaristen und Minderjährigen. In seinem Bericht räumte der Vatikan ein, 17 zum mutmaßlichen Tatzeitpunkt Minderjährige hätten detaillierte Vorwürfe gegen McCarrick vorgebracht. Diese seien aber ignoriert und McCarrick sogar weiter befördert worden. "Wahrscheinlich" habe auch McCarricks persönliche Freundschaft mit dem früheren Papst Johannes Paul II. dessen Entscheidungen bis hin zu seiner Ernennung zum Kardinal beeinflusst.

Gegen McCarrick läuft seit April noch ein weiteres Verfahren im US-Bundesstaat Wisconsin. Darin geht es um einen weiteren mutmaßlichen sexuellen Übergriff aus den 1970er Jahren gegen denselben Mann, auf dessen Fall auch der nun eingestellte Prozess in Massachusetts beruhte.

se/cp