Amazon-Boom: Immer mehr von ChatGPT geschriebene Bücher - darum ist das ein Problem

Immer mehr Hobby-Autoren nutzen den KI-Chatbot ChatGPT, um mit der künstlichen Intelligenz ganze Bücher zu schreiben. Die Buchbranche stellt das vor Herausforderungen.

Künstliche Intelligenz und Literatur - wie passt das zusammen? (Symbolbild: Getty)
Künstliche Intelligenz und Literatur - wie passt das zusammen? (Symbolbild: Getty)

OpenAI hat erst vor wenigen Wochen offiziell ChatGPT vorgestellt - doch bereits jetzt hat der KI-Chatbot die digitale Welt gehörig in Aufruhr versetzt.

Während manch ein Student und Schüler bereits (heimlich) seine schriftlichen Arbeiten mit ChatGPT erstellt und Schulen und Unis vor ganz neue Schwierigkeiten bei der Entdeckung von Schummel-Versuchen stellt, nutzen auch immer mehr Hobby-Autoren den KI-Chatbot, um ganze Bücher zu schreiben. Denn wer schon immer sein eigenes Buch schreiben wollte, kann dieses Vorhaben dank der künstlichen Intelligenz jetzt ziemlich schnell und ohne großen Aufwand in die Tat umsetzen.

Ein Beispiel für einen solchen Autor ist Brett Schickler aus New York: Der Mann habe sich nie vorstellen können, einmal Buchautor zu sein, erstellte nun jedoch mit Hilfe von ChatGPT ein 30-seitiges illustriertes E-Book für Kinder, das er im Januar über die Self-Publishing-Einheit von Amazon.com veröffentlichte, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.

Als er von dem ChatGPT-Programm erfuhr, sah Brett Schickler seine Chance gekommen - und schrieb mit der Hilfe künstlicher Intelligenz ein Kinderbuch, das er nun auf Amazon vertreibt. (Bild: Amazon)
Als er von dem ChatGPT-Programm erfuhr, sah Brett Schickler seine Chance gekommen - und schrieb mit der Hilfe künstlicher Intelligenz ein Kinderbuch, das er nun auf Amazon vertreibt. (Bild: Amazon)

Mit Hilfe der KI-Software, die Textblöcke aus einfachen Eingabeaufforderungen generieren kann, habe er sein Werk über ein Eichhörnchen, das Geld spart und reich wird, innerhalb weniger Stunden fertiggestellt (Buchtitel: "The Wise Little Squirrel: A Tale of Saving and Investing").

In wenigen Stunden ein Buch erstellen - dank KI

Sein Buch, das im Amazon Kindle Store für 2,99 Dollar erhältlich ist, habe er zwar bislang erst weniger als 100 Dollar eingebracht - das sei jedoch laut Schickler genug, um ihn zu inspirieren, weitere Bücher mit der Software zu verfassen.

Anleitungen und Tipps gibt es auf YouTube, TikTok und Reddit bereits zahlreich: In vielen Tutorials zeigen Nutzer, wie fast jeder in nur wenigen Stunden ein Buch erstellen kann.

Viele Menschen hoffen nun offenbar, mit billig erstellten Ratgeber-Werken das schnelle Geld zu machen. Bei Amazon werden laut Reuters bereits Hunderte E-Books verkauft, bei denen ChatGPT als Mitautor oder Autor aufgeführt wird. Selbst ein eigenes neues Subgenre gibt es dafür auf der Plattform: Es umfasst Bücher über die Verwendung von ChatGPT, die ausschließlich von ChatGPT geschrieben wurden.

Wie oft künstliche Intelligenz beim Schreiben eines Buches tatsächlich im Spiel ist, lässt sich dabei kaum nachvollziehen. Oftmals wird nämlich einfach verschwiegen, dass ChatGPT zu Hilfe genommen wurde. Eine komplette Bestandsaufnahme sei "nahezu unmöglich", wie Reuters berichtet.

"Diese Bücher werden den Markt überschwemmen, und viele Autoren werden arbeitslos werden"Mary Rasenberger

Was das für die Buchbranche auf lange Sicht bedeuten wird, zeichnet sich bereits jetzt ab: Mary Rasenberger, Geschäftsführerin der Autorenvereinigung Authors Guild, bringt das Problem gegenüber Reuters folgendermaßen auf den Punkt: "Diese Bücher werden den Markt überschwemmen, und viele Autoren werden arbeitslos werden". Ghostwriting habe zwar eine lange Tradition, aber die Fähigkeit zur Automatisierung durch KI könnte das Schreiben von Büchern schon bald von einem Handwerk in eine "Ware" verwandeln.

In der Folge können in der Flut an KI-Texten von Menschen verfasste Titel deshalb schon bald regelrecht untergehen. "Die Autoren und die Plattformen müssen transparent machen, wie diese Bücher entstehen, sonst wird es am Ende eine Menge minderwertiger Bücher geben", fordert Rasenberger deshalb.

Literaturmagazin nimmt keine Beiträge mehr an

Auch Literaturmagazine merken bereits, wie künstliche Intelligenz die Denkarbeit von Menschen vermehrt ersetzt: So erklärte kürzlich Neil Clarke vom renommierten Literaturmagazin Clarkesworld aus den USA in einem Blogeintrag, dass die Anzahl betrügerischen Einreichungen seit dem Jahreswechsel außer Kontrolle geraten sei. Da bei dem Magazin auf einmal massenhaft Texte eingereicht wurden, die er als von einer KI verfasst entlarven konnte - mehr als 500 waren es im Februar - habe der Chef des Magazins die Reißleine gezogen und die Möglichkeit, Texte einzureichen, gesperrt.

Video: KI im Klassenzimmer: Lehrer aus Kentucky setzt „ChatGPT" im Unterrricht ein