Was bedeutet non-binär – einfach erklärt

Alles, was du über die nichtbinäre Geschlechtsidentität wissen musst

Non-binäre Flagge zeigen: Nemo aus der Schweiz beim Eurovision Song Contest 2024 in Malmö
Non-binäre Flagge zeigen: Nemo aus der Schweiz beim Eurovision Song Contest 2024 in Malmö (Bild: Martin Sylvest Andersen/Getty Images)

Non-binäre oder nicht-binäre Personen haben spätestens seit dem Schweizer Beitrag beim Eurovision Song Contest an Sichtbarkeit gewonnen. Nemo hat mit dem Song "The Code" nicht nur den ersten Sieg für die Schweiz seit Celine Dion im Jahr 1988 eingefahren, sondern auch dafür gesorgt, dass non-binäre Personen von anderen wahrgenommen werden. Nemos Erfolg soll nun dazu beitragen, die Anliegen nicht-binärer Personen in der Schweiz voranzubringen.

Während in der Schweiz nur "männlich" und "weiblich" als Optionen im Personenstandsregister existieren, gibt es in Deutschland seit 2018 auch die Möglichkeiten, seinen Geschlechtseintrag in "divers" zu ändern oder ihn ganz zu streichen. "Ich setze mich ganz klar für einen dritten Geschlechtseintrag ein", sagte Nemo gegenüber dem Schweizer Sender SRF. Nemos Bemühen scheinen bereits zu fruchten:. So schrieb Justizminister Beat Jans: "Lass uns bald zusammenkommen und über queere Rechte sprechen." Doch was genau bedeutet non-binär eigentlich?

Binär bedeutet "zweiteilig". Eine binäre Geschlechterordnung kennt also nur zwei Geschlechter, in die vermeintlich alle Menschen eingeordnet werden können. Wer sich allerdings selbst nicht eindeutig in einem dieser beiden Geschlechter wiederfindet, ist "non-binär oder "nicht-binär". Dafür werden auch andere Begriffe verwendet, etwa die englische Variante "non-binary" oder "genderqueer“".

In einfachen Worten erklärt: Non-binäre Personen identifizieren sich nicht oder nur teilweise mit einem der beiden binären Geschlechter "weiblich“ oder "männlich“. Nicht-binärität sagt also nur etwas über die Geschlechtsidentität einer Person aus, nichts jedoch über die Merkmale des Körpers oder die sexuelle Orientierung.

Nemo möchte deshalb auch nicht mit "er" oder "sie" angesprochen werden und ist damit nicht allein. Viele non-binäre Personen bitten ihre Mitmenschen darum, keine Personalpronomen für sie zu verwenden. Der Hintergrund dafür ist einfach: Im Englischen wird für non-binäre Personen das Pronomen "they" verwendet, im Deutschen gibt es allerdings noch keine etablierten Pronomen der dritten Person.

Der Begriff "non-binär", kurz "enby“, dient auch als Überkategorie für verschiedene Ausprägungen von Geschlecht. Das kann Unterschiedliches bedeuten: Manche Enbies haben beispielsweise überhaupt keinen Bezug zum Geschlecht, sehen sich also weder als Mann noch Frau. Andere empfinden ihr Geschlecht als eine Mischung aus Weiblichkeit und Männlichkeit oder auch aus anderen Geschlechtern. Wieder andere empfinden sich als genderfluid. Dabei handelt es sich um Personen, deren Geschlechtsidentität sich verschiebt oder flexibel verändert, statt konstant gleich zu bleiben.

Was ist non-binär? Nemo trägt mit seinem Sieg bei der Eurovision dazu bei, die non-binäre Community sichtbarer zu machen (Bild: ARND WIEGMANN / AFP)
Was ist non-binär? Nemo trägt mit seinem Sieg bei der Eurovision dazu bei, die non-binäre Community sichtbarer zu machen (Bild: ARND WIEGMANN / AFP)

So können non-binäre Personen beispielsweise auch gleichzeitig trans* und/oder inter* sein, müssen es aber nicht. Ebenso können trans* und inter* Personen sich als nicht-binär oder innerhalb des traditionellen binären Geschlechterschemas (Frau/Mann) verorten, oder auch eine ganz andere Geschlechtsidentität haben. Viele non-binäre Personen nutzen nicht-binäre Pronomen wie er_sie, sie_er, sier, x, why, per, they und viele mehr – oder verzichten vollständig auf Pronomen.

Während bei inter* Personen angeborene körperliche Merkmale nicht den klassischen Vorstellungen von "männlich“ und "weiblich“ entsprechen, dreht sich bei "nicht-binär" im Grunde genommen alles um die Geschlechtsidentität. Ähnlich wie bei trans* Menschen geht es darum, wie jemand sich selbst sieht und identifiziert.

Der Begriff "nicht-binär“ kann eine Erweiterung oder Abgrenzung zu "trans*" sein, aber auch eine komplette Ablehnung von Geschlechterzuordnungen. Während "trans*" beschreibt, wie Menschen sich von dem bei ihrer Geburt zugewiesenen Geschlecht distanzieren, steht "nicht-binär" für eine Identität außerhalb des traditionellen Zwei-Geschlechter-Systems.

Auch nicht-binäre Personen können geschlechtsbestätigende Maßnahmen benötigen, wie etwa die Änderung des Vornamens oder Personenstands, Hormontherapien oder verschiedene Operationen. Der Haken: Nach den bisherigen rechtlichen und medizinischen Vorgaben stehen diese Maßnahmen oft nur bestimmten trans* und inter* Personen zu.

Für nicht-binäre Menschen bedeutet das oft, dass sie sich einer dieser medizinisch und juristisch definierten Kategorien angleichen müssen, wenn eine vorgeschriebene Diagnose oder Begutachtung erforderlich ist. Das kann eine zusätzliche Belastung darstellen, da die bestehenden Systeme nicht immer die Vielfalt der Geschlechtsidentitäten abbilden.

Non-binäre Menschen flirten, daten und haben Sex wie alle anderen auch. Ihre eigene Geschlechtsidentität ist dabei erst mal unwichtig. Wenn überhaupt, ist das Geschlecht des Gegenübers interessant – aber auch da sind nicht-binäre Menschen wie alle anderen: Sie können hetero, homo, bi, pan, demisexuell oder auch asexuell sein.

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