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Warum der Edeka-Werbespot so problematisch ist - und die Empörungswelle auch

Edeka versucht Mütter zu preisen, in dem es Väter als unterbelichtete Neandertaler darstellt. Das ist kein Kompliment, das ist ein Mittelfinger.

Vater und Sohn - laut Edeka passiert hier gleich ein Unglück (Bild: Getty Images)
Vater und Sohn - laut Edeka passiert hier gleich ein Unglück (Bild: Getty Images)

Am 12. Mai ist Muttertag (gern geschehen) und was läge näher, den Müttern dieser Welt zu danken, indem man zeigt, wie schlecht die Väter dieser Welt ihren Job machen? So ziemlich alles, aber das war Edeka wohl egal, als das Unternehmen seinen neuen Werbespot abgesegnet hat.

Den Empörungsbutton des Internets fest im Blick, untermalt der Spot in Schwarz-Weiß und Slow Motion jegliche Klischees des überforderten Vaters: Männer wissen nicht, wo ihre Kinder auf die Toilette gehen sollen, wofür ein Deckel auf einem Küchengerät sein könnte, wie man Haare bürstet, anklopft, redet, zuhört oder mit seinem Kind spielt, ohne es zu verletzen. Typisch Väter eben, haha!

Zwei Klischees mit einer Klappe

In gewisser Hinsicht ist der Clip fair: Er erregt die Empörungswut beider Geschlechter gleichermaßen. Die der Männer natürlich, weil sie im Hinblick auf Erziehung und Haushalt wie die letzten Neandertaler dargestellt werden. Und die der Frauen, weil die Schlussfolgerung daraus ist, dass sie sich auch weiterhin um die Kinder kümmern sollten. Zumindest, wenn sie sie am Leben halten wollen.

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Laut Edeka ist ein Mann in der Elternzeit also in etwa so sinnvoll wie ein Staubsauger ohne Stromanschluss, während Frauen von Gott mit einem Händchen für Haushalt, Kinder und Pflege gesegnet worden sind. Endlich wieder klare Verhältnisse. Ironie off. Edeka, das war kein Kompliment, das war ein Mittelfinger in das Gesicht jedes modernen Paares, das versucht, gleichberechtigt zu leben.

Das sagen die Twitter-Nutzer

Wer mal ein bisschen Zeit im Internet verbracht hat, dem dürfte jetzt schon klar sein, wie das Zementieren von veralteten Rollenbildern dort ankommt. Es folgt eine kleine Auswahl an Twitter-Reaktionen:

Man kann davon ausgehen, dass auch Jung von Matt, die Werbeagentur, die für den Spot verantwortlich ist, schon mal einen Blick ins Internet geworfen hat. Und die Reaktionen gerade bei sensiblen Themen wie Rollenklischees und Sexismus einkalkuliert sind. Ganz nach dem Motto: Wozu eine Idee, wenn man einfach einen Shitstorm kreieren kann? Leider liegen sie damit goldrichtig, denn natürlich hat Edeka nun die volle Aufmerksamkeit. Bis auch das Internet irgendwann versteht: Don’t feed the trolls.

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Nein, Schuld ist nicht der Feminismus

Zu allem Überfluss geht die Diskussion jetzt an vielen Stellen auch noch in eine ganz falsche Richtung: Manche Männer sehen in dem Spot “Männerhass” und geben dem Feminismus dafür die Schuld. Nein, liebe Männer, Feminismus ist für die Gleichberechtigung aller Geschlechter und will Frauen und Männer gleichermaßen von genau solchen Klischees befreien, wie sie in dem Spot gezeigt wurden.

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