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Warum normale Frauen keine Chance haben, einen passenden Bikini zu finden

Der Bikini wird heute 71 – und ist vom Freiheitsbringer zum Komplexproduzenten geworden (Bild: Rex Features)
Der Bikini wird heute 71 – und ist vom Freiheitsbringer zum Komplexproduzenten geworden (Bild: Rex Features)

Auf den Tag 71 Jahre ist es her, dass der französische Bauingenieur Louis Réard am 5. Juli 1946 in Paris den ersten Bikini der Welt präsentierte. Nun würden wir dem ehemaligen Freiheitsbringer aus Textil, der den weiblichen Bauch endlich öffentlich vorzeigbar und den korsettgleichen Ganzkörperbadeanzug hinfällig machte, ja eigentlich gerne ein Geburtstagsständchen singen – wäre da nicht das Problem, dass uns der Bikini in den Rücken gefallen ist.

Was heutzutage in den Läden hängt, passt größtenteils nämlich ausschließlich frisch in die Pubertät eingetretenen (und ergo noch recht kurvenlosen) Geschöpfen mit einem Körperfettanteil von Null, die am Strand bestenfalls nicht mehr tun, als sich mit eingezogenem Bauch die Beine einzucremen, Bewegung ansonsten aber scheuen.

Da wären die trägerlosen Modelle, gerne kombiniert mit Volants und Carmen-Dekolleté. In denen kann man zwar wunderbar für ein Selfie stillsitzen – Laufen geschweige denn Kontakt mit Wellen sollte man vorsichtshalber aber lieber meiden, außer man ist im FKK-Bereich unterwegs. Und selbst mit dem Selfie könnte es schwer werden – denn im Carmen-Dekolleté einen Arm zu heben, ist gar nicht so leicht, wie der hohe Stretch-Anteil der meisten Bikinistoffe hoffen lässt.

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Gerne kombiniert werden solche Tops derzeit mit High-Waist-Höschen. Die sehen in Size Zero zwar (manchmal, fast alle Männer sind da anderer Meinung!) ganz sexy aus – aber hat sich irgendein Designer mal Gedanken darüber gemacht, dass die Dinger in Größe 42 eher an Omas Kompressionsschlüpper erinnern?!

Ach, und diese Cut-outs und Straps! Erstens: Wer möchte denn bitte nach einem Strandtag aussehen wie ein Zebra? Und zweitens: Gibt es überhaupt irgendwen jenseits der Pubertätsgrenze, der in solchen Modellen keine hervorquellenden Speckröllchen an sich entdeckt, wo vorher noch nie welche waren?

(Und kann bitte jemand ein Gesetz zur Installation von weichem Licht in Umkleidekabinen durchdrücken , damit wir nicht feststellen müssen, dass unter schlechten Bedingungen auf eben jenen Speckröllchen selbst in der Bauchregion kleine Dellen prangen? Aber das ist ein anderes Thema.)

Die vielleicht größte Herausforderung aber sind die neuen, angeblich supersportlichen Surf-Bikinis. Die haben zwar ein Bustier-Top, auch als „High-Neck“ bezeichnet, das (wenn auch in Größe L oder XL) sogar einer erwachsenen Frau mit Durchschnitts-BMI passt – aber schon eine Kniebeuge in der Umkleidekabine zeigt: Was hierzu meist als Sporthöschen verkauft wird, offenbart umliegenden Surfern schon beim ersten Aufstehen mindestens einen gesamten Hintern und mit ein wenig Glück auch gynäkologische Detaileinsichten. Bewegungsfreiheit? Fehlanzeige, außer natürlich, frau möchte sich alle fünfzehn Sekunden an Schritt respektive Popo herumzuppeln, um den Sitz des XL-Höschens, das aber eher nach XXS aussieht, zu überprüfen.

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Nun soll das alles natürlich nicht heißen, dass kleine oder avantgardistisch geformte Bademode vom Markt geworfen gehört. Aber zum einen wäre es schön, wenn diese nicht dank Quetscheffekt selbst in Size 16 den Hintern von schätzungsweise 85 Prozent aller Frauen in vier Pobacken unterteilen würden. Und zum anderen wünschen wir uns – bei aller Vielfalt, die es schon gibt – auch mehr Auswahl bei Modellen für Frauen, die keine Mädchenfiguren mehr haben. Die gerne rennen, surfen, Beachball spielen oder ihre Kinder hochheben wollen. Und die auch im Bikini in den Spiegel gucken und sich so schön fühlen möchten, wie sie eigentlich sind.

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