Nach Werbe-Boykott: Facebook verliert 56 Milliarden Dollar Börsenwert an einem Tag

Aus Protest gegen den Umgang mit Hasskommentaren und Fake News wollen gut 90 Unternehmen ihre Werbung auf den Portalen Facebook, Instagram und Twitter stoppen. Der Börsenwert des Zuckerberg-Konzerns brach in der Folge erheblich ein.

Rund 90 Unternehmen haben angekündigt, ihre Werbung in den sozialen Netzwerken von Facebook vorläufig zu stoppen. Dies geht aus der Liste der Initiative #StopHateForProfit hervor, die den aus Sicht der Werbetreibenden zu laschen Umgang von Facebook mit Hasskommentaren und Falschinformationen anprangert. Innerhalb nur eines Tages verloren die Facebook-Aktien gut acht Prozent, was der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge einem Wertverlust von 56 Milliarden Dollar enstspricht - umgerechnet etwa 53 Milliarden Euro.

Die Initiative #StopHateForProfit wurde Mitte Juni dieses Jahres von Bürgerrechtsorganisationen gegründet. Ziel der Aktion ist es, gegen den laschen Umgang von Facebook mit Hasskommentaren, abwertenden Inhalten sowie Fake-News-Kampagnnen zu protestieren. Eine entsprechende Liste auf der Website der Initiative führte am Freitag rund 90 Namen von Unterstützern, darunter namhafte Unternehmen wie den Autobauer Honda und den Konsumgüterriesen Unilever. Weitere Konzerne wie die Kaffeehauskette Starbucks und der Schokoladenhersteller Hershey haben ebenfalls angekündigt, sich an dem Boykott zu beteiligen. Berichten der Zeitung "USA Today" zufolge wolle Hershey im Juli keine Anzeigen schalten. Außerdem sollten die Ausgaben für Facebook und Instagram im restlichen Jahr um ein Drittel gekürzt werden. Starbucks kündigte an, seine Werbung bis auf Weiteres auszusetzen.

Auch Coca Cola will seine Werbung in sozialen Netzwerken weltweit pausieren lassen. "Es gibt keinen Platz für Rassismus in der Welt und keinen in den Sozialen Medien", heißt es in einer Mitteilung von Konzernchef James Quincey. Der Konzern wolle nun seine Werbestrategien überprüfen und gegebenenfalls ändern. "Wir erwarten auch mehr Verantwortlichkeit und mehr Transparenz von unseren Social-Media-Partnern", heißt es weiter. An dem Boykott wolle sich Coca Cola allerdings nicht beteiligen, wie Sprecher betonten.

Mark Zuckerberg kündigt Änderungen an

Die Diskussion um Facebooks Umgang mit Hassbotschaften war im Zuge der Proteste gegen den Tod des Afroamerikaners George Floyd erneut aufgeflammt. Firmenchef Mark Zuckerberg hatte sich geweigert, gegen einen fragwürdigen Post von US-Präsident Donald Trump ("Wenn das Plündern beginnt, wird geschossen.") einzuschreiten. Dafür wurde er auch von einigen Mitarbeitern kritisiert. Aufgrund des wachsenden Drucks kündigte Zuckerberg am Freitag ein härteres Vorgehen gegen Hassnachrichten an. Zudem sollten Falschmeldungen unmittelbar vor der US-Präsidentenwahl fortan gelöscht werden. Dasselbe gilt für Werbungen mit abwertenden Botschaften. "Ich stehe gegen Hass und alles, was zu Gewalt anstachelt", sagte der 36-Jährige. All jene Facebook-Inhalte, die gegen die Richtlinien des sozialen Netzwerks verstoßen, aber aufgrund eines prominenten Absenders nachrichtenrelevant sind, sollten zwar bestehen bleiben, allerdings mit einem Hinweis versehen werden.

Einige Unternehmen sehen diese Ankündigung dennoch skeptisch: "Wir glauben nicht, dass Facebook gewalttätige und spalterische Reden auf seinen Plattformen effizient verwalten wird", schrieb etwa der Schokoladenhersteller Hershey in "USA Today", denn bislang habe der Konzern keine Veränderungen zugelassen. Doch womöglich führt der Druck aus der Werbewirtschaft ja jetzt zu einem Umdenken: Nahezu der gesamte Umsatz des Unternehmens Facebook wird aus Werbeeinnahmen generiert.