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Er verkaufte 40.000 Suppen, obwohl sie ihm nicht schmeckten – jetzt wagt er einen Neuanfang

Neuanfang mit Marke Feelfood: Zusammen mit Co-Gründerin Franziska Schaal verkauft Spitzenkoch Fabian Zbinden gesunde Bio-Instant-Mahlzeiten.
Neuanfang mit Marke Feelfood: Zusammen mit Co-Gründerin Franziska Schaal verkauft Spitzenkoch Fabian Zbinden gesunde Bio-Instant-Mahlzeiten.

Stress ist Fabian Zbinden durch seine frühere Arbeit in der gehobenen Gastronomie eigentlich gewohnt. So hat der gelernte Koch in den USA zeitweise in exklusiven Restaurants des japanischen Sternekochs Nobu Matsuhisa gearbeitet, bevor er mit einem Foodtruck durch die Schweiz reiste. Als Gründer seines Instant-Food-Startups La Ribollita musste Zbinden allerdings lernen, dass Stress nicht unbedingt förderlich fürs Produkt ist.

Dabei begann es vielversprechend: 2019 trat Zbinden in der Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen“ auf, wo er sein Konzept von hochwertigen, veganen Fertigeintöpfen, die mit heißem Wasser aufgegossen werden, den Investoren erstmals vorstellte – und sie überzeugte. Jurorin Dagmar Wöhrl schlug dem Spitzenkoch damals einen Deal vor: Sie investierte in Zbindens Instant-Gerichte rund 40.000 Euro für 20 Prozent der Firmenanteile.

Keine Zeit für Lecker

Doch dann kam der Zeitdruck: In nur vier Monaten, die zwischen Aufzeichnung und Ausstrahlung der Folge lagen, musste Zbinden sein Produkt massentauglich entwickeln und einen Online-Shop aufbauen. Heute bezeichnet der Schweizer den Prozess als „wahnsinnig“. Von der Familie Wöhrl habe er Tipps erhalten, sei zweimal eingeladen worden und habe viel gelernt, sagt er. Seine ursprüngliche Idee, gesunde Eintöpfe aus natürlichen Zutaten in haltbare Instant-Gerichte umzuwandeln, ging trotzdem nicht auf. Zumindest nicht in der geschmacklichen Qualität, die sich Zbinden erhofft hatte. „Ich wusste schon, als ich die Mahlzeit das erste Mal probiert habe, dass es nicht passt. Das Blöde war, dieser Moment war zwei Stunden vor der TV-Ausstrahlung.“

Die Zuschauer teilten seine Meinung offenbar nicht: Innerhalb der ersten 48 Stunden hatte Zbinden rund 40.000 Becher verkauft. Glücklich machte den Gründer das nicht, ihn besorgten die steigenden Verkaufszahlen eher: „Wenn du ein Produkt verkaufst, mit dem du nicht happy bist, dann ist das so, als wärst du mit jemandem verheiratet, den du gar nicht liebst", sagt der Koch.

Feelfood – Neugründung ohne Wöhrl

Für ihn stand fest, dass er das Produkt von Grund auf ändern und sich vor allem Zeit verschaffen musste. Gelingen sollte das mit einer neuen Geschäftspartnerin, die zwar keine Köchin ist, dafür aber BWL an der Universität zu Köln studiert hat: Franziska Schaal. Den Kontakt knüpfte Zbinden auf einer Messe über Jan Grabow, Co-Gründer von der veganen Eismarke Nomoo und ein Freund von Schaal. „Ich habe mich am nächsten Tag direkt mit Franzi getroffen. Sie kam zu mir ins Büro und wir haben angefangen, gemeinsam an den Instant-Mahlzeiten rumzustudieren“, erzählt Zbinden. Neue Gerichte, neue Zutaten – Sie änderten die Produkte von Grund auf. Dann, ein halbes Jahr später im Juni 2020, gründeten die Beiden eine neue Firma, die Plant Based Power GmbH – für den Schweizer ein Befreiungsschlag und das Ende seiner „One-Man-Show“, wie Zbinden sagt.

