Periodenunterwäsche: Wieso ist es so schwierig, in Frauen-Produkte zu investieren?

In “Die Höhle der Löwen” kam es für keinen der männlichen Investoren infrage, die Periodenunterwäsche von Ooshi zu unterstützen. Keine Überraschung für die Gründerinnen. Aber ein Problem: Die Angst männlicher Investoren vor weiblichen Themen hat immerhin Folgen für die Hälfte der Weltbevölkerung.

Die Gründerinnen von Ooshi: Kristine und Kati (Bild: Ooshi)
Die Gründerinnen von Ooshi: Kristine und Kati (Bild: Ooshi)

Tampon-Steuer in den Medien, Menstruations-Zelte auf Festivals, Periodenunterwäsche im Fernsehen: Der weibliche Zyklus und seine “Erdbeerwoche” entwickelt sich langsam immer mehr vom Tabu zum viel besprochenen Thema.

Dass das Thema noch lange nicht bei den Herren der Schöpfung angekommen ist, das konnte man beim Finale der Sendung “Die Höhle der Löwen” sehen. In der Investoren-Show hatten sich die Gründerinnen von Ooshi vorgestellt, einer Firma die Unterwäsche herstellt, die Cups, Tampons oder Binden während der Periode überflüssig macht.

Kreativer Protest: Mit "Tampon-Keksen" für Hygieneprodukte

Zielgruppe immerhin die Hälfte der Menschheit, ein ziemlich sicheres Millionengeschäft. Investieren wollte allerdings nur Judith Williams. Keine große Überraschung für die Gründerinnen: Mit dieser Abneigung würden sie täglich konfrontiert, sagt Ooshi-Gründerin Kristine im Gespräch mit “Bento”. Im Businesskontext würden sich viele Männer abwehrend dem Produkt und dem Themenbereich gegenüber äußern.

Kein Männerprodukt - keine Investition

So sagte Frank Thelen knapp, die Periodenunterwäsche sei zwar ein gutes Produkt, aber es würde für ihn als Investor nicht passen. Carsten Maschmeyer wurde etwas konkreter: Es sei kein typisches Männerprodukt, also gar kein Männerprodukt, als männlicher Investor scheide er also aus.

Nach dieser Logik müsste Maschmeyer zu jeder seiner bisherigen Investitionen eine direkte Verbindung haben. Demnach ernährt er sich also von Low-Carb-Pizzen (Lizza) und Vitaminkapseln (Veluvia), trägt bayerische Tracht (Limberry) und stellt sich öfter mal in Videoform verschiedenen Arbeitgebern vor (Talentcube) – alles Start-ups, in die er bereits investiert hat. Ganz abgesehen von MovEAiD, einer Technik, die teilweise gelähmten Menschen helfen soll.

Abgesehen davon, dass dem Markt damit Millionengewinne verloren gehen, verhindert diese Berührungsangst von männlichen Investoren mit weiblichen Themen Innovation, die Frauen zugutekommen würden.

Innovationen für Frauen werden verhindert

Während das Geschlechterverhältnis in der Jury von “Die Höhle der Löwen” mit 3 zu 2 fast ausgewogen ist, sieht das in der “echten” Welt anders aus. “Es wäre fatal, wenn alle Geschäftsideen für die weiblichen 50 Prozent der Bevölkerung nur von der Handvoll existierenden Investorinnen unterstützt würden”, so Kristine.

Männlich dominierte Start-up-Szene: Wie es diese Frauen geschafft haben

Die Befürchtung teilen Studien aus den USA: So hat das Babson College in Massachusetts 2017 erfasst, dass nur etwa drei Prozent des Risikokapitals von 2011 bis 2013 in den USA an Start-ups ging, die von Frauen geführt wurden. In Zahlen: 1,5 Milliarden Dollar gingen an Geschäftsideen von Frauen, 50 Milliarden Dollar an die von Männern. Den Forschern zufolge waren die Start-ups von Männern dabei nicht erfolgreicher als die von Frauen.

Die Ooshi-Gründerinnen – die seit ihrem Markteinstieg auch schon zweimal ausverkauft waren – haben sich letztendlich gegen die Investition von Löwin Williams entschieden, nachdem diese eine Beteiligung von 30 Prozent gefordert hatte. Nun wollen sie ihre Millionen alleine scheffeln.

VIDEO: Bindenmarke zeigt, wie die Periode wirklich ist