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Zuckersteuer, Werbeverbot & Co: So gehen andere Länder gegen ungesunde Ernährung vor

Jeder fünfte Todesfall weltweit geht auf schlechte und unausgewogene Ernährung zurück. In Zahlen sind das jährlich rund elf Millionen Todesopfer. Wie wird dieses Thema in Deutschland betrachtet? Und wie gehen andere Länder gegen ungesunde Ernährung vor? Ein Überblick.

In Australien und Chile darf Junkfood nur noch eingeschränkt beworben werden. (Bild: Getty Images)
In Australien und Chile darf Junkfood nur noch eingeschränkt beworben werden. (Bild: Getty Images)

Es ist eine der umfangreichsten Analysen, die je zu dem Thema Ernährung gemacht wurden – und die Ergebnisse sind schockierend. Für die Umfrage, die kürzlich im Fachmagazin “Lancet” veröffentlicht wurde, wurden in einem Zeitraum von 27 Jahren die Daten aus 195 Ländern gesammelt. Das Ergebnis: Jeder fünfte Todesfall ist auf schlechte und unausgewogene Ernährung zurückzuführen.

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“Schlechte Ernährung fordert weltweit mehr Tote als jeder andere Risikofaktor“, so das Fazit der beteiligten Forscher. In Australien hat das Risiko, das die schlechte Ernährung mit sich bringt, Politiker jüngst zum Handeln bewegt. Die Regierung des australischen Bundestaats Queensland verbietet ab sofort Junkfood-Werbung auf Plakaten und an öffentlichen Verkehrsmitteln.

Der Gesundheitsminister von Queensland gab bekannt, dass Nahrungsmittel aufgrund ihres Fett-, Zucker- und Salz-Gehaltes kategorisiert werden. Die Regierung möchte damit erreichen, dass die Zahl ihrer Bürger mit einem “gesunden” Gewicht bis 2026 um zehn Prozent ansteigt. Der Minister spricht von einem “ambitionierten Ziel” und dieser Weg sei einer “mit dem wir das schaffen können.”

Besorgniserregende Zahlen auch aus Deutschland

Der Ernährungsbericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung besagt, dass 59 Prozent der Deutschen übergewichtig sind. Jeder Dritte habe eine nicht alkoholische Fettleber-Erkrankung, rund sechs Millionen Menschen leiden hierzulande an Diabetes. Die Lebenserwartung von 81 Jahren in Deutschland ist die niedrigste aller westeuropäischen Staaten.

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Die “Lancet”-Studie ergab, dass die Menschen in Israel, Frankreich, Spanien und Japan am ehesten die Ansprüche an eine gesunde und ausgewogene Ernährung erfüllten. Deutschland landete auf Rang 38, nur fünf Plätze vor den USA, wo rund 40 Prozent der Menschen als stark übergewichtig gelten.

Laut Umfragen sind die deutschen Bürger mit den politischen Maßnahmen auf diesem Gebiet nicht zufrieden. Eine im Auftrag der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) erstellte Erhebung kam vor eineinhalb Jahren zu dem Ergebnis, dass 62 Prozent der 1035 befragten Personen der Meinung sind, die Politik kümmere sich zu wenig um Verbraucherbelange bei Lebensmitteln.

Beim Ampelsystem ist auf den ersten Blick erkennbar, ob ein Produkt gesund oder ungesund ist. (Bild: Getty Images)
Beim Ampelsystem ist auf den ersten Blick erkennbar, ob ein Produkt gesund oder ungesund ist. (Bild: Getty Images)

Ampelsystem in Frankreich, Zuckersteuer in Großbritannien

In anderen Ländern wurden bereits Maßnahmen ergriffen. In Großbritannien hat die Einführung einer Zuckersteuer auf süße Getränke dazu geführt, dass ein Großteil der Hersteller ihre Rezepturen veränderte. Die britische Fanta etwa enthält je 100 Milliliter nur mehr 4,6 Gramm Zucker und damit weniger als die Hälfte als in Deutschland (9,4 Gramm). Sogenannte Transfette, die für Übergewicht und Gefäßverkalkungen mitverantwortlich sind, wurden in den USA und in Dänemark verboten. In Frankreich steht auf jeder Verpackung ein “Nutriscore”, anhand dessen der Verbraucher sieht, ob das Produkt gesund (grün), ungesund (rot) oder etwas dazwischen (gelb) ist.

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Ein solches Ampelsystem, das in verschiedenen Ländern angewandt wird, steht auch in Deutschland zur Diskussion. Umgesetzt wurde es aber noch nicht, obwohl ein Blick in andere Nationen zeigt, dass Hersteller durchaus bereit sind, ihre Rezepturen anzupassen, um nicht mit einem roten Symbol versehen zu werden.

Das strengste Lebensmittelkennzeichnungsgesetz der Welt

Im Jahr 2016 hat Chile das weltweit strengste Kennzeichnungsgesetz für Lebensmittel eingeführt. Produkte, die mehr als 10 Gramm Zucker pro 100 Gramm beinhalten, müssen mit einem auffälligen Symbol gekennzeichnet werden. Entsprechende Lebensmittel dürfen nur eingeschränkt beworben und nicht mehr in Schulen zum Verkauf angeboten werden. Auch verboten ist der Verkauf der Warnschild-Produkte in Kombination mit Spielzeug, wie es zum Beispiel im McDonald’s Happy Meal der Fall ist.

Die chilenische Bevölkerung findet die strengen Regeln im Umgang mit ungesunden Lebensmitteln gut: Zuletzt gaben 77 Prozent an, dass das Gesetz ihrer Meinung nach in die richtige Richtung gehe. Kaum zu glauben, dass sich in Deutschland nicht einmal das Ampelsystem durchsetzen kann.

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