Wer kauft wirklich in den Designer-Geschäften am Flughafen ein?

Während herkömmliche Einkaufszentren über sinkende Einnahmen klagen, können sich die Geschäfte in den Flughäfen nicht beschweren.

Flughäfen sind ein Lichtblick im kriselnden Einzelhandel – Luxusgeschäfte profitieren von Kunden, die an einem Ort festsitzen, viel Zeit bis zum Abflug haben und Geld ausgeben wollen. Beim Shoppen am Flughafen geht es schon lange nicht mehr nur um Duty-Free-Kosmetikartikel und Alkohol. Gut betuchte Reisende können ganz bequem eine Chanel Gabrielle Handtasche zu ihrem Handgepäck hinzufügen. Und der Flughafen London Heathrow wird für diese Art von Geld-Verprassen immer beliebter.

Zusätzlich zu den unzähligen Luxusgeschäften am Flughafen Heathrow hat der Verkehrsknotenpunkt vergangenen Oktober einen Personal Shopper Service eingeführt. Über diesen Service haben schon über eine Million VIP-Reisende einen der 24 Stylisten beauftragt, Kleidung und Accessoires für sie auszusuchen, während sie in einer von Heathrows VIP-Lounges warten. Promis und Modeliebhaber wie Model Lily Aldridge haben ihre Reisen durch die VIP-Lounges auf Instagram dokumentiert – und die Beliebtheit und das Prestige des Flughafens scheinen unaufhaltsam zu wachsen.

Ein Sprecher von Heathrows VIP-Service sagte, dass die Kunden, die diesen Service nutzen, im Schnitt mehr als 3.000 Euro ausgegeben. Der teuerste Einkauf, der in der Personal Shopping Lounge auf einmal getätigt wurde, waren drei Rolex-Uhren und drei Tudor-Uhren, die ein chinesischer Unternehmer für umgerechnet 52.700 Euro kaufte.

In Heathrow werden viele der großen Einkäufe von arabischen und chinesischen Kunden getätigt – die meisten kaufen etwas von Louis Vuitton, Chanel oder Cartier. Aber im vergangenen Jahr war ein Geschäft am Flughafen Heathrow bei den Kunden ganz besonders beliebt: Gucci.

Blake Henke, ein 30-jähriger Software Manager aus Florida, gab zwar nicht so viel aus wie der chinesische Unternehmer, aber auch er kaufte etwas, als er am London Heathrow auf seinen Anschlussflug wartete. Er schaute sich in den Geschäften am Flughafen Heathrow genau um und gab letztendlich 176 Euro im Geschäft Thomas Pink aus. Und er sagt, dass, wenn er mehr Zeit gehabt hätte, er wahrscheinlich noch mehr gekauft hätte.

Henke, der in den vergangenen vier Jahren mehr als sechs Mal über Heathrow geflogen ist, sagt, dass die Geschäfte „definitiv“ besser sind als jene in den amerikanischen Flughäfen und fügt hinzu, dass auch Roms Leonardo da Vinci-Fiumicino Flughafen tolle Einkaufsmöglichkeiten hat (so wie Heathrow hat auch der Flughafen in Rom einen Personal Shopper Service für Reisende, die gerne etwas von Designern wie Fendi und Max Mara kaufen möchten).

„In den USA scheint es vor allem Geschäfte mit touristischen Andenken zu geben oder man hat 58 Buchläden”, sagt Henke. „Aber Heathrow ist anders, hier fühlt man sich wie in einem richtigen Einkaufszentrum und so kam es dazu, dass ich einfach durch einige Geschäfte schlenderte und ein paar Dinge mitnahm, die mir ins Auge fielen.“

Das lässt Luxusgeschäfte wie Burberry, die englische Marke, die für ihre Karomuster und legendären Trenchcoats berühmt ist, aufhorchen. Und so hat das Label nun bis zum 7. August einen eigenen Pop-up Shop im Flughafen Heathrow mit einem Heißluftballon dekoriert. Und wenn Sie dort einkaufen, können Sie auch eine persönliche Burberry Postkarte erstellen.

Mehr Reisende am Flughafen Heathrow bedeutet auch mehr Anreiz für die großen Marken, Geschäfte zu eröffnen. Analysten erwarten, dass dieses Jahr mehr als 76 Millionen Passagiere den Flughafen Heathrow nutzen, eine Million mehr als geschätzt. Die Ausgaben an Flughäfen betrugen 2016 weltweit insgesamt 33,5 Mrd. Euro, eine Zahl, die in den nächsten Jahren laut Schätzungen um 27 Prozent ansteigen wird.

Henke trifft den Nagel auf den Kopf: „Reisende am Flughafen als Zielgruppe ist eine brillante Idee. Da gibt es eine ganze Menge an verfügbarem Einkommen, das durch diese Geschäfte läuft.“

Alexandra Mondalek