Women’s Tennis Association wegen „sexistischer“ Umfrage zu Outfits in der Kritik

Die Deutsche Carina Witthoeft spielte am 7. Juli in Wimbledon gegen die Ukrainerin Elina Vitolina. (Bild: Getty Images)
Die Deutsche Carina Witthoeft spielte am 7. Juli in Wimbledon gegen die Ukrainerin Elina Vitolina. (Bild: Getty Images)

Die Women’s Tennis Association (WTA) wird im Internet gerade für einen Tweet kritisiert, den sie an ihre 660.000 Follower geschickt hat. Der Tweet zeigt Bilder von fünf Tennisspielerinnern und bittet die Leute, für die bestgekleidete Spielerin in Wimbledon abzustimmen. Der Tweet verlinkt auf eine Umfrage auf der WAT-Webseite, die eine Übersicht der vorgeschriebenen weißen Outfits der Spielerinnen zeigt, von Kristina Mladenovic bis zu Petra Kvitova, die sie auf den Rasenplätzen trugen. Dazu gab es noch Details zu den Outfits der Sportlerinnen wie „feminines Flair“ und „feminine Falten“.

#Wimbledon Wer war am besten gekleidet?

ABSTIMMEN–>

„Echt jetzt, WTA?”, fragte ein User. „Sie sind Sportlerinnen, sie reden über ihre Erfolge und nicht über ihr Äußeres.“ „Hört auf, die Leute zu bitten, diese tollen Athletinnen als Objekte zu betrachten und stellt ihr Talent nicht hinter die Frage, wer in einem Kleid am besten aussieht“, schrieb jemand anderer. Ein weiterer User fragte: „Gibt es auch einen Wettbewerb dazu, wer von den Männern am besten gekleidet war?“. Anmerkung der Redaktion: Nein, den gibt es nicht. Die WTA wollte sich gegenüber Yahoo Style nicht dazu äußern.

Die Verbindung von Sport und Sexismus ist gut dokumentiert und leider stetig wachsend. Eine neue Studie der University of Missouri fand heraus, dass mediale Mikro-Aggressionen gegen Athletinnen zwischen 2012 und 2016 um 40 Prozent angestiegen sind. Zu diesen Mikro-Aggressionen gehören sexuelle Objektifizierung, schlechtere Behandlung von Athletinnen im Vergleich zu Athleten, sexistische Witze oder Sprache und der Fokus auf den Körper der Sportlerinnen statt auf ihre sportlichen Erfolge.

Eine der Autorinnen der Studie, Dr. Cythia Frisby, Associate-Professorin für strategische Kommunikation an der Missouri School of Journalism sprach mit Yahoo Style über den WTA-Tweet. „Dieser Tweet bestätigt unsere Ergebnisse, da er deutlich zeigt, dass Athletinnen kaum für ihre sportlichen Erfolge, sondern viel mehr wegen ihres Aussehens bekannt sind. Mir fielen auch die Fotos auf“, sagt sie. „Betonung auf Körperteile und wie eine Frau in den Shorts aussieht – das ist eindeutige Objektifizierung.“ Frisby spricht auch die fehlende Vielfalt in den Bildern an: „Warum sind die Sportlerinnen, die sie ausgewählt haben, alle Weiße“, fragt sie.

Tennis hat eine schwierige Vergangenheit hinsichtlich Sexismus und Chancengleichheit. Zwar spielen Frauen schon seit Jahrhunderten Tennis, trotzdem kämpfen sie im 21. Jahrhundert noch immer gegen Sexismus auf dem Platz. 2015 bat ein TV-Moderator die Tennisstars Eugenie Bouchard und Serena Williams „sich mal umzudrehen“, nachdem sie ihre jeweiligen Spiele bei den Australian Open gewonnen hatten. Es gibt auch die weit verbreitete Auffassung, dass Männer-Tennis wichtiger ist als die Spiele der Frauen, obwohl die Spiele der Frauen viel schneller ausverkauft sind als die der Männer. Der ehemalige Champion Raymond Moore sagte einmal, dass Tennisspielerinnen „auf der Erfolgswelle der Männer“ schwimmen würden und der Spieler Novak Djokovic veröffentlichte eine nicht-entschuldigende Entschuldigung, nachdem er geäußert hatte, dass er das Gefühl habe, Tennisspielerinnen müssten mit Herausforderungen wie „den Hormonen und solchem Zeug“ klarkommen. Und erst diesen Monat dominierte Sexismus die Tennis-Nachrichten, als der ehemalige Spieler John McEnroe Serena Williams‘ Fähigkeiten in Frage stellte. „Wenn sie im Wettbewerb der Männer spielen würde, wäre sie wohl die 700. der Welt“, sagte er.

Und als wäre das noch nicht genug, steht Wimbledon dieses Jahr in der Kritik dafür, wie die Spiele der Männer und Frauen geplant wurden, denn eine Analyse zeigte, dass die Wimbledon-Organisatoren die Spiele der Männer denen der Frauen vorzogen. Ein Artikel im „Guardian“ beschreibt es wie folgt: „Gib den Männern bessere Zeiten als den Frauen, strukturiere die Veranstaltung so, dass das Männer-Einzel wie eine Hauptveranstaltung erscheint und die Spiele der Frauen als Nebenschauplatz und tue dann überrascht, wenn der normale Tennisfan sich mit den Spielen der Männer besser auskennt und diese höher schätzt.“

Es gibt einige Fortschritte im Hinblick auf Sexismus beim Tennis – zum Beispiel werden Frauen und Männer beim Tennis im Vergleich zu anderen Sportarten gleichberechtigter bezahlt, wenn auch nicht vollkommen gleich. Deshalb kämpfen Frauen nach wie vor einen schweren Kampf, ernst genommen zu werden. Und während so etwas wie ein Tweet über Outfits inkonsequent erscheint, kommen in der Realität all diese kleinen Momente zusammen und ergeben ein Gesamtbild, wie Sportlerinnen und ihre Sportart wahrgenommen werden. Und wenn eine frauengeführte Organisation wie die Women’s Tennis Association sich auf die Kleidung von Spielerinnen konzentriert, dann sendet das eine Botschaft darüber, was als wichtig angesehen wird. Wenn diese Frauen sich auf die Ästhetik konzentrieren und nicht auf das Spiel, was sollte dann andere Leute davon abbringen, genau dasselbe zu tun?

Elena Sheppard