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Wie die "Free The Nipple"-Bewegung entstand

Die Aufregung um ein GNTM-Model und die "Oben-Ohne-Entscheidung" eines Berliner Gerichts haben die Debatte um die Zensur des weiblichen Körpers erneut befeuert. Schon länger wehrt sich die "Free The Nipple"-Bewegung dagegen.

Unbedeckte weibliche Brüste sorgen immer noch für Aufregung. Die #FreeTheNipple-Bewegung will das ändern. (Bild: REUTERS/Brian Snyder)
Unbedeckte weibliche Brüste sorgen immer noch für Aufregung. Die #FreeTheNipple-Bewegung will das ändern. (Bild: REUTERS/Brian Snyder)

Männer zeigen ihre freien Oberkörper bei jeder Gelegenheit. Im Schwimmbad, im Park, beim Joggen, auf Bühnen und auf Konzerten. Doch das Gleiche gilt noch immer nicht für Frauen. Gegen diese Ungleichbehandlung gibt es wachsenden Protest.

Das Berliner-Oben-Ohne-Urteil

In Berliner Schwimmbädern ist es Frauen jetzt erlaubt, wenn sie möchten, ohne Oberteil zu schwimmen. Das entschied die zuständige Behörde der Landesregierung und gab damit der Beschwerde einer Klägerin recht. Künftig werden die Bäder die Badeordnung geschlechtergerecht anwenden, hieß es in der Begründung. Die Aufregung über die Entscheidung war groß, auf der einen Seite wurde sie als wichtiger Schritt für die Gleichberechtigung gefeiert, auf der anderen beklagte man einen moralischen Sittenverfall.

GNTM-Model mit "Free The Nipple"-Botschaft

Für ähnliche Aufregung sorgte auch die ehemalige "Germany's next Topmodel"-Kandidatin Theresia Fischer. Das Model will sich nicht einschränken lassen und zeigte diese Botschaft deutlich mit einem Foto. Sie wolle sich für ihre Brüste nicht schämen, schrieb die 30-Jährige dazu. Auf ihrem Instagramprofil teilte Fischer den aufsehenerregenden Post zu einem Porträt, das sie komplett nackt zeigt. Lediglich ihre Brustwarzen sind mit kleinen Regenbogenherzen abgeklebt. Auf ihrer Brust steht der Satz: "FREE THE", den die meisten User*innen sofort mit "Nipple" beenden können.

Ex-GNTM-Model: Sie will sich für Brüste "nicht schämen" und zieht komplett blank

Der anschließende Shitstorm zeigte, wie umstritten das Zeigen des weiblichen Körpers nach wie vor gesellschaftlich ist. Vor allem in den Sozialen Medien sorgt die ungleiche Behandlung von männlichen und weiblichen Brustwarzen immer wieder für Diskussionen.

Wie die #FreeTheNipple-Bewegung entstand

Die Bewegung, auf die sich Fischer mit ihrem Post bezog, entstand bereits vor mehr als zehn Jahren, als die Regisseurin Lina Esco dokumentierte, wie sie mit freiem Oberkörper durch New York City lief. Der Hashtag dazu lautete #FreeTheNipple. Soziale Netzwerke wie Facebook verbannten die Videos von ihren Seiten.

Doch in der Folge solidarisierten sich zahlreiche prominente und nicht-prominente Frauen unter dem Hashtag. Es geht ihnen um Gleichberechtigung und Selbstbestimmung. Stars wie Cara Delevingne protestierten gegen die ungleiche Behandlung von Männer- und Frauenbrüsten.

Auch die Regisseurin und "Girls"-Star Lena Dunham zeigte sich mit abgeschminkten Nippeln um auf die Doppelmoral hinzuweisen.

Sängerin Alanis Morissette schloss sich den Protesten ebenfalls früh an. Sie postete ein Foto von sich beim Stillen ihres Babys. Auch das ist ein Thema, mit dem Frauen oft konfrontiert werden. Immer wieder gibt es vor allem in den USA Ärger um Mütter, die in der Öffentlichkeit stillen, doch auch hierzulande ist es längst keine Selbstverständlichkeit.

Einen Schritt weiter ging US-Comedian Chelsea Handler. Sie postete ein Bild von sich in der berühmten Putin-Pose mit nacktem Oberkörper auf einem Pferd und schrieb dazu: "Das hier aus dem Netz zu nehmen ist sexistisch. Ich hab jedes Recht zu zeigen, dass ich einen besseren Körper als Putin habe." Das Foto postete sie auf Twitter, das wie auch Pinterest deutlich lockerere Regeln zu weiblicher Nacktheit hat, als Facebook und Instagram.

Social-Media Plattformen und das Problem der Zensur

Zu den lautstärksten Stars, die sich für eine Gleichbehandlung des weiblichen Körpers einsetzen, gehört Miley Cyrus. Schon mehrfach sprach die Sängerin in Talkshows über das Thema. Auch Cyrus zeigte sich bei Auftritten und auf ihren Social-Media-Profilen oben ohne. Immer wieder werden die Fotos aber von Instagram und Co. gelöscht. Unter einem davon schrieb die 30-Jährige: "Ich kann immer noch nicht glauben, dass meine falschen Titten zensiert werden."

Ein viraler Versuch, die Online-Zensur lächerlich zu machen, zeigte Nahaufnahmen von verschiedenen Brustwarzen, bei denen man nicht mehr unterscheiden konnte, ob sie zu einem Mann oder einer Frau gehörten.

Die Schwimmbad-Frage und Nackt-Demos

In den USA gibt es bis heute zwei Bundesstaaten, in denen das Zeigen des weiblichen Oberkörpers komplett verboten ist: Indiana und Tennessee. Doch auch in vielen anderen Staaten gelten Einschränkungen im Bezug auf das Zeigen des weiblichen Körpers. In Frankreich hatte eine Entscheidung in Grenoble für Aufregung gesorgt, wo zunächst das Tragen eines Burkinis und auch das Oben-Ohne-Baden erlaubt worden war. Das Stadtparlament hob die Entscheidung nach einem Einspruch aber wieder auf. In England gibt es immer wieder "Free The Nipple"-Demos. Zuletzt versammelten sich im August 2022 in Brighton hunderte Frauen mit freiem Oberkörper, um gegen "Doppelmoral, Nippel-Zensur und unerwünschte Sexualisierung" zu protestieren.

Im Video: "Oben ohne" für Frauen bald auch in Kölner Schwimmbädern erlaubt