Werbung

Von gruselig bis sexy: Deshalb verkleiden wir uns an Halloween

Halloween zu feiern (und sich zu verkleiden), scheint ein recht neuer Trend aus den USA zu sein, deshalb könnte es Sie überraschen, dass die Tradition ihren Ursprung schon vor über 2.000 Jahren in Europa hatte.

[Bild: Getty]

Für die Kelten, die damals in Großbritannien, Irland und Teilen von Frankreich lebten, begann am 1. November das neue Jahr – an diesem Tag endete der Sommer und der kalte Winter begann. Da sie glaubten, dass in dieser bestimmten Nacht die Seelen der Toten auf der Erde wandelten, begründeten sie eine Zeremonie namens Samhain, bei dem riesige Lagerfeuer aufgeschichtet wurden, um den Göttern Erntegüter und Tiere zu opfern.

Dabei wurden auch Verkleidungen aus Tierhäuten verwendet, um böse Geister abzuwehren. Die meisten dieser Kostüme waren von Natur aus makaber und gruselig, denn die Menschen glaubten, dass die bösen Geister einen in Ruhe lassen, wenn man so aussieht wie die Toten.

Als die Römer einige Zeit später die keltischen Gebiete eroberten, vereinigten sie Samhain mit zwei ihrer eigenen Feierlichkeiten: Feralia, ein Tag Ende Oktober, an dem der Toten gedacht wird, und Pomona, ein Anlass, um die Göttin der Baumfrüchte zu ehren. (Anmerkung: Dieses zweite Festival ist wahrscheinlich auch der Ursprung des in den USA weit verbreiteten Apfelfischens zu Halloween, da das Symbol der Pomona ein Apfel war.)

Danach mischte sich die katholische Kirche ein: Papst Gregor III. machte den 1. November zu Allerheiligen und den 2. November zu Allerseelen – ein weiterer Tag, um der Toten zu gedenken. Und erneut gab es Lagerfeuer, Paraden und Kostüme – vor allem Engel, Teufel und Heilige waren die angesagten Verkleidungen dieser Zeit. Der Trend der religiös geprägten Kostüme setzte sich fort – und Halloween wandelte sich zu einem Anlass, bei dem man für eine fruchtbare Ehe betete. Dafür wurden kleine Jungs als Jungfrauen verkleidet. Was genau es damit auf sich hatte, ist uns nicht ganz klar.

[Bild: Getty]

Die Viktorianer waren die nächsten, die sich verkleideten. Obwohl ihre Alltagskleidung schon sehr dem Gothic-Look ähnelte, waren sie von den dunklen und tödlichen Aspekten rund um Halloween begeistert und verwandelten sich in Fledermäuse und Geister. Die Tradition, die in Europa begann, verbreitete sich schon kurz darauf auch in den USA, wo die amerikanischen Viktorianer von einem Gedicht von Robert Burns inspiriert wurden, das beschreibt, wie man im ländlichen Schottland eine perfekte Halloween-Party organisiert.

Da das ländliche Schottland unglaublich exotisch erschien, waren die Kostüme etwas ausgefallener – da gab es dann an Halloween Zigeuner und ägyptische Hoheiten. Man könnte auch sagen, das waren die frühesten Beispiele für sexy Looks am 31. Oktober (mehr dazu später).

Im 19. Jahrhundert veröffentlichten Frauenzeitschriften Anleitungen, wie man sein eigenes Kostüm schneidern kann – und Verkleidungen mit Masken waren am beliebtesten. Aber mit dem Aufkommen der industriellen Revolution hielt auch der Kommerz Einzug. Gekaufte Kostüme waren der letzte Schrei, da sie sehr viel preiswerter waren und Zeit sparten.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Looks wieder etwas gemäßigter. In den 1920ern wurde Papier verwendet, um Menschen in Kessel und Katzen zu verwandeln, während Disney-Kostüme (vor allem Micky und Minnie Maus) und Frankensteins Braut die Outfits in den 1930ern dominierten. Während der zwei Weltkriege legten der Spaß und die Spiele für Erwachsene eine Pause ein, denn Halloween war in diesen Zeiten nur für Kinder. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg fingen die Erwachsenen wieder an, ausgefallene Kostüme zu tragen.

[Bild: Getty]

In Amerika waren die 1970er von den Folgen der sexuellen Revolution geprägt, vor allem in Greenwich Village in New York. Dieser Stadtteil war dafür bekannt, ein Paradies für Schwule und Lesben zu sein. Die Halloween Partys dort waren gewagt, und viele Leute kamen als Drag Queen verkleidet oder trugen extrem provokative Outfits. Hier hat einer der schlimmsten und am weitesten verbreiteten Kostümtrends seinen Ursprung, den es in der westlichen Welt je gab: der sexy Halloween-Look.

Während Zombies, Skelette und Hexen in Scharen vorhanden waren – und noch immer sind –, begann auch die Popularität der kurzen Röcke und engen Outfits mit großen Ausschnitten. So wie die blutrünstigen Filme der 80er blutige Halloween-Kostüme inspirierten, sah man aufgrund von zunehmend mehr nackter Haut in der Popkultur ebenfalls zunehmend mehr daran angelehnte Kostüme, wie die unanständige Krankenschwester und Latex-Catsuits.

Es geht bei Halloween mittlerweile weniger um Grusel, sondern darum, sich zu verkleiden, um seine Fantasien auszuleben. Man kann es nicht besser ausdrücken als Lindsay Lohan in dem Kultklassiker „Girls Club – Vorsicht bissig!“: „Halloween ist die einzige Nacht, in der ein Mädchen herumlaufen darf wie eine Schlampe, und niemand kann etwas dagegen sagen.“

[Bild: Getty]

Heute laufen an Halloween genauso viele Leute in einem Kostüm mit kulturellem Bezug herum wie Leute in gruseligen Kostümen. Auf jeden Killer-Clown kommt dieses Jahr wegen der erfolgreichen Netflix-Serie „Stranger Things“ ein Outfit bestehend aus rosa Kleid und Converse-Sneakern. Und solange Frauen die Grenzen weiter verschieben und sich wie in ihren wildesten Fantasien kleiden, werden von den Geschäften weiterhin kontroverse Verkleidungen wie das Kardashian-Überfall-Outfit angeboten werden.

Immerhin ist Halloween nach wie vor eine große Einnahmequelle, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass sich daran in naher Zukunft irgend etwas ändern wird.

Lauren Sharkey