About You Fashion Week: Modische Revolution mit Bonnie Strange und Riccardo Simonetti

Teilnahme nur mit Einladung. Der Zugang zu großen Shows einer Fashion Week ist streng limitiert und einem exklusiven Kreis vorbehalten. Dieses Konzept findet About You nicht mehr zeitgemäß und startet mit seiner eigenen Fashion Week eine kleine modische Revolution. Jeder kann sich für namenhafte Shows von Lena Gercke oder Bill Kaulitz ein Ticket kaufen, dessen Wert (15 Euro) gleichzeitig einem Shopping-Gutschein entspricht. Auf die coolen Looks, die auf dem Runway gezeigt wurden, muss man nicht ein ganzes Jahr warten, sondern kann sie in einer Halle gegenüber sofort kaufen und mit nach Hause nehmen. Schon das Opening Event der ersten About You Fashion Week sorgte für viele Überraschungen und bewies, wie modern eine Fashion Show aussehen kann. Influencer und Co-Creator Bonnie Strange und Riccardo Simonetti durften sich kreativ auf dem Runway austoben. Was die beiden mit ihrer jeweiligen Show ausdrücken wollen, welches Kleidungsstück in ihrem Schrank die absurdeste Geschichte erzählt und vieles mehr, haben uns die beiden im exklusiven Interview erzählt…

Kreatives Duo: Bonnie Strange und Riccardo Simonetti kennen sich bereits seit 7 Jahren. (Bild: Getty Images)
Kreatives Duo: Bonnie Strange und Riccardo Simonetti kennen sich bereits seit 7 Jahren. (Bild: Getty Images)

Yahoo Style: Unter dem Motto “Exclusive For Everyone” veranstaltete der bekannte Online-Shop About You seine erste eigene Fashion Week in Berlin. Was begeistert euch an der neuen Herangehensweise, das Modefans auch wirklich bei den Shows dabei sein können?

Riccardo Simonetti: Die klassischen Besucher der Fashion Week beschweren sich oft, alles sei so stressig. Und da draußen stehen Menschen, die alles geben würden, um mal bei einer Show dabei zu sein. Ich weiß noch, wie sich das anfühlt. Aus diesem Grund finde ich es so toll, dass About You diesen Zugang nun möglich macht. Mir gefällt der Gedanke, dass alle zusammen kommen und es gemeinsam erleben können.

Bonnie Strange: Es war an der Zeit, dass sich was ändert. Mode ist für jeden da und nicht nur für Einkäufer, Modehäuser oder Magazine. Wir sind doch die Wichtigsten, denn für uns wird sie gemacht. Wir sollen die Sachen ja am Ende auch kaufen. In Wien ist es ja bereits so, dass du dir ein Tagesticket für verschiedene Shows kaufen kannst. Ich durfte dort als Designerin eine Show machen und mit “echtem” Publikum war es ein wahnsinnig tolles Gefühl, fast wie ein Konzert. Die Leute sind ausgeflippt und das ist doch viel toller, als wenn beispielsweise spießige Leute, ohne manchmal ihre Sonnenbrille überhaupt abzunehmen, deine Kollektion beurteilen. Deswegen mache ich das so viel lieber für Menschen, die da auch richtig Lust drauf haben.

Zu den Sounds von Britney Spears rockte Riccardo Simonetti den Runway. (Bild: Getty Images)
Zu den Sounds von Britney Spears rockte Riccardo Simonetti den Runway. (Bild: Getty Images)

Ihr beide seid ja Co-Creator der About You Fashion Week und durftet beim Opening eure eigene Show gestalten. Wie war das für euch?

Riccardo: Das Schönste war, dass wir wirklich machen durften, was wir wollten. Oft ist es ja so, dass man gefragt wird, ob man Bock auf sein ganz Eigenes hat und das ist dann in der Realität meist zu 99% vorgegeben und nur 1% darf man dann selbst gestalten. In diesem Fall lief es wirklich so, dass wir die Mode auf der Webseite komplett allein aussuchen und die Musik bestimmen durften. Das schätze ich sehr.

Bonnie: Ich habe auch mindestens 20 Mal nachgefragt, ob wir wirklich aus ALLEN Sachen uns etwas aussuchen dürfen. Ich meine: eigenen Models mitbringen und die Haare bestimmen. Und es hieß dann wirklich immer nur - Mach ruhig!

