Auf dem Vormarsch: 10 Fakten über Keuchhusten

Keuchhusten ist hochansteckend und hat erkältungsähnliche Symptome. Allerdings durchläuft die Infektion in drei Stadien und kann im Gegensatz zu einer gewöhnlichen Erkältung bis zu zehn Wochen lang andauern. So schützt du dich am besten vor Pertussis und das solltest du noch darüber wissen.

Kranke Frau hustet in ein Taschentuch und hält ihre Hand auf der Brust
Keuchhusten ist eine Kinderkrankheit, aber auch viele Erwachsene sind betroffen (Symbolbild: Getty Images)

Die Zahl der Keