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Vier Indikatoren für den Klimawandel auf Rekordniveau

Genf (dpa) - Vier wichtige Indikatoren für den Klimawandel haben nach dem neuen Klimazustandsbericht der Weltwetterorganisation (WMO) Rekordwerte erreicht.

Das unterstreiche die verheerenden Folgen der menschlichen Aktivitäten für die Ökosysteme, die eigentlich das Überleben der Menschheit sichern sollen, berichtete die WMO am Mittwoch in Genf. Rekorde gab es beim Anstieg des Meeresspiegels, dem Wärmeinhalt der Ozeane, der Versauerung der Meere und der Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre. Dabei handelt es sich vor allem um Kohlendioxid (CO2).

Vergangene sieben Jahre die wärmsten seit Messbeginn

Die WMO bestätigte ihre vorläufige Berechnung, dass die globale Durchschnittstemperatur 2021 etwa 1,1 Grad über dem vorindustriellen Niveau (1850-1900) lag und die vergangenen sieben Jahre die wärmsten waren seit Messbeginn. Sie hatte diese Besorgnis erregende Entwicklung schon in ihrem vorläufigen Zustandsbericht im Oktober angerissen. Zu dem Zeitpunkt lagen aber noch nicht alle Messwerte vor.

Nach einer WMO-Prognose von vergangener Woche könnte die globale Jahres-Durchschnittstemperatur schon bis 2026 zumindest in einem Jahr mehr als 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau liegen. Die Wahrscheinlichkeit dafür liege bei fast 50 Prozent. Das bislang heißeste Jahr war 2016 mit 1,3 Grad über vorindustriellem Niveau.

WMO-Chef: Planet wird sich noch über Generationen aufheizen

«Unser Klima verändert sich vor unseren Augen», sagte WMO-Chef Petteri Taalas. Die menschengemachten Treibhausgase in der Atmosphäre verhinderten die Wärmestrahlung der Erde ins All, weshalb sich der Planet noch über Generationen aufheizen werde, «wenn nicht Verfahren erfunden werden, um Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu entfernen», sagte Taalas. Gleichwohl, betont die WMO, ist es wichtig, die Menge freigesetzter Treibhausgase jetzt zu reduzieren, um die Erwärmung dauerhaft unter 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu halten.

Zur Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre: Sie erreichte 2020 den Rekordwert von 413,2 ppm (Teilchen pro Million Teilchen). Die Durchschnittszahl für 2021 liegt noch nicht vor. Aber die Messstation Mauna Loa auf Hawaii meldete 416,45 ppm im April 2020, 419,05 ppm im April 2021 und 420,23 ppm im April 2022.

Zur Versauerung der Meere: Die Ozeane nehmen laut WMO etwa 23 Prozent des menschengemachten Kohlendioxids auf. Die Gase reagieren mit dem Wasser, was zu Versauerung führt. Das bedroht nicht nur das Ökosystem Meer. Hinzu kommt: Je saurer das Wasser, desto geringer die Kapazität, weiteres CO2 aufzunehmen. Der pH-Wert gibt die Versauerung an. Je niedriger er ist, desto saurer das Wasser. Der Weltklimarat (IPCC) berichtete vor Kurzem, dass der pH-Wert an der Oberfläche der offenen Ozeane mit großer Wahrscheinlichkeit jetzt so niedrig ist wie seit mindestens 26.000 Jahren nicht mehr.

Zum Wärmeinhalt der Ozeane: Ein annähernd global flächendeckendes System mit schwimmenden Messgeräten gibt es erst seit 2006. Davor war die Datenlage weniger gut. Alle Forschergruppen, die sich damit beschäftigen, sind sich aber einig, dass der Wärmeinhalt bis in 2000 Meter Tiefe seit Jahrzehnten steigt, besonders deutlich seit 2016.

Zum Anstieg des Meeresspiegels: Dazu tragen die thermale Expansion des Meerwassers durch die Erwärmung der Ozeane und die Zunahme des Wasservolumens durch das Abschmelzen von Eis auf dem Land bei. Der Anstieg lag laut WMO zwischen 1993 und 2002 bei etwa 2,1 Millimetern pro Jahr, zwischen 2013 und 2021 bei 4,5 Millimetern pro Jahr.