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ZDFzeit – Was schmeckt den Deutschen?

Sternekoch Nelson Müller hat zur großen Blindverkostung eingeladen. Hundert Probanden finden mit ihm heraus: Welche Fertiggerichte schmecken besser: No-Name oder Marke? Foto: ZDF und Frank Sorge
Sternekoch Nelson Müller hat zur großen Blindverkostung eingeladen. Hundert Probanden finden mit ihm heraus: Welche Fertiggerichte schmecken besser: No-Name oder Marke? Foto: ZDF und Frank Sorge

Die ZDFzeit Doku „No-Name oder Marke?“ vergleicht Fertigprodukte. Was schmeckt besser? Original oder Nachahmer? Dabei scheint sie auf überraschende Ergebnisse zu kommen. Beispielsweise schmeckt den Testpersonen die Markenpizza trotz weniger Belag besser. Was die Doku allerdings nicht erwähnt: Geschmack lässt sich auch antrainieren.

Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht.

Als Erstes nimmt der Sternekoch Nelson Müller die Steinofen Pizza Speciale von Wagner unter die Lupe. Sie kostet 2,69 Euro, die Pizza von Edeka nur 1,30 Euro. Dabei sind die Zutaten für den Teig identisch. Beim Belag setzt die Pizza von Edeka sogar auf teureren Mozzarella und auch der Wurstbelag ist durchschnittlich höher. Doch von hundert Probanden bekommt die Pizza von Edeka lediglich dreißig Stimmen. Testsieger ist Wagner.

Problem ist: In der Doku scheint es, als würden die Personen einer wissenschaftlichen Methode unterzogen, um ein gültiges Ergebnis zu erzielen. Die ZDF Off-Stimme zählt mehrere Punkte auf, wieso der Test geeignet ist, um einen Sieger zu ermitteln. Den Probanden werden die Augen verbunden, beide Pizzen werden im Steinofen gebacken, jeder bekommt die gleiche Menge – ein kleines Stück auf einem Löffel – und zwischen den Proben wird mit Wasser neutralisiert. Sie vergisst allerdings einen entscheidene Variabel zu erwähnen.

Denn Geschmack lässt sich auch trainieren. Einer französischen Studie zufolge müssen Kinder ein bitteres Lebensmittel Elf mal essen, bis sie es freiwillig tun. Eine Journalistin wagte in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung den Selbstversuch mit Gemüse. Es klappte. Auch der Geschmacksforscher Per Møller aus Dänemark meinte in einem Zeit Online Artikel: „Gesundes Essen zu mögen, kann man trainieren.“ Er konditioniert Kleinkinder mit einem Süßigkeiten-Gemüse-Mix darauf. Wer also sein Leben lang nur die Marke kauft, dem wird diese vermutlich auch besser schmecken – egal ob der Belag mehr oder weniger ist. Doch kaufen überhaupt so viele Markenprodukte?

Das Schlemmerfilet im Test

Im Supermarkt befragt Müller Personen, für welches Fertigprodukt sie sich entscheiden würden. Für das Schlemmerfilet von Iglo oder für den um ein Euro günstigeren Konkurrenten? Selbst als Müller den Preis für das Markenprodukt heimlich auf 4,89 Euro erhöht, würden immer noch drei Viertel den Hersteller Iglo wählen. Hoffentlich sieht Iglo diese Folge nicht, sonst zahlen wir demnächst zwei Euro mehr für ein Schlemmerfilet, das sich weder von der Konsistenz noch von der Struktur von anderen Produkten unterscheidet. Selbst das Fanggebiet ist identisch.

Trotzdem schneidet Iglo mit 56 zu 44 Stimmen besser ab als der Nachahmer von Lidl. Und das obwohl das Original sogar weniger Fischanteil (71% zu 75%) enthält. So fand auch Testerin Gordana die Wahl zwar schwierig. Sie musste zweimal überlegen, bevor sie ihr Kreuzchen setzt, entschied sich dann aber doch für das, was sie immer kauft: Die Marke. Ist weniger etwa mehr? Iglo verwendet statt Butter das günstigere – dafür ökologisch umstrittene – Palmfett. Um das Produkt zu gewinnen, werden Torfmoore gerodet. Ein Desaster – denn die Wälder speichern in einem Hektar 6000 Tonnen CO2. Verbrennt der ausgetrocknete Torf, entweicht das Kohlenstoffdioxid. Ist ein minimaler geschmacklicher Unterschied das wert?

Probandin Gordana hat sich für das Schlemmerfilet von Iglo entschieden. Sie kauft auch sonst immer das Markenprodukt. Foto: ZDF und Frank Sorge
Probandin Gordana hat sich für das Schlemmerfilet von Iglo entschieden. Sie kauft auch sonst immer das Markenprodukt. Foto: ZDF und Frank Sorge

Was ist eigentlich eine Hähnchenschnitte?

Auch der Geschmack der nächsten zwei Testerinnen weicht nicht von ihrem gewohnten Kaufverhalten ab. Bei beiden landet die No-Name Marke im Einkaufskorb. Probandin Jennifer findet sogar, die Hähnchenschnitte der Nachahmer schmecke besser als das Original von Zimbo. Doch was ist überhaupt eine Hähnchenschnitte? Produktentwickler Sebastian Lege zeigt, wie das angebliche Schnitzel hergestellt wird. Das Fleisch wird vom Gerippe abgekratzt, durch den Fleischwolf gepresst, mit Phosphat verdichtet, mit Wasser für noch mehr Gewinn beschwert, schockgefrostet und in Form gestanzt. Lecker oder?

Und wie finden das die Testpersonen? Wieder schneidet das Markenprodukt mit 55 Stimmen zwar knapp, aber doch besser ab, obwohl die No-Name Produkte wenigstens 70 Prozent (statt wie Zimbo nur 10 Prozent) zusammenhängendes Muskelfleisch aufweisen. Sprich: Wenigstens zu 70 Prozent sind die Nachahmer ein Schnitzel. Der Begriff ist nämlich geschützt. Ein Schnitzel muss aus einem Stück Muskelfaser bestehen. Tipp vom ZDF: Beim Kauf auf den Namen achten, denn teurer sind Schnitzel nicht.

Das Imperium Frosta

Als letztes wird das Tiefkühlgemüse von Frosta untersucht. Doch woher kommt das Gemüse überhaupt? Lediglich beim Original stehen die Herkunftsländer auf der Verpackung. Das Gemüse kommt aus Spanien, Mexico, Ecuador, China und Brasilien. Jährlich importiert Deutschland fünf Millionen Tonnen Gemüse. Doch die Bohnen von Frosta werden in Deutschland, in Sachsen angebaut.

Das überraschende: In einer Laborprobe stellen die Forscher fest, dass auch die Bohnen der No-Name Marken aus derselben Region kommen. Frosta ist nicht nur in Frosta drinnen, sondern auch in den Nachahmer Produkten der Discounter und Supermärkte. In Edeka, Rewe, Lidl, Norma, Kaufland, Real, Aldi, Netto und Penny. Müsste dann nicht alles gleich schmecken? Testerin Lisa kauft aus genau diesem Grund immer das günstigere Produkt. Und die anderen Probanden? Die fanden dieses Mal sogar mit 55 Stimmen den Nachahmer von Rewe besser. Liegt vielleicht auch daran, dass Frosta auf Geschmacksverstärker und Zusatzstoffe verzichtet.

Das Fazit vom ZDF ist dann jedenfalls: ausprobieren lohnt sich. Denn wer vergleicht, kann viel Geld sparen. Und wer elf Mal das günstigere Produkt kauft, dem schmeckt es am Ende vielleicht sogar besser.