Doch auch die Verbindung zu Dagmar Wöhrl sei nicht abgebrochen, obwohl sie in Zbindens neues Startup nicht mehr investiert ist. Die Entscheidung, La Ribollita aufzugeben, habe sie gut aufgenommen, so Zbinden. Gegenüber Gründerszene will sich Wöhrl dazu nicht äußern und beruft sich auf abgeschlossene Vertraulichkeitsvereinbarungen. Auf Ihrer Website listet sie unter ihren Engagements weiterhin La Ribollita – der Link leitet inzwischen allerdings auf Zbindens neues Startup weiter.

Ein gutes Jahr lang hat sich der Koch Zeit genommen, um sein neues Produkt aufzubauen. Er kombinierte dazu verschiedene gefriergetrocknete Zutaten, Kräuter und Gewürzpulver – auf Geschmacksverstärker und Konservierungsstoffe verzichtet der Schweizer in seiner Rezeptur ganz. Unter dem Namen „Feelfood“ verkaufen Zbinden und Schaal nun vollwertige, vegane Bio-Instant-Mahlzeiten im Becher, die in sechs Minuten verzehrfertig sind und rund vier Euro kosten: Pasta Bolognese, Chili sin Carne und rotes Linsen-Curry sind bisher auf dem Markt. Ende Juni soll eine weitere Produktlinie im Bereich Frühstück herauskommen.

Neuer Trend: Bewusste Ernährung durch Instant-Food

Dass gesundes Instant-Essen als Alternative zu Fast Food derzeit in Mode kommt, zeigen auch andere Startups wie zum Beispiel YFood, das protein- und nährstoffreiche Trinkmahlzeiten, Pulver zum Anrühren, Riegel und Bowls herstellt. Als Investor haben die beiden Gründer Ben Kremer und Noel Bollmann unter anderem DHDL-Investor Frank Thelen an Board und heimsen jährlich siebenstellige Gewinne ein. Auch Bofrost-Konkurrent Every Foods, ein Berliner Startup, das vegane Tiefkühl-Mahlzeiten verkauft, wächst und konnte laut eigenen Angaben seine Umsätze 2021 verzehnfachen.

Feelfood-Gründer Zbinden beunruhigt der zunehmende Wettbewerb nicht. Was seine Produkte von anderen qualitativ abhebe, sei die Bio-Zertifizierung. „Das macht außer uns keiner“, sagt der Koch, „Der Grund ist, dass du dann keine synthetischen Vitamine mehr ins Essen hinzufügen kannst wie YFood.“

In ausgewählten Rewe- und Edeka-Märkten in den NRW-Städten Köln, Düsseldorf, Bonn und Aachen sind die Feelfood-Becher bereits dauerhaft im Sortiment. Zudem können sie online bestellt werden. Die Zielgruppe sei weit gestreut, so würden sich neben Young Professionals und Schichtarbeitern auch Profi-Sportler und Camper für die Gerichte interessieren. Um ihre Produkte bekannter zu machen, starteten Schaal und Zbinden im November 2021 ein Crowdfunding, das sie im Januar mit einer Summe von 14.500 Euro abgeschlossen haben. „Das war allerdings eher ein symbolischer Beitrag, mit dem Geld kommt man nicht weit“, weiß Zbinden. Deswegen planen er und Partnerin Schaal derzeit eine erste große Finanzierungsrunde mit Investoren. Ziel sei es, bis Juli eine sechsstellige Summe einzusammeln – auch ohne Teilnahme an DHDL.

Dass Zbinden bei seinem zweiten Startup-Anlauf ohne größere mediale Aufmerksamkeit auskommen muss, stört ihn nach eigener Aussage nicht. „Wir machen einfach unseren Job“, sagt der 34-Jährige und ergänzt: „Es gibt nicht nur „Die Höhle“ der Löwen als heiligen Gral, um ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen.“