Verkaufsschlager Neun-Euro-Ticket sorgt für weniger Staus in den Städten

Trotz Bahnchaos in den vergangenen Wochen hat das Neun-Euro-Ticket zumindest die Straßen entlastet. - Copyright: Shutterstock
Trotz Bahnchaos in den vergangenen Wochen hat das Neun-Euro-Ticket zumindest die Straßen entlastet. - Copyright: Shutterstock

Eigentlich sollten die Bürger nur etwas mehr Geld im Portemonnaie haben, da die Belastungen wegen hoher Inflation und Ukraine-Kriegs stark gestiegen sind. Deshalb beschloss das Bundeskabinett Ende April das große Entlastungspaket inklusive des Neun-Euro-Tickets. Jetzt kommt raus: Nicht nur die Geldbeutel der Deutschen profitieren, auch die Straßen sind weniger verstopft.

Das ergab eine aktuelle Analyse des Verkehrsdatenspezialisten TomTom. Sie untersuchten 26 Städte in Deutschland. Bei 23 davon zeigte sich ein Rückgang des Stauniveaus im Vergleich zu der Zeit vor Einführung am 1. Juni. Die Daten „lassen vermuten, dass dieser Rückgang in Zusammenhang mit der Einführung des Neun-Euro-Tickets steht“, sagte Verkehrsexperte Ralf-Peter Schäfer, der Deutschen Presse-Agentur. „Pendler haben bei der Fahrt mit dem Auto in die Arbeit und nach Hause in fast allen untersuchten Städten im Juni weniger Zeit verloren als noch im Mai.“

Konkret hatten die Experten die Staulängen im Berufsverkehr an Werktagen in den Kalenderwochen 20 (Mitte Mai) und 25 (Ende Juni) in 26 deutschen Städten verglichen. Die Zeiträume wurden so gewählt, um Auswirkungen von Ferien und Feiertagen zu umgehen. Das Ergebnis ist deutlich: „In den ersten Tagen nach Einführung des Neun-Euro-Tickets haben die Daten von TomTom noch kaum Auswirkungen der Maßnahme auf den Autoverkehr gezeigt. Mittlerweile lässt sich jedoch in fast allen untersuchten Städten in Deutschland ein positiver Effekt auf den Verkehrsfluss feststellen“, sagt Schäfer.

„Der Rückgang des Zeitverlusts fällt dabei von Stadt zu Stadt unterschiedlich stark aus“, sagte der Verkehrsbeobachter. Besonders stark fiel die Verbesserung in Hamburg und Wiesbaden aus. Dort sank das Stauniveau um 14 beziehungsweise 13 Punkte. Das bedeutet, dass Autofahrer auf einer Strecke, die ohne Verkehr 30 Minuten dauern würde, im Hamburg im Schnitt 4,2 Minuten weniger verloren, in Wiesbaden 3,9 Minuten. Leichte Verschlechterungen beobachtete TomTom lediglich in Kiel und Nürnberg. In Karlsruhe blieb das Stauniveau unverändert.

Auch sonst scheint das Neun-Euro-Ticket ein voller Erfolg zu sein: Im ersten Gültigkeitsmonat sind dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zufolge bundesweit rund 21 Millionen der Sonderfahrkarten verkauft worden. Hinzu kommen um die zehn Millionen Abokunden, die sowieso im Aktionszeitraum berechtigt sind, alle Nahverkehrsmittel zu nutzen. „Zusammen mit den Abonnenten ist damit die vorher von der Branche kalkulierte Zahl von 30 Millionen Tickets pro Monat nicht nur erreicht, sondern sogar leicht überschritten worden“, sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann mit.

Die Zahlen beziehen sich ausschließlich auf den Juni. Umfragen des VDV zufolge sollen die Menschen aber auch für Juli eine ähnlich hohe Kaufbereitschaft signalisiert haben. Hintergrund: Das Neun-Euro-Ticket berechtigt Käuferinnen und Käufer, für jeweils neun Euro in den Monaten Juni, Juli und August im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) durch ganz Deutschland zu fahren.

Das Angebot hat dazu geführt, dass insbesondere auf den touristischen Strecken die Busse und Bahnen viel zu voll waren. Fahrgäste wurden teilweise nicht mehr auf die Bahnsteige vorgelassen. Gleichzeitig wird auf Rekordniveau am Schienennetz gebaut, deshalb kam es vielerorts immer wieder zu Zugausfällen und Verspätungen. Häufiger mussten Fahrgäste mit Fahrrädern draußen bleiben. Insgesamt wurden laut der Deutschen Bahn mehr als eine Million Fahrräder in den Zügen transportiert.

mit Material der dpa