Vorzeitige Menopause im Alter von 17 Jahren

Anna Timson war gerade einmal 17 Jahre alt, als bei ihr die vorzeitige Menopause einsetzte. Seit 20 Jahren nimmt sie die Antibabypille, um ihre schweren Symptome zu lindern.

Anna Timson war gerade einmal 17, als bei ihr die Wechseljahre einsetzten. Foto: Instagram/runningonbeans, CATERS NEWS.
Anna Timson war gerade einmal 17, als bei ihr die Wechseljahre einsetzten. Foto: Instagram/runningonbeans, CATERS NEWS.

Die mittlerweile 38-jährige Anna aus der englischen Stadt Warwick teilt ihre Geschichte, um Bewusstsein für die Erkrankung zu schaffen, die für sie letztendlich zur Folge hatte, dass sie keine Kinder auf natürlichem Weg bekommen kann.

Menopause mit 17

Anna, die in einer Personalabteilung arbeitet, bemerkte, dass etwas nicht stimmte, als sie sich auf ihren Schulabschluss vorbereitete: „Meine Periode setzte bei mir normal im Alter von 14 Jahren ein. Mit 16 fiel mir auf, dass sie ziemlich unberechenbar und unregelmäßig wurde“, erzählte sie gegenüber Caters News.

„Ich habe mich in der Schule ständig aus dem Fenster des Klassenzimmers gelehnt, weil mir so heiß war. Die Menopause-Diagnose machte also wirklich Sinn“, fügte sie hinzu.

Aber bei Anna wurde zunächst nur ein hoher FSH-Spiegel (follikelstimulierende Hormone) diagnostiziert und ihr wurde sofort die Pille verschrieben. Dadurch wurde ihre Monatsblutung wieder regelmäßiger und die Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen verschwanden. Nachdem sie allerdings wenige Jahre darauf die Pille abgesetzt hatte, kehrten ihre Symptome zurück.

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„Als ich irgendwann wieder [zum Arzt] ging, haben sie Blut abgenommen und die Menopause-Diagnose bestätigt.“

Die Ärzte rieten ihr, die Pille weiterhin zu nehmen, um ihre Symptome „einzudämmen“ und sie nimmt sie auch heute noch: „Wenn ich nicht irgendeine Form von Hormonersatz nehme, können meine Knochen brüchig werden. Deshalb soll ich sie weiterhin nehmen, bis ich ein Alter erreiche, in dem der Hormonersatz nicht mehr wirkt.“

Anna, hier mit 17, nimmt seit über 20 Jahren die Antibabypille, um ihre Menopause-Symptome in Schach zu halten. Foto: Instagram/runningonbeans, CATERS NEWS.
Anna, hier mit 17, nimmt seit über 20 Jahren die Antibabypille, um ihre Menopause-Symptome in Schach zu halten. Foto: Instagram/runningonbeans, CATERS NEWS.

„Das Schlimmstmögliche, was man mir mitteilen konnte“

Für Anna, die zu der Zeit 21 zwar und an der Universität studierte, brach nach der Diagnose, dass bei ihr die vorzeitige Menopause eingesetzt hatte, eine Welt zusammen: „Es war das Schlimmstmögliche, was man mir mitteilen konnte.“

„Ich hatte das Gefühl, man hätte mir meine Zukunft entrissen und ich fragte mich, warum es mir passierte, bevor ich überhaupt die Gelegenheit hatte, mir Gedanken über Kinder zu machen.“

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Anna sorgte sich darum, wie ihre Zukunft aussehen würde, jetzt da sie kein Mitspracherecht mehr hatte, ob sie eine Familie gründen wollte oder nicht: „In dem Alter hatte ich noch nicht einmal über Familienplanung nachgedacht und die Entscheidung wurde mir genommen – es war niederschmetternd.“

„Ich habe mich monatelang eingeschlossen und getrauert. Ich stand völlig unter Schock und wollte nicht darüber reden, denn zu der Zeit gab es kaum andere Menschen, die darüber sprachen.“

Anna und ihr Partner Russell sind „glücklich, so wie es gerade ist“, ziehen aber eventuell eine Adoption oder IVF in Erwägung. Foto: Instagram/runningonbeans, CATERS NEWS
Anna und ihr Partner Russell sind „glücklich, so wie es gerade ist“, ziehen aber eventuell eine Adoption oder IVF in Erwägung. Foto: Instagram/runningonbeans, CATERS NEWS

Offen darüber sprechen

Heute will Anna Bewusstsein für vorzeitige Menopause und die schweren Folgen schaffen, die sich daraus für das weitere Leben ergeben können.

Sie nutzt regelmäßig „The Daisy Network“, eine gemeinnützige Organisation in Großbritannien, die Frauen, bei denen vorzeitige Menopause festgestellt wurde, Informationen, Hilfe und Unterstützung zur Verfügung stellt.

„Ich glaube, mittlerweile wird viel häufiger darüber gesprochen und man weiß mehr darüber. Ich habe gemerkt, wie wichtig es ist, dass ich offen darüber spreche und meine Geschichte teile.“

Es war allerdings nicht immer leicht, sich zu öffnen. Anna erinnert sich, wie durch die Schwangerschaft ihrer Schwester 2018 „sehr viel altes Trauma wieder hochkam“.

„Ich habe schließlich über den NHS [den britischen Gesundheitsdienst] eine Therapie begonnen und nach sechs Monaten fühlte ich mich bereit dazu, offener damit umzugehen. Mittlerweile reden viel mehr Leute darüber.“

„Das Schlimmste ist, wenn Leute Vermutungen anstellen oder fragen, wann ich Kinder haben werde – normalerweise antworte ich, dass ich das nicht kann.“

Glückliche Zukunft

Als Anna vor sieben Jahren ihren jetzigen Partner Russell kennenlernte, erzählte sie ihm gleich zu Beginn von ihren gesundheitlichen Problemen: „Ich habe ihm direkt gesagt, dass ich keine Kinder haben kann, ich wollte ehrlich zu ihm sein“, sagte sie.

Sie hatten viele Gespräche über ihre Möglichkeiten, doch noch eine Familie zu gründen. Sie zogen sogar IVF in Erwägung, nachdem ihre Schwester angeboten hatte, eine Eizelle zu spenden.

Der Prozess wurde aber ziemlich plötzlich mit Ausbruch der COVID-19 Pandemie unterbrochen. Anna und Russell bemerkten, dass „wir glücklich sind, so wie es gerade ist“.

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„Ich hatte immer gedacht, dass ich einmal Mutter sein werde, weil das immer noch die gesellschaftliche Norm ist. Wir haben beschlossen, dass wir momentan zufrieden sind. Wenn wir es uns anders überlegen sollten, machen wir es privat oder adoptieren.“

Anna ist sich zwar darüber im Klaren, dass ihr mit zunehmendem Alter immer weniger Zeit für eine IVF-Behandlung bleibt, sie ist aber auch stolz darauf, wie weit sie es in Sachen Akzeptanz ihrer Diagnose gebracht hat.

„Ich hatte fürchterliche Angst davor, dass niemand mit mir zusammen sein will und dass ich keine Liebe finden werde, denn man geht davon aus, dass man jemanden trifft, heiratet und dann irgendwann Kinder bekommt. Und ich konnte das nicht.“

„Ich habe das Gefühl, dass ich das erste Mal seit langer Zeit mit der ganzen Situation im Reinen bin.“

"Früher habe ich mich gefragt, warum es ausgerechnet mir passieren musste, aber diese Erfahrung hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Und wenn ich damit etwas Positives machen kann, dann will ich das auch.“

Gillian Wolski

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