Äpfel ernten: Wie finde ich den perfekten Zeitpunkt?

Mutter mit Kind erntet Äpfel
Getty Images/Sven Hagolani

Schon die Vorfreude auf den ersten Biss in die knackigen Äpfel aus dem eigenen Garten ist groß. Zum falschen Zeitpunkt gepflückt, kann der Genuss aber enttäuschend sein. Wann man welche Äpfel erntet, hängt von der Sorte und dem Jahr ab.

Wann Sie Äpfel ernten, macht den entscheidenden Unterschied in der Qualität und Haltbarkeit. Erntet man zu früh, entfalten die Äpfel ihr Aroma nicht vollständig. Pflückt man zu spät, leidet die Lagerfähigkeit. Aber wie finde ich den perfekten Zeitpunkt beim Äpfel ernten? Wir haben das Wichtigste für Sie zusammengefasst.

Jede Sorte hat ihren eigenen Erntezeitpunkt

Die Einteilung in frühe und späte Apfelsorten gibt einen ersten Hinweis. In den Sortenbeschreibungen finden Sie Angaben zur Pflückreife. Während ein ‘Klarapfel’ bereits im Sommer vom Baum fällt, beginnt die Pflückreife vieler Tafeläpfel Mitte bis Ende September und reicht wie bei ‘Jonagold’ oder ‘Boskoop’ bis Mitte Oktober. Späte Sorten beginnen erst im Oktober. Die letzten wie ‘Ontario’ sollte man nicht vor Ende Oktober vom Apfelbaum pflücken, wo sie oft bis in den November reifen. Allerdings hängt der perfekte Zeitpunkt zum Äpfel ernten stark von der Region und den Klimabedingungen ab, sowie den Wetterbedingungen, die von Jahr zu Jahr unterschiedlich sein können.

Kipp-Probe hilft, Äpfel passgenau zu ernten

Wollen Sie den Reifegrad der Früchte am Baum feststellen, hilft die sogenannte Kipp-Probe: Dazu hebt man den Apfel leicht nach oben um etwa 90 Grad an. Löst er sich ohne großen Widerstand vom Zweig, können Sie die Äpfel pflücken. Hält er fest, wartet man lieber noch. Übrigens sind Pflückreife und Genussreife zwei verschiedene Dinge. Während man frühe Sorten bereits frisch vom Baum geerntet genießen kann, müssen spät reifende Äpfel noch ein paar Wochen lagern, bis sie genussreif sind.

Kipp-Probe bei der Apfelernte
MSG/Martin Staffler

Bei Frühäpfeln muss man fix sein

Typische Frühäpfel wie der ‘Klarapfel’ sollte man noch vor der Baumreife ernten. Sobald bei den ersten Früchten die Grundfarbe hell durchschimmert, wird es Zeit. Einfach ist das bei Sorten, die rot umfärben. Die knackige Sorte ‘Sommernachtstraum’ beispielsweise ist so ein Frühapfel, der erst ein bis zwei Tage vor der Pflücke richtig rot wird. Den perfekten Zeitpunkt zum Äpfel ernten zu finden, ist dann leicht: Man pflückt immer nur die roten aus.

Tafelobst mehrmals durchpflücken

Bei Tafelobst, insbesondere alten Hausgarten-Apfelsorten, muss man mehrmals durchpflücken. ‘Renette’ und ‘Goldparmäne’ etwa reifen nicht wie die moderne ‘Gala’ innerhalb eines kurzen Zeitfensters alle miteinander. Früchte auf der sonnenabgewandten Seite der Krone reifen zudem meist etwas später aus als die Äpfel auf der Südseite. Beobachten Sie, ob die Früchte ihre sortentypische Deckfarbe haben. Sie können auch einen Apfel, der reif aussieht, zur Probe der Länge nach durchschneiden. Sind die Kerne braun, ist die Sorte erntereif.

Winteräpfel als letzte ernten

Späte Sorten profitieren in der Fruchtqualität stark davon, dass man sie nicht zu früh erntet. Wenn Sie Äpfel ernten, die lange lagern sollen, achten Sie aber auch darauf, die Früchte knapp vor ihrer Vollreife vom Baum zu holen. So halten sie besser und schrumpeln nicht sofort ein. Zeigt sich das Fruchtfleisch weich und mehlig, ist der perfekte Zeitpunkt zur Ernte bei den Winteräpfeln wie ‘Boskoop’ oder ‘Topaz’ bereits verpasst.

Anders sieht es bei Mostäpfel aus, die man für Saft und Apfelweine verwendet. Sie erntet man erst, wenn ein Großteil der Früchte am Boden liegt.

Allergikerfreundliche Äpfel ernten

Wer unter einer Apfelallergie leidet, also allergisch auf rohe Äpfel reagiert, muss auf allergikerfreundliche Apfelsorten achten. Offensichtlich spielt aber auch der Zeitpunkt eine Rolle, zu dem man die Äpfel erntet. Im Herbst, direkt zur Pflückreife, sind viele Sorten noch gut verträglich. Apfelallergiker sind oft erstaunt, dass sie bei der herbstlichen Kostprobe zum perfekten Erntezeitpunkt auf Streuobstwiesen feststellen, dass sie alte Apfelsorten vertragen. Erst mit der Lagerung nimmt der Gehalt an Mal d1-Protein bei jedem Apfel zu. Mal d1 ist nach dem botanischen Namen für den Hausapfel Malus domesticus benannt und bezeichnet eine Gruppe von Proteinen. Unter anderem schützen sie die Pflanze vor pilzlichen Schaderregern. Die Eiweiße kommen in Schale und Fruchtfleisch vor. Bei Allergikern ruft Mal d1 Reizerscheinungen im Mund- und Rachenbereich hervor. Die allergischen Reaktionen sind häufig eine Kreuzreaktion auf eine schon existierende Pollenallergie. Wie stark die Reaktion ist, hängt davon ab, bei welchem Allergengehalt die Sorte startet und wie stark der Allergiker sensibilisiert ist. Einfluss auf die Mal d1-Konzentration scheinen neben der Lagerung auch Klima, Anbauweise und Standort zu haben.