Welke spottet über Sachsen: "Erzgebirge bald in Inzidenzgebirge umbenannt"

Versäumnisse beklagte Oliver Welke in der "heute-show": Es sei zu lange zu viel Rücksicht auf Impfgegner genommen worden. (Bild: ZDF)
Versäumnisse beklagte Oliver Welke in der "heute-show": Es sei zu lange zu viel Rücksicht auf Impfgegner genommen worden. (Bild: ZDF)

Die Impfpflicht komme, weil man zu lange Rücksicht auf die Impfgegner genommen habe, kritisierte Oliver Welke in der "heute-show". Geschossen wurde unter anderem gegen Sachsen - aber auch gegen die Koalitionsverhandler von den Grünen.

Mutti Merkel geht gerührt, aber zum Weinen ist nach wie vor die Corona-Lage - vor allem, weil durch Wahlkrampf und anschließende Machtübergabe "ohne Ende Zeit verplempert" wurde, wie Oliver Welke in der "heute-show" (ZDF) am Freitagabend feststellte.

"Das Gebot der Stunde lautet", so Welke, "Impfen bis die Nadel qualmt". Das sei der wichtigste Punkt der in der Bund-Länder-Runde beschlossenen härteren Corona-Maßnahmen. Ob das und die Einigung auf 2G im Einzelhandel helfe, damit Deutschland die Bezeichnung "Corona-Hotspot des Planeten" wieder losbekomme, sei trotzdem fraglich.

Die allgemeine Impfpflicht werde wohl kommen. Und warum? "Weil man", so Welke, "statt rechtzeitig 2G einzuführen, viel zu lange Rücksicht genommen hat auf Impfgegner und ihre zusammengegoogelten Wahnvorstellungen."

"Es wurde Zeit verschwendet": Bringen die neu beschlossenen Maßnahmen eine Wende in der Pandemie? (Bild: ZDF)
"Es wurde Zeit verschwendet": Bringen die neu beschlossenen Maßnahmen eine Wende in der Pandemie? (Bild: ZDF)

Sachsen weltführend in Sachen Inzidenzzahlen

Viele dieser Impfgegner kommen aus Sachsen, wo es eine "absurd niedrige Impfquote" aber viele AfD-Wähler gebe. "Sachsen wäre als unabhängiger Staat neben der Slowakei und Tschechien der Staat mit der höchsten Inzidenz der Welt", mahnte Welke. "Das Erzgebirge soll bald in Inzidenzgebirge umbenannt werden."

Aber nicht nur in Sachsen herrscht Alarmzustand. Drei Viertel aller Kliniken in Deutschland verschöben bereits planbare Operationen. Und in diese ohnehin angespannte Lage platzte nun auch noch die neue Omikron-Mutante aus Südafrika. Welke empfahl da "weniger Panik und deutlich mehr Geduld", außerdem müsse man sich doch um Omikron keinen Kopf machen, weil man ja "nicht mal die Delta-Variante in den Griff bekommen" hätte.

Welke mutmaßte zynisch, dass vielen Politikern die Aufregung um Omikron ganz recht käme, weil diese davon ablenke, was "die Politiker zuletzt alles verpennt, verbockt und zugelassen haben".

"Weniger Panik, mehr Geduld" empfahl Oliver Welke im Zusammenhang mit der neuen Omikron-Mutante. (Bild: ZDF)
"Weniger Panik, mehr Geduld" empfahl Oliver Welke im Zusammenhang mit der neuen Omikron-Mutante. (Bild: ZDF)

Der neue Bankenslogan: "Wenn's um Geld geht Arschlecken!"

Zur Viruslast käme nun auch noch die Inflationslast. 5,2 Prozent betrug die Inflation im November, so hoch war der Wert letztmals kurz nach der Wiedervereinigung. Alles werde teurer und jetzt werde es richtig dramatisch. Welke: "Sogar der Bierpreis geht hoch! Wo ist der Krisenstab, wenn man ihn wirklich braucht?"

Die privaten Verbraucher würden dabei doppelt zur Kasse gebeten: durch hohe Preise und Minussparzinsen. Zwar hätten deutsche Sparer im Corona-Jahr 2020 zusätzliche 100 Milliarden Euro auf die Seite gelegt, allerdings würden sie 2021 durch die "Zumutung" (Welke) der Negativzinsen 116 Milliarden verlieren.

"In der Todeszange zwischen Inflation und Negativzinsen blutet der private Sparer leise vor sich hin", so Welke, nur die Banken brächten es fertig, noch an den Negativzinsen zu verdienen. Das Geld des kleinen Mannes wollten sie indes nicht, ihm lieber dubiose Verträge oder Fonds verkaufen. Die "heute-show" gab den neuen Werbeslogan bekannt: "Wenn's um Geld geht Arschlecken".

Noch nicht Kanzler, aber schon eine neue Virus-Variante als Problem am Hals: Olaf Scholz. (Bild: ZDF)
Noch nicht Kanzler, aber schon eine neue Virus-Variante als Problem am Hals: Olaf Scholz. (Bild: ZDF)

Gelber Stolz: FDP Sieger der Koalitionsverhandlungen

Wohin man auch wegschaut: Probleme, trübe Mienen. Nur bei der FDP nicht. Warum? "Weil sie der klare Sieger der Koalitionsverhandlungen ist." Die "heute-show" stellte das neue Parfüm der Partei vor. "L'Iberale - der Duft, der Grüne provoziert". Im Trailer wurde sehr schön der besondere Wert herausgearbeitet: "Der Moment, wenn du als kleinste Partei in den Verhandlungen die nicesten Ministerposten abgesahnt hast, weil die anderen zu doof waren".

Vor allem, dass Volker Wissing neuer Verkehrsminister werden wird, ist ein besonderer Coup, beraubt er doch den "größeren" Koalitionspartner, die Grünen, seiner Kernkompetenz. Eigentlich sei doch, so meinte Welke, die Verkehrspolitik ein Grund gewesen, die Grünen zu wählen. Dass diese "freiwillig auf den Posten" verzichteten, lässt viele Grüne hadern und die Autolobby jubeln. Denn es wird kein Tempolimit geben, keine Verkehrswende und auch nicht weniger Autos. Dafür würden Pendlerpauschale, Dienstwagenprivileg und Dieselsubventionen bleiben.

Welke: "Wissing ist schon jetzt der erklärte Schutzheilige aller Dieselpiloten. Sein Geburtstag werde zum Feiertag ("Aller-Eiligen") erklärt und Volker "wird zum beliebtesten Kindernamen 2022 - für Jungen und Mädchen."

Haben die Grünen eine ihrer früheren Kernkompetenzen, das Verkehrsressort, für Vizekanzlerschaft und Außenministerium verschenkt? (Bild: ZDF)
Haben die Grünen eine ihrer früheren Kernkompetenzen, das Verkehrsressort, für Vizekanzlerschaft und Außenministerium verschenkt? (Bild: ZDF)

Domino Day bei den Grünen: "Wer fällt zuerst um?

Auch ein "Fahrradland Deutschland" werde es nicht geben, meinte wiederum Till Reiners. Autofahrer würden ohnehin stets als Sündenböcke benutzt und von den Radfahrern gedisst ("Das ist der Hubraumneid der Radfahrer."). Fahrradwege seien zudem "was für Feiglinge." Reiners: "Jede Straße ist immer auch ein Fahrradweg - aber halt einer, der aufregend bleibt."

Reiners räumte durchaus ein, das einem angesichts der grünen Verkehrspläne angst und bange werden könnte, aber "zum Glück hat sich die FDP auf ganzer Linie durchgesetzt". Dies auch, weil die Grünen, kaum in der Regierungskoalition, "Domino Day" gespielt hätten: "Wer fällt zuerst um?"

Die Stimmung bei den Grünen sei aber auch aus anderen Gründen nicht so rosig. Kaum dürfe die Partei regieren, so Welke, erfahre sie, dass "Politik ein gnadenloses Business ist - auch bei den Ökos." Darüber, dass Anton Hofreiter als Landwirtschaftsminister zugunsten von Cem Özdemir ausgebootet wurde, herrsche Zwist zwischen Fundis und Realos. Welke: "Fast wie in alten Zeiten."

Klarer Sieger bei den Koalitionsverhandlungen und Liebling aller Autofahrer: die FDP. (Bild: ZDF)
Klarer Sieger bei den Koalitionsverhandlungen und Liebling aller Autofahrer: die FDP. (Bild: ZDF)

Ist Habeck ein Verkehrswendehals?

Welke äußerte zwei hintersinnige Thesen: "Kann es sein, dass der kantige Hofreiter einfach nicht mehr zu den plattgebügelten Manufaktumgrünen von heute passt?" Sein Argument: "Die fünf designierten MinisterInnen sind ja so schön, da braucht man nicht mal Photoshop". Und Cem Özdemir könne "gleich morgen Werbung für Espresso machen."

Der linke Flügel der Grünen trauert vor allem auch, weil die Partei ohne Gegenwehr auf den Verkehrsminister verzichtete, obwohl gerade in diesem Resort grüne Politik durchaus vonnöten wäre. Welkes These: "Kann es sein, dass die Grünen für das Außenministerium auf den Verkehr verzichtet haben, damit Annalena Baerbock ein bisschen populärer wird?"

Wenn dem so sei, so Welke, dann sei der Preis sehr hoch: Im Koalitionsvertrag finde sich das Wort Verkehrswende genau nullmal. "Für eine Umweltpartei ziemlich wenig." Welkes abschließende Frage: Ist der neue grüne Vizekanzler Robert Habeck ein "Verkehrswendehals"?

Die Banken jammern, aber die kleinen Sparer bluten vor sich hin und leiden unter Negativzinsen.  (Bild: ZDF)
Die Banken jammern, aber die kleinen Sparer bluten vor sich hin und leiden unter Negativzinsen. (Bild: ZDF)