ZDFzeit: König werden ist schwer - König sein, umso mehr

Schon vor Jahrhunderten waren König und Königin nicht gefeit vor der Beobachtung durch die Presse. Foto: Screenshot / ZDF
Schon vor Jahrhunderten waren König und Königin nicht gefeit vor der Beobachtung durch die Presse. Foto: Screenshot / ZDF

In der neuen Ausgabe der Dokumentation ZDFzeit geht es um “Laster, Lügen, Leidenschaft”. Denn: Auch Blaublüter sind nur Menschen. Sie benehmen sich nicht immer einwandfrei, haben Vorlieben und treffen falsche Entscheidungen. Und die Medien haben keine Scheu davor, sich die Royals bei Fehltritten ordentlich zur Brust zu nehmen.

Die Dokumentation beginnt bei König George IV. Der König von Großbritannien war im 18. Jahrhundert bekannt für seine Ausschweifungen, seine Trinklust und sein wenig ansehnliches Äußeres. Das musste auch seine Frau feststellen. Caroline von Braunschweig-Wolfenbüttel war entsetzt, als sie ihren baldigen Ehemann zum ersten Mal traf.

“Es war wohl das schlimmste Blind Date der Geschichte”, sagt Historikerin Kate Williams. Denn zwischen Sein und Schein herrschte bei George IV. eine große Kluft. Caroline hatte ein Porträt ihres Zukünftigen erhalten, auf dem er wirkte wie ein zarter Jüngling. Nun saß sie einem fettleibigen Säufer gegenüber. Der war jedoch von ihrer Gestalt ebenso wenig angetan. Die Ehe wurde geschlossen, doch bald darauf schon wandte sich George IV. wieder seinen Mätressen zu.

Auch Caroline suchte sich schnell Liebhaber außerhalb des Ehebettes und begann mit ihrem Mann eine zünftige Schlammschlacht. Die auch in damaligen Medien ausgetragen wurde. Hier noch in Form von Karikaturen. Beide stachen schmutzige Details an die Presse durch. Fast scheint es, als wären sie Vorboten gewesen für die unglückliche Ehe von Prinzessin Diana und Prinz Charles.

Thomas Markle – der störende Schwiegervater

Auch Diana versorgte den Autor Andrew Morton monatelang mit pikanten Informationen ihrer Ehe, stellte ihren Mann als Fremdgänger bloß. In einem Buch, das kurz vor ihrem Tod erschien, wurden diese Informationen öffentlich gemacht. Heutzutage kämpft das Königshaus lediglich mit einem störenden Schwiegervater. Thomas Markle nimmt sich immer wieder Zeit für Interviews mit der Presse. Sein Auftauchen war deshalb bei der Hochzeit unerwünscht, er erschien auch nicht.

Historiker Leonhard Horowski sagt zur Einheiratung der Bürgerlichen in die britische Königsfamilie: “Bald schon werden Könige und Königinnen nur noch winzige Abstammungsfäden zu royalen Dynastien haben. Auf der anderen Seite stehen dann Müller oder Schulze.”

Doch auch in anderen Königshäusern geht es nicht minder dramatisch zu. 1967 heiratete Königin Margrethe II. in Dänemark ihren Henrik. Der stammte einer französischen Adelsdynastie ab. Nie konnte er es ganz verwinden, dass er im Protokoll immer zwei Schritte hinter seiner Frau laufen musste. Aus dem Stand des Prinzgemahls wurde er nie zum Königsgemahl erhoben. Seine Kränkung schien so weit zu gehen, dass er kurz vor seinem Tod beschied, er möge nicht neben seiner Frau beerdigt werden. Das Königshaus ließ verlauten, Henrik sei vor seinem Tod dement gewesen, seinem Wunsch jedoch wurde entsprochen.

Sissis Sohn – ein Selbstmörder

Auch in Wien schien der kaiserliche Thronfolger 1889 einer Krankheit erlegen zu sein. So zumindest beschied es ihm der Obduktionsbericht, der damals angab, Rudolf habe sich in einem Zustand geistiger Verwirrung nicht nur selbst umgebracht, sondern auch seine Geliebte Mary Vetsera getötet. Der Sohn von Königin Sissi war also – schwer wiegend im katholischen Glauben – nicht nur ein Selbstmörder, sondern auch ein Mörder.

Während seine Mutter Sissi mit sich selbst beschäftigt war, wurde der zart besaitete Rudolf mit sechs Jahren bereits in die Obhut von Männern gegeben, die keinerlei pädagogische Ader hatten. Sie weckten ihn nachts mit einem Pistolenschuss, unterzogen ihn Kaltwasserkuren und übten das Exerzieren bei Wind und Wetter. Aus dem Kind Rudolf wurde ein gebrochener junger Mann, der sich in die Arme vieler Frauen flüchtete, allerdings auch keine Rücksicht auf Verluste nahm. Bereits zur Verlobungsfeier mit seiner Braut, der belgischen Prinzessin Stephanie reiste er mit einer stadtbekannten Wiener Prostituierten an.

Schon ein Jahr vor seinem tatsächlichen Selbstmord hatte er mehreren Freunden gegenüber die Andeutung gemacht, dass er sich das Leben nehmen wollte. Rudolf litt unter Stimmungsschwankungen. In seiner Geliebten, der 17-jährigen Mary, fand er eine Begleiterin in den Tod. Ob sie freiwillig mit ihm gegangen ist oder er sie umbrachte, scheint bis heute unerwiesen zu sein.

Und so gibt es zahlreiche Geschichten aus der Neuzeit und aus den vergangenen Jahrhunderten, die so dramatisch sind wie das wahre Leben spielen kann. Royale Eskapaden wirken trotzdem immer um einiges brisanter, exaltierter. Und das ist auch gut so, denn das was sie an Glanz über sich selbst und uns verbreiten, das darf auch mal als sanfter Schatten auf sie zurück fallen. Es ist nicht alles Gold was glänzt.