Und wie würdet ihr euren persönlich Teil der Show beschreiben?

Bonnie: Bei mir geht es um Spaß. Ich liebe einfach Spaß, dann darum dreht es sich doch, wenn man Dinge tut. Wir leben nur einmal und ich liebe verrückte Ideen. Meine Show besteht daher einfach nur, ich wiederhole mich, aus Spaß haben. Und so soll es auch den Zuschauern gehen. Bei mir geht es um die Inspiration, denn es sind in erster Linie keine Looks, die man so tragen muss, sondern eher unterhaltsam zum Anschauen sind.

Riccardo: Mein Thema ist Pride. Es geht um Stolz und Diversity, denn Mode ist eine Sprache, die für uns spricht, bevor wir selber den Mund aufmachen können. Deshalb wollte ich meine Mode sprechen lassen. Die Looks sollen Freude bereiten, aber auch eine politische Botschaft haben.

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Bonnie Strange auf dem schwarzen Teppich kurz vor ihrer Show der About You Fashion Week. (Bild: Getty Images)
Bonnie Strange auf dem schwarzen Teppich kurz vor ihrer Show der About You Fashion Week. (Bild: Getty Images)

Riccardo, du hast gerade Diversity angesprochen. Werden wir bei der About You Fashion Week die bunte Vielfalt echter Menschen auf dem Laufsteg sehen, also im Gegensatz zu den klassischen Models?

Riccardo: Absolut, man sieht wirklich sehr viele unterschiedliche Typen. Bonnie hat ihre Models auch alle selbst gecastet.

Bonnie: Das stimmt, aber ich habe mich für Models entschieden. Ich habe ja auch eine Schneiderlehre gemacht, bin Designerin und liebe einfach dieses klassische 90er Jahre Model. Heutzutage mag ich nicht, dass sie sehr dünn sind. In Deutschland ist es aber zum Glück ja nicht so, dass man Klappergerüste in XXS sieht. Das würde ich keineswegs unterstützen, aber ich wollte einfach ausgebildete Models, die ihren Job gut machen. So wie Sänger eben Sänger sind, gibt es auch in der Modewelt die Profis. Solange man eine Präsenz auf der Bühne hat, gut laufen kann, sind die Körpermaße Nebensache.

Riccardo: Und genau das will ja auch das Publikum. Nach einer Modenschau hört man ja auch oft die Kritik, manche Models können gar nicht laufen. Ich habe schon einige Videos von Shows auf Instagram gepostet und in den Kommentaren ging es dann darum, dass die ein oder andere schlecht gelaufen ist. Da wird geurteilt, ohne Rücksicht auf Gefühle und deshalb haben wir auch kein normales Mädchen auf den Laufsteg geschickt und dem Urteil der Community ausgesetzt. Man muss jemanden wählen, der das auch als Job macht, denn es bringt viel mehr Konsequenzen mit sich, als man denkt. Dabei möchte ich betonen, dass dies nicht bedeutet, dass es um Magermodels geht. Auch in meiner Show laufen Curvy und Plus Size Frauen auf dem Runway.

Bonnie: Model sein ist ein Beruf und das endlich unabhängig von der Konfektionsgröße. Aber auf dem Catwalk gut laufen zu können, ist und bleibt die Grundvorraussetzung für diesen Job.

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Erste Reihe mit Starfaktor: Janin Ullmann, Bill Kaulitz, Karolina Kurkova, Lena Gercke, Fernanda Brandao and Janina Lin Otto bei der Opening Show der About You Fashion Week. (Bild: Getty Images)
Erste Reihe mit Starfaktor: Janin Ullmann, Bill Kaulitz, Karolina Kurkova, Lena Gercke, Fernanda Brandao and Janina Lin Otto bei der Opening Show der About You Fashion Week. (Bild: Getty Images)

Bonnie, du sagt, du seist eigentlich schüchtern. Deine Mode ist das absolute Gegenteil davon. Welchen modischen Tipp hast du für alle, die sich in Sachen Looks gerne mehr trauen würden?

