Yoga-Verletzungen dank Social Media – darauf sollte man achten

Eine Position des Akro-Yoga – ähnliche Bilder lassen sich zu Tausenden auf Instagram finden. (Foto: Getty Images)
Eine Position des Akro-Yoga – ähnliche Bilder lassen sich zu Tausenden auf Instagram finden. (Foto: Getty Images)

Je extremer, desto erfolgreicher: Das sagen Experten zu dem Trend, mit Yoga-Posen auf Instagram Likes zu generieren.

74 Millionen Beiträge zeigen deutlich: #Yoga ist auf Instagram mittlerweile so beliebt wie Food-Fotografie, Outfits oder Selfies. Ausgefallene Yoga-Posen an ungewöhnlichen Orten bekommen dabei besonders viele Likes von der Instagram-Community. Das spornt die User an, bei den Fotos immer häufiger Haltungen zu zeigen, die ihr Körper gar nicht hergibt, so die Yoga-Lehrerin und Autorin Martina Mittag. Dabei steige automatisch die Verletzungsgefahr.

Yoga-Gedanke entgegen Instagram-Likes

Besonders junge Yoga-Lehrer oder Anfänger wären von den Fotos beeindruckt und würden „auch gerne so aussehen“, erklärt die Yoga-Lehrerin. Dabei sei diese Einstellung eigentlich gegensätzlich zum Yoga-Gedanken, der „suche Bestätigung nicht von außen, sondern gehe in dich“ lautet.

Außerdem bestehe Yoga nicht nur aus dem physischen Aspekt. „Zu Yoga gehören auch Atmung, Meditation und selbst zur Ruhe zu kommen“, sagt Martina Mittag. Diese Aspekte würden auf den Bildern selten vermittelt und Yoga somit nicht realistisch dargestellt werden. Das sieht der Yoga-Coach Dr. Kai Kaufmann ähnlich: „Die Übungen sind in letzter Konsequenz Mittel zum Zweck. Im klassischen Yoga dienen sie als Vorbereitung für die Meditation.“

Tänzer und Kampfsportler beeindrucken mit Akrobatik

Durch entsprechende Bilder auf Instagram wird jedoch der Eindruck erweckt, dass Yoga immer ins Akrobatische geht, so Kaufmann. Häufig sind es jedoch ehemalige Tänzer, Kampfsportler oder sogar Akrobaten, die mit trainierten Körpern besonders beeindruckende Posen oder sogenannte Flow-Sequenzen präsentieren. Martina Mittag nennt diese Personen gerne „Yoga-Poser“. Sie habe von einem Lehrer sogar einmal den Begriff „Yoga Porn“ für dementsprechend inszenierte Fotos auf Instagram gehört.

Außergewöhnliche Posen benötigen viel Kraft und Balance. Sich diese anhand von Instagram-Bildern selber beibringen zu wollen, sei daher eine schlechte Idee, erklärt Yoga-Coach Kaufmann. Und darüber hinaus durch das hohe Verletzungsrisiko gefährlich.

Hohes Verletzungsrisiko – selbst bei einfachen Posen

„Häufig fehlen auf Social Media korrekte Anleitungen“, berichtet auch Yoga-Lehrerin Juliana Afram. Sogar Positionen wie der „Krieger“ bergen ein hohes Verletzungsrisiko, obwohl sie einfach aussehen, sagt Afram. Gleichzeitig sieht die Hamburgerin den Hype auf Social Media positiv: „Damit erreicht Yoga eine jüngeres Publikum und bestehende Vorurteile werden abgebaut.“

Wenn Yoga-Schüler in Aframs Kursen Übungen falsch ausführen, weil sie diese „so auf YouTube gesehen haben“, zeigt sie ihnen einfach eine andere alternative Variante. Dabei spielen für den gesundheitlichen Effekt auch das Erkennen von Vorerkrankungen oder bestehenden Verletzungen eine wichtige Rolle. Die Yoga-Experten sind sich daher einig: Yoga-Anfänger sollten erste Erfahrungen in Kursen mit ausgebildeten Yoga-Lehrern machen – nicht auf Instagram.

Weitere Tipps der Yoga-Experten:

1. Als Anfänger mit Power Yoga starten

Diese Form des Yogas ist deutlich „körperlicher“ als andere Yoga-Arten. So wird Anfängern der Einstieg ins Yoga und die damit verbundene Philosophie erleichtert.

2. Kurse entsprechend dem eigenen Level wählen

Um das Verletzungsrisiko zu senken, sollten Anfänger diesen Tipp besonders bei Online-Kurse beachten. Viele Portale wie beispielsweise „Yoga easy“ bieten entsprechende Einstufungen an.

3. Den Yoga Lehrer bewusst aussuchen

Egal ob online oder offline: Da es keine einheitlichen Richtlinien für den Titel „Yoga-Lehrer“ gibt, sollten Anfänger auf Zertifikate der International Yoga Alliance, des Berufsverbands der Yoga-Lehrenden (BDY) oder der Zentralen Prüfstelle Prävention achten. Auch jahrelange Erfahrung kann ein Indikator für einen qualifizierten Lehrer sein.

4. Lieber auf (Youtube-)Videos setzen

Wer sich gerne auf Social Media bewegt, sollte sich bei Yoga-Übungen lieber von YouTube-Videos inspirieren und anleiten lassen, statt Instagram-Beiträge ohne detaillierte Beschreibung der Technik nachahmen zu wollen.