Alkohol zerstörte fast mein Leben: So schwor ich dem Trinken ab
Mein Halt, mein Trost und schließlich mein Verhängnis: Diese Rollen nahm der Alkohol in meinem Erwachsenenleben ein. Er prägte jeden Bereich meines Lebens – Beziehungen, Arbeit und mein Selbstbild. Aber nichts führte mir Opfer meiner Sucht so sehr vor Augen wie der Blick auf meinen vierjährigen Sohn und das Wissen, dass ich ihn im Stich ließ.
Mein entscheidender Weckruf kam vor einigen Monaten. Nach einer Phase der Abstinenz erlitt ich einen Rückfall. An einem Wochentag nach der Arbeit griff ich zur Flasche und ehe ich mich versah, saß ich betrunken und hemmungslos am Steuer. In dieser Nacht habe ich mein Auto zu Schrott gefahren. Glücklicherweise verletzte ich niemanden, aber die Folgen trafen mich in ihrer ganzen Wucht. Im Krankenhaus dachte ich nicht an den Schaden an meinem Auto oder die rechtlichen Konsequenzen – ich dachte nur an meinen Sohn Neil.
Ich wollte ein besserer Vater sein
Ich erinnere mich, wie ich zu der schmerzhaften Erkenntnis kam, welche Art Vater ich geworden war. Derjenige, der seinem Kind keine Gute-Nacht-Geschichten vorlas, weil er verzweifelt nach einem Drink suchte. Derjenige, der seinem Sohn versprach, mit ihm zu verreisen, und diese Versprechen genauso schnell brach, wenn das Verlangen zu trinken überhandnahm. Derjenige, der vielleicht nicht mehr da sein würde, um sein Kind aufwachsen zu sehen, wenn er auf diesem Weg weiterging.
Am Morgen nach dem Unfall gestand ich mir ein, dass ich so nicht weiterleben konnte. Ich begann erneut meinen Weg der Genesung. Aber diesmal war meine Absicht fest. Ich bin seit sieben Monaten nüchtern. Aber die Nüchternheit ist nur ein Teil meiner Reise. Die emotionale Arbeit besteht darin, meine Beziehung zu meinem Sohn wieder aufzubauen. Ich will das Vertrauen zurückgewinnen, das ich zerstört habe.
Kinder – selbst im zarten Alter von vier Jahren, wie mein Sohn – haben ein besseres Gespür für die Welt um sie herum, als wir glauben. Mein Sohn wusste vielleicht nicht, dass ich getrunken habe, aber ich weiß, dass er die Distanz spürte. Er bemerkte, wenn ich ihm keine Aufmerksamkeit schenkte und wenn ich aufgrund eines Katers wegen Kleinigkeiten überreagierte.
Ich kann mir selbst nicht vergeben, was ich meinem Kleinkind angetan habe
Die Scham und Schuld, zu wissen, wie meine Entscheidungen Neils frühe Jahre geprägt haben, trage ich jeden Tag mit mir herum. Diese ersten Jahre seines Lebens hätten von Freude, Sicherheit und Verbundenheit geprägt sein sollen. Stattdessen beraubte mich meine Sucht der Momente, die wir nie zurückbekommen werden. Und so sehr ich es auch versuche, ich werde mir das nie vergeben können.
Dieses Mal wollte ich die verlorene Zeit wiedergutmachen. Ich nahm mir vor, mich mit allem, was ich hatte, ins Elternsein zu stürzen. Ich wollte der Vater sein, der auftaucht, wenn er sagt, dass er es tun wird, der seinen Sohn in den Park bringt und nie wieder eine Gute-Nacht-Geschichte verpasst. Und das habe ich getan. Aber, wie mir klar wurde, braucht Vertrauen Zeit.
Jetzt baue ich Vertrauen auf – aber es braucht Geduld
Einer der schwierigsten Teile der Genesung ist zweifellos die Geduld. Denn mein Sohn braucht Zeit, um mir wieder zu vertrauen. Wenn ich ihn von der Kita abhole, sehe ich – ab und zu – das Zögern in seinen Augen, ein Gefühl des Zweifels.
Zuerst hat mich diese Reaktion am Boden zerstört. Aber mit der Zeit habe ich gelernt, dass sie Teil des Prozesses ist. Beim Vertrauen geht es nicht um große Gesten; es geht darum, jeden Tag konsequent präsent zu sein. Es geht darum, die Gute-Nacht-Geschichte vorzulesen, auch wenn ich müde bin, oder auf dem Boden zu sitzen, um einen Lego-Turm zu bauen, wenn meine Gedanken manchmal bei meinem Genesungsprozess sind.
Um gesund zu werden, habe ich auch schwierige Gespräche mit Neil geführt. Als Vierjähriger ist er zu jung, um Sucht zu begreifen, aber ich habe angefangen, sie ihm in einfachen Worten zu erklären. Ich sage ihm: "Papa hat früher schlechte Entscheidungen getroffen, aber jetzt arbeite ich hart daran, bessere zu treffen." Ich möchte, dass er sieht, dass es in Ordnung ist, zuzugeben, wenn man Fehler gemacht hat – solange man bereit ist, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen.
Das Elternsein in der Genesung ist ein Balanceakt. Es geht darum, meine Heilung zu bewältigen und gleichzeitig für meinen Sohn da zu sein. Auch will ich ihm durch mein Handeln zeigen, dass Menschen sich ändern können und dass Fehler einen nicht zwangsläufig definieren.
Zum ersten Mal in seinem Leben – und in meinem – trete ich als mein wahres Ich auf. Und für mich ist das der größte Sieg von allen.
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