Was können Verbraucher gegen Fast Fashion tun? Das raten Experten

Günstige Mode hat ihren Preis - nicht nur in Sachen Menschenrechte, sondern auch aus Sicht des Klimaschutzes. Doch was können Verbraucher gegen die Massenproduktion von Kleidung tun? Experten aus Umweltschutz und Textilindustrie haben einige Vorschläge.

Vintage toned portrait of a young beautiful brunette woman in London second hand marketplace. She is wearing casual clothes, black knitted sweater, looking through the second hand market stalls.
Fast Fashion macht es nahezu jedem möglich, sich regelmäßig mit neuer Kleidung einzudecken. Wie lässt sich dieser Shopping-Drang durchbrechen? (Symbolbild: Getty Images)

Fast Fashion - unter diesem Begriff wird Kleidung, die schnell, günstig und vor allem reichlich produziert wird, zusammengefasst. Also Modeketten, die in kurzen Abständen immer wieder neue, bezahlbare Kollektionen auf den Markt werfen und dadurch Massen an Klamotten in die Läden liefern, an den Kunden verkaufen und die Reste wieder aus dem Lager verfrachten.

Das dies alles andere als nachhaltig ist, liegt auf der Hand - und zwar nicht nur auf Seite des Herstellers, sondern auch der des Verbrauchers. Einer Studie der Ellen MacArthur Stiftung aus dem Jahr 2017 zufolge wird die Hälfte aller gekauften Kleidung von den Kunden innerhalb eines Jahres wieder entsorgt.

Die Textilbranche ist einer der schlimmsten Umweltsünder

Eine Verschwendung, die die Umwelt schmerzt, denn "die Modeindustrie ist eine der umweltschädlichsten Branchen der Weltwirtschaft und verbraucht eine gigantische Menge an Strom, Wasser und Umweltverschmutzung", wie Erin Wallace von dem Second-Hand-Unternehmen ThredUp der "Huffington Post" erklärt. Der US-Behörde Environmental Protection Agency zufolge sorgte die Textilindustrie allein im Jahr 2018 mehr als 2,1 Milliarden Tonnen Treibhausgase - das ist mehr, als Deutschland, Frankreich und Großbritannien zusammen produzierten.

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Verschwenderisch sind hierbei indes nicht allein die Discounter und Billigmarken. Vor wenigen Jahren berichtete die BBC, dass die Edelmarke Burberry unverkaufte Ware im Wert von knapp 40 Millionen Dollar vernichtet hatte.

Während sich diverse Marken mittlerweile der Nachhaltigkeit verschrieben haben und beispielsweise anbieten, alte Kleidung zurückzunehmen, um diese zu recyclen, bleibt der Vorwurf des Greenwashings - dass sich Unternehmen also allein zu PR-Zwecken ein grünes Image verpassen, aber keine echte Lösungen bieten. Lauren Bravo, Autorin des Buches "How To Break Up With Fast Fashion Notebook: A Guilt Free Guide to Changing the Way You Shop, for Good", erklärte zuletzt erneut auf Twitter, dass Recycling nicht das Problem der Milliarden an Kleidungsstücken, die jedes Jahr hektisch und unnötigerweise auf den Markt geworfen würden, lösen würde.

Was kann der Verbraucher tun? Lösung Nummer 1: Die Scheu vor Second Hand ablegen

Doch viele Kunden haben sich an häufige Shopping-Touren gewöhnt. Immer wieder locken Sales und neue Kollektionen in die Läden, und selten verlässt man sie, ohne etwas gekauft zu haben. Um diese Gewohnheiten zu durchbrechen, ist Umdenken nötig, wie Experten sagen.

Wallace rät, eigene Kleidung nicht wegzuwerfen, sondern weiterzuverkaufen und vor allem selbst bevorzugt Second-Hand-Shops und -Websites zu durchstöbern, bevor man sich ein neues T-Shirt kauft. "Je mehr Verbraucher Second Hand kaufen, desto weniger Nachfrage an neuer Textilproduktion gibt es", sagte sie "Huffington Post".

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Ohnehin würde es auf entsprechenden Seiten von Fast Fashion wimmeln. Wer sein Auge auf ein H&M-Shirt oder ein Zara-Kleid geworfen hat, findet es kurze Zeit später womöglich bereits auf Resale-Seiten.

Lösung Nummer 2: Weniger kaufen

Umweltexpertin Elizabeth Teo sieht letztlich nur eine dauerhafte Lösung: Die Menschen müssten sich daran gewöhnen, weniger Kleidung zu kaufen. Damit würde auch in Privathaushalten weniger weggeworfen werden.

Dazu gehört auch, im eigenen Kleiderschrank zu "shoppen". Bravo erklärt "Mashable", dass es sich lohnt, regelmäßig die eigene Garderobe zu durchforsten und seine ungetragenen Teile zu neuen Outfits zu kombinieren. Das würde verhindern, dass die vermeintlich ungeliebten Teile irgendwann entsorgt würden und außerdem den eigenen Stil beleben. "Wir nutzen oft nur zehn Prozent unserer Garderobe und tragen in vielen Fällen die gleichen Sachen jeden Tag immer wieder", sagt sie. Warum also nicht den alten Rollkragenpulli unter dem Sommerkleid tragen und so ein Herbst-Outfit schaffen? Oder das aussortierte Bandeau-Top über ein weißes Hemd ziehen? In den meisten Kleiderschränken verbergen sich wahre Capsule-Kollektionen.

A messy young women's closet is fill with many outfits of colorful clothing, shirts, and dresses.
Viele ungetragene Kleidungsstücke lassen sich kreativ kombinieren (Symbolbild: Getty Images)

Lösung Nummer 3: Nähen statt wegwerfen

Um das zu schaffen, sollte man sich ein Vorbild an den Großeltern nehmen. Das Lieblingsteil hat einen Riss? Der Reißverschluss der Jeans klemmt? Frühere Generationen hätten hier zum Nähzeug gegriffen, während solche Kleidungsstücke heute im Müll landen. Ein Unding, wie Designer Francisco Diaz findet. Er rät Fashionistas in der "Huffington Post", sich Grundkenntnisse im Nähen und Schneidern anzueignen, so könne man Kleidung mit Mängeln nicht nur reparieren, sondern aus alten Teilen auch etwas ganz Neues schaffen.

Bravo sagte "Mashable", dass sie häufig sogar Kleidung behält, die dauerhafte Flecken haben. Wenn alle Tricks und Hausmittel nicht mehr helfen - Trockenshampoo ist beispielsweise ihr Tipp für Öl-Flecken - lassen sich die Teile oft noch gut mit anderen Stücken kombinieren, die den Fleck verdecken. Und in vielen Fällen würde der Makel, der einen selbst so stört, anderen gar nicht auffallen.

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