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Warum haben wir eigentlich Angst in der Dunkelheit?

In der Dunkelheit kann einen das Gefühl des Ausgeliefertseins überkommen.
In der Dunkelheit kann einen das Gefühl des Ausgeliefertseins überkommen. (Bild: Getty Images / EyeEm / Michael Moeller)

Schwach beleuchtete Straßen, dunkle Räume oder ein Nachtspaziergang in der freien Natur können einem ganz schön Unbehagen bereiten. Was steckt dahinter?

Zum einen ist da die Urangst vor der Dunkelheit, die jeder Mensch aus Selbstschutz in sich trägt, weil die Dunkelheit schon zur Steinzeit mit Gefahr assoziiert wurde. Bis heute steckt das Gefühl in uns, dass einem in der Dunkelheit (eher) etwas passieren kann. Der Steinzeitmensch fürchtete Raubtiere, die nachts jagen, während der Mensch heutzutage abends unterwegs eher vor einem Überfall Angst hat.

Dass unser Sehsinn im Dunklen eingeschränkt ist oder komplett ausfällt, feuert die Furcht an. Wir müssen uns auf unsere anderen Sinne verlassen, die nicht so gut wie der dominante Sehsinn entwickelt sind: das Gehör, den Geruchssinn und den Tastsinn. Hören wir im Dunklen Geräusche oder sehen wir eingeschränkt Dinge, die wir nicht einordnen können, sind wir verunsichert und bekommen Angst. Die Situation wird als unvorhersehbar, unberechenbar und unheimlich bewertet. Es heißt auch, hinter der Angst vor Dunkelheit würden die Angst vor Ausgeliefertsein, Kontrollverlust und fehlendes Urvertrauen stecken. Ein psychologischer Erklärungsversuch.

Kinder und die Angst vor dem Dunklen

Dass in der Dunkelheit Gefahren lauern können, bekommen manche auch in der Kindheit vermittelt, wenn die Eltern ihnen sagen, sie müssen zuhause sein, bevor es dunkel wird. Oder wenn gruselige Geschichten die Angst befeuern. Kinder sind noch nicht so rational wie Erwachsene und können die Furcht nicht so gut bewältigen. Sie lernen dies aber mit der Zeit. Das Kind in einem ist es übrigens auch manchmal, wenn man als Erwachsener Angst aufkommen spürt.

Das Problem für viele ist aber nicht die Dunkelheit selbst, sondern es sind die Befürchtungen und Bilder, die im Kopf entstehen.

Wenn die Angst zur Panik wird

Die Angst vor der Dunkelheit hat ihren Sinn und ist bis zu einem gewissen Grad normal. Es gibt jedoch auch Menschen, die eine übertriebene Furcht vor der Finsternis haben und sich durch sie in ihrem Leben einschränken oder eingeschränkt fühlen. Sie bekommen regelrechte Panikattacken, wollen möglichst immer Licht haben und gehen nach Sonnenuntergang nicht mehr aus dem Haus. Die Fachbegriffe für die übertriebene Angst vor dem Dunklen lauten Skotophobie, Nyktophobie, Lygophobie und Achluophobie (skotos bedeutet Dunkelheit, nyktos Nacht, lyge Zwielicht und achlys Nebel).

Wie kann man die Angst überwinden?

"Face your fear": Bereits im Kindesalter sollte man sich der Angst vor der Dunkelheit stellen. (Bild: Getty Images / Stone / Todd Warnock)
"Face your fear": Bereits im Kindesalter sollte man sich der Angst vor der Dunkelheit stellen. (Bild: Getty Images / Stone / Todd Warnock)

Der Angst vor Dunkelheit steuert man am besten bereits im Kindheitsalter entgegen. Gut ist es, wenn Kinder Geschichten zu hören bekommen, die einen positiven Umgang mit der Dunkelheit zum Inhalt haben. Außerdem können Eltern ihren Kindern helfen Ängste abzubauen, indem sie sie ermutigen, sich ihrer Angst zu stellen. Das muss natürlich gefühlvoll passieren. Erwachsene können sich auf diese Art ebenfalls selbst helfen. In schweren Fällen ist eine professionell durchgeführte Verhaltenstherapie eine Option.

Wie funktioniert die Konfrontation mit der Angst? Die Situationen und Dauer werden gezielt ausgesucht. Man fängt beispielsweise mit einer Situation an, die einem am wenigsten Angst einflößt und stellt sich dieser zunächst nur kurz und allmählich immer länger. Wenn Angst aufkommt, sollte man versuchen, sie immer länger auszuhalten – irgendwann auch so lange, bis sie weggeht. Das tut sie nämlich. Allmählich entwickeln sich ein gutes Gefühl und Selbstbewusstsein im Dunklen.

Fazit

Finsternis kann man als unangenehm und sogar als schrecklich empfinden. Wenn die Angst nicht mehr normal ist und sogar körperliche Symptome wie Schwitzen, Zittern oder Übelkeit auslöst, lohnt es sich, gegen sie anzukämpfen. Eltern können ihren Kindern dabei helfen, zu furchtlosen und selbstbewussten Erwachsenen heranzuwachsen und ihnen vermitteln, dass eine gewisse Vorsicht in der Dunkelheit angebracht ist, man aber keine Angst haben muss.