Die 2000er klingeln an: So war das Comeback der Victoria's Secret Show – und das hat sich (wirklich) verändert

Ashley Graham Victoria's Secret Show

Brachte mehr Diversity auf den Laufsteg: Model Ashley Graham

Getty Images for Victoria's Secret, Kevin Mazur

Wer hatte die pinken Duft-Flakons, Shopping Bags und Slips nicht zu Hause? Anfang der 2000er-Jahre regierte das US-amerikanische Unterwäsche-LabelVictoria's Secret die Popkultur. Von 1995 bis 2018 sendete es seine eigene Fashion Show auf die Computer-Bildschirme sämtlicher junger Mädchen und Frauen. Das schlanke Körperideal der Flügel tragenden und rund um den Globus verehrten Catwalk-Engel? Wurde in den 2000er-Jahren von Generation zu Generation weitergegeben.

Jetzt ist die Victoria's Secret Show nach einer sechsjährigen Pause, viel Diversity-Kritik und schockierenden Enthüllungen wieder zurück. Am 15. Oktober 2024 liefen die bekanntesten Models der Branche im Brooklyner Duggal Greenhouse in New York über den Laufsteg. Auf ihrem Rücken: Die typischen Engelsflügel und die Frage, ob die Dessous-Marke sein Image wirklich verändern konnte.

Recap: Der vermeintliche Untergang von Victoria's Secret

Nachdem das Unterwäsche-Label Victoria's Secret 1977 gegründet wurde, etablierte es mit steigender Bekanntheit die dazugehörigen Fashion-Shows. Models wie Heidi Klum, Tyra Banks oder Alessandra Ambrosio gehörten zum immer wiederkehrenden Cast. Gleichzeitig wurde die Show jedes Jahr größer. Musik-Acts wie Taylor Swift, Ariana Grande oder Ed Sheeran. Bis zu fünf Millionen Zuschauer*innen. Marken-Umsätze in Milliarden-Höhe.

2018 dann der große Knall: Im Zuge der #MeToo-Bewegung wurden Vorwürfe gegen das Unternehmen laut. Ehemalige Models berichteten von einem toxischen Arbeitsumfeld und sexueller Belästigung. Gleichzeitig gab es immer mehr Kritik am realitätsfernen Körperbild der Marke. Die Folgen: Umsätze sanken. Mehrere Namen verabschiedeten sich aus dem Unternehmens-Kosmos. Die Fashion Show wurde 2019 eingestellt. Mit dem Ziel, am eigenen Image zu arbeiten. Jetzt sind die Victoria's Secret Angels erstmals wieder zurück in New York. Doch hat sich wirklich etwas verändert?

Gigi Hadid Bella Hadid Victoria's Secret Show

Wieder zurück: Die Victoria's Secret Fashion Show – unter anderem mit den Supermodel-Schwestern Gigi und Bella Hadid

Getty Images, Taylor Hill/WireImage

Rückkehr der Victoria's Secret Show: Das hat sich verändert – und das nicht

Um ein Uhr nachts (deutsche Zeit) wurde das große Comeback auf den einschlägigen Social-Media-Plattformen übertragen. Altbekannte Gesichter vonAdriana Lima bis Gigi Hadidliefen über den Laufsteg. Am Ende war es Tyra Banks, die die pompöse Show schloss. Dazu Live-Auftritte von Popstar Tyla, Blackpink-Sängerin Lisa oder Musik-Legende Cher und – na klar – die berühmten Engelsflügel. Modetechnisch hatte die Show das Übliche zu bieten: zart-seidige Negligés, funkelnde Pailletten-Korsetts und die typischen Spitzen-BHs.

Neu war aber tatsächlich die erhöhte Casting-Diversity auf dem Laufsteg – von Plus Size, über People of Color bis hin zu Transgender-Models. VonAshley Graham, über Paloma Elsesser oder Awar Odhiang bis hin zu Valentina Sampaio. Die Model-Legenden Kate Moss und Carla Bruni machten mit über 50 Jahren außerdem ihr Victoria's-Secret-Debüt. Ein klares Zeichen der Marke gegenüber den diskriminierenden Äußerungen des früheren Marketingchefs Ed Razek – der sich unter anderem gegen trans* Frauen auf dem Laufsteg aussprach.

Kate Moss Victoria's Secret Show

Lief zum ersten Mal den Victoria's-Secret-Laufsteg: Model Kate Moss

Getty Images, TheStewartofNY/FilmMagic

Wahre Wertänderungen? Unser Fazit zur Victoria's Secret Show 2024

Aber wie glaubwürdig ist das alles nun wirklich? Wer sich die einzelnen Looks genauer ansieht, bemerkt: Insbesondere die Plus-Size-Models wurden in eher bedeckenden als luftigen Looks eingekleidet – ob Volants, Bodys oder Negligés. Freie Taillen waren nicht zu sehen. Denn knappe Dessous-Sets waren den gewohnt schlanken Models vorgesehen. Finden wir nicht unbedingt einen Zufall ...

Paloma Elsesser Victoria's Secret Show

Model Paloma Elsesser bei der Victoria's Secret Show in New York

Getty Images, TheStewartofNY/FilmMagic

Das Jahr 2024 zeigte bisher ohnehin ein Wiederaufstreben der Skinny-Chic-Kultur der 2000er. Nach der Furore um Shirin Davids „Bauch, Beine, Po“ (Ist es jetzt Satire? Ist es ernst gemeint?) schien das eigentlich veraltete Körperbild endgültig wieder gefeiert zu werden. Auch auf den bisherigen Fashion Weeks war kaum Body Diversity zu sehen. Die Victoria's Secret Show scheint nun der Zenit dieses Zeitgeistes. Denn auch wenn vordergründig Vielseitigkeit im Mittelpunkt stehen sollte, scheint das Model-Casting nur wie Pflicht in Hinblick auf frühere Kritik. Wahre Wertänderungen? Fehlanzeige!

Um wirklich glaubwürdig zu sein, reicht es nicht, die zwei bekanntesten Plus-Size-Models der Modewelt zu casten und ihren Bauch zu bedecken. Am Ende sah die Victoria's Secret Show deshalb trotz verändertem Casting aus wie immer. Nur irgendwie etwas blasser als noch in den 00er Jahren. Wir hätten uns ein paar neue Ideen gewünscht, ein cooleres Setting, mehr authentische Diversity ...