Bonnie: Bei mir ist es einfach so, dass ich Mode so sehr liebe und das ganze Drumherum mit Kunstfiguren. Mich interessiert es eigentlich nicht, was die anderen Menschen über meine Klamotten sagen, weil ich es einfach so gerne mag. Ich würde immer schüchtern sein, in einem normalen Outfit oder in einem ausgefalleneren Look, aber ich denke darüber einfach nicht nach. Und mein Tipp: Jemand der ähnlich empfindet, sollte einfach über seinen Schatten springen und Spaß daran haben, modisch verschiedene Sachen auszuprobieren. Heutzutage ist es ja auch einfach, coole Klamotten zu kaufen. Vor ungefähr sieben Jahren musste man noch Sachen aus dem Second Hand Shop zusammennähen, weil es bestimmte ausgefallene Looks nicht gab. Jetzt gibt es ausgefallene Mode in fast jedem Laden und das für wenig Geld. Und das ist doch schade, wenn man sich dann aus Angst vor Kommentaren der anderen, so limitiert. Zieht euch nicht nur aus einem Nutzen heraus an, sondern weil es Spaß macht.

Riccardo: Spaß ist Grundlage für alles. Bei mir melden sich viele und fragen, wie sie selbstbewusster werden. Ich rate denen dann immer, sich so oft wie möglich am Tag daran zu erinnern, wer man wirklich ist. Das kann man allerdings nur, wenn man andauernd Dinge tut, die einem gute Laune bereiten. Wenn du immer das trägst, worauf du Lust hast, das isst, was du gerne magst, deine Lieblingsmusik hörst, dann sind das immer kleine Impulse, die dich daran erinnern, was dich ausmacht. Das hilft, eine selbstbewusste Person zu werden. Das sagt es ja auch schon aus, sich selbst bewusst sein.

Mode erzählt ja auch immer Geschichten. Mit welcher Klamotte verbindet ihr das lustigste Erlebnis und müsst immer schmunzeln, wenn ihr es aus dem Schrank holt?

Riccardo: Ich habe eine schwarze Lederjacke, die ich in einem Second Hand Laden gekauft habe. Hinten auf dem Rücken steht Ditram. Das steht für den Mann, der sich die Jacke hast anfertigen lassen. Von ihm habe ich nach seinem Tod ganz viele Vintageklamotten gekauft. Vor allem bei den Fashion Weeks habe ich die Lederjacke wahnsinnig oft getragen und wurde immer gefragt, was ich denn anhabe. Ich so: “Ditram”. Oft hieß es dann, das Label kenne ich nicht. Ich habe dann aus Spaß gesagt, das sei sowas wie Versace. Und dann waren die Reaktionen fast immer gleich: “Achso, Ditram. Klar, das kenn ich natürlich. Ich dachte, du meinst Ditrav. Aber Ditram hab auch ganz viel im Schrank.” Und das ist einfach so witzig. Du siehst sofort, wer ehrlich ist und wer dir einfach frech ins Gesicht lügt. Und deshalb liebe ich diese Jacke, weil sie mir immer sagt, was für Menschen mich umgeben.

Bonnie: Das ist genau diese typische Fashion Week-Einstellung. Warum muss man sich verstellen, um für andere Leute cool zu sein. Man ist so, wie man ist und wenn man was nicht kennt, dann ist man nicht dumm. Selbst wenn man Versace nicht kennt, dann ist es so. Kann doch sein.

Kleines Mode-Gedankenspiel: Wenn ihr euch nie wieder umziehen dürftet und den Rest eures Lebens ein Outfit tragen müsstet, welches wäre das?

Riccardo: Pailletten. Definitiv. Vom Bademantel bis zur Unterhose, habe ich tatsächlich auch alles damit Zuhause. Denn ich finde die Metapher dahinter so wunderbar. Pailletten reflektieren Licht und gerade in dunklen Zeiten jemand zu sein, der Licht reflektiert und damit die Gemüter der Menschen erhellt, ist etwas, dass ich gern den Rest meines Lebens tun würde.

Bonnie: Jogginghose und T-Shirt. Bequeme Sachen sind mir wichtig. Ich ziehe ja auch draußen immer Perücken an. Zuhause bin ich nicht geschminkt, habe kurze Haare und trage Gammelsachen. So wie heute ist das immer mein Projekt, so bin ich auch, aber privat mag ich ein Wohlfühloutfit.