Ich bin den Xiaomi SU7 gefahren, das erste Auto des Smartphone-Herstellers – darum ist es fantastisch

Der Xiaomi SU7.  - Copyright: Mark Andrews
Der Xiaomi SU7. - Copyright: Mark Andrews

Ford-CEO Jim Farley machte kürzlich Schlagzeilen, als er sagte, er fahre seit sechs Monaten ein chinesisches Elektroauto. Er wolle es nicht mehr hergeben, weil er das Auto "fantastisch" finde.

Das Auto, um das es geht, ist vielleicht die größte Sensation des Jahres auf dem chinesischen Markt für Elektrofahrzeuge: der Xiaomi SU7.

Xiaomi ist außerhalb Asiens kein großer Name, obwohl es einer der größten Smartphone-Hersteller der Welt ist. Anders als Apple, das Anfang des Jahres sein Autoprojekt aufgegeben hat, ist Xiaomi dran geblieben. Xiaomi ist damit das jüngste Unternehmen, das in den hart umkämpften chinesischen Markt für Elektroautos einsteigt, in dem das einzige westliche Unternehmen, dem es derzeit gut geht, Tesla ist.

Der SU7 ist zweifelsohne ein Hingucker. Das Problem ist nur, dass er ein bisschen zu sehr wie ein paar andere bekannte Sportwagen aussieht. Glücklicherweise sieht das Auto nicht nur gut aus, sondern liefert auch die nötige Leistung.

Meine Probefahrt war zeitlich ziemlich begrenzt, sodass ich das Auto nicht so ausführlich testen konnte, wie ich es gerne getan hätte. Eine meiner ersten Erfahrungen war die Fahrt in eine Tiefgarage, um den Wagen vor dem Videodreh zu waschen.

In der engen Spirale erwies sich die Länge des SU7 von fast fünf Metern als Herausforderung. Auch wenn die Sensoren, die eine 360-Grad-Ansicht auf dem Bildschirm bieten, hilfreich waren. Das Auto hat einen respektablen Wenderadius von 5,7 Metern.

Xiaomi spielt mit seinen stärken: Das Auto ist voll mit Unterhaltungselektronik

Da Xiaomi ursprünglich aus der Unterhaltungselektronik kommt, ist das SU7 vollgepackt mit Geräten. Der Infotainment-Bildschirm in der Mitte ist nicht zu übersehen, und es gibt auch einen Instrumentenbildschirm, der sich dreht, um euch zu begrüßen. Mein Auto hatte sogar einen Kühlschrank in der Mittelkonsole, der groß genug für etwa sechs Dosengetränke war, obwohl ich später herausfand, dass es sich um eine Sonderausstattung handelt.

Wenn man unterwegs ist, steht das Weitwinkel-Heads-up-Display im Mittelpunkt. Ich würde sagen, dass der Schwerpunkt des SU7 eher auf der Technik als auf den Annehmlichkeiten liegt. Ja, es gibt ein Soundsystem mit 25 Lautsprechern, das mit Dolby Atmos 7.1.4 ausgestattet ist - aber selbst in meiner Max-Version sind die Ledersitze ein Aufpreis.

The Xiaomi SU7 has plenty of storage spots. - Copyright: Mark Andrews
The Xiaomi SU7 has plenty of storage spots. - Copyright: Mark Andrews

Eine Massagesitzfunktion, wie sie bei vielen chinesischen E-Fahrzeugen üblich ist, könnt ihr vergessen. Dafür gibt es ein festes Panoramadach, und auf der Rückbank gibt es ausreichend Beinfreiheit.

Apropos Platz: Die Designer haben Stauräume für alle eure Geräte vorgesehen. Ein Laptop passt ins Handschuhfach, in der Beifahrertür gibt es ein Fach für ein Smartphone, und an den Kopfstützen der Vordersitze befinden sich Halterungen für Tablets, die die Unterhaltung auf dem Rücksitz ermöglichen.

Das Auto hat auch den größten "Kofferraum", den ich je bei einem chinesischen Elektroauto gesehen habe: 105 Liter Platz sind unter der Motorhaube versteckt.

Das erste Auto des Smartphoneherstellers

Für ein Auto von einem Unternehmen, das vor diesem Jahr noch nie ein Fahrzeug hergestellt hat, ist es bemerkenswert, wie gut sich der SU7 fährt. In der Tat ist es eines der besten chinesischen Elektroautos, die ich bisher gefahren bin.

Auch wenn ich das Auto in meinem Test nicht allzu stark beansprucht habe, blieb es in Kurven, die ich bei hoher Geschwindigkeit nahm, stabil. Das Auto fühlte sich dank der straffen, gut gewichteten Lenkung so an, als könnte man es um die Kurven schleudern.

Die SU7 beeindruckt durch ihr Handling und ihre Leistung. - Copyright: Mark Andrews
Die SU7 beeindruckt durch ihr Handling und ihre Leistung. - Copyright: Mark Andrews

Auf dem Papier hat die Max-Version eine beeindruckende Leistung mit einer Beschleunigungszeit von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde von nur 2,78 Sekunden. Allerdings ist dafür der "Launch Control"-Modus erforderlich, und unter meinen Testbedingungen fühlte ich mich nicht sicher genug, um ihn auszuprobieren. Ich habe allerdings versucht, ihn im Sport-Modus aus dem Stand zu beschleunigen, und das war sicherlich schnell genug.

Der Max ist die einzige Version, die mit zwei Motoren ausgestattet ist. Die Versionen mit nur einem Motor schaffen den Sprint in 5,28 Sekunden.

Zusammen mit der Pro-Version ist der Max mit Lidar und einer Reihe anderer Sensoren ausgestattet und kann das bieten, was aus rechtlichen Gründen als "Fahrassistenz" bezeichnet wird.

Im Gegensatz zu Tesla verwenden die meisten chinesischen Unternehmen Lidar - ein laserbasiertes Messgerät zur Erkennung von Objekten auf der Straße.

Obwohl ich schon viele chinesische Autos mit solchen Systemen gefahren bin, ließ mich Xiaomi das System aus Sicherheitsgründen nur als Beifahrer erleben. Es scheint zwar zu funktionieren, aber bei der begrenzten Demonstration hatte ich das Gefühl, dass es nicht so gut funktioniert wie die Systeme von Huawei und XPeng.

Ein Supersportwagen zum Alltagspreis

Xiaomi hat die für dieses Jahr geplante Produktionsmenge innerhalb weniger Tage nach dem Verkaufsstart des SU7 im März ausverkauft. Das Unternehmen hat die Produktion auf 20.000 Autos pro Monat erhöht und hat keine Schwierigkeiten, Käufer zu finden.

Nach meiner kurzen Testfahrt kann ich den Reiz dieses Wagens sehr gut nachvollziehen: Er ist ein Supersportwagen zum Alltagspreis. Mein Testwagen kostete umgerechnet 39.500 Euro, und die Modellpalette beginnt bei noch günstigeren 28.460 Euro.

Der SU7 wurde zwar diesen Sommer auf dem Pariser Autosalon ausgestellt, aber freut euch nicht zu sehr - außerhalb Chinas werdet ihr ihn nicht so bald kaufen können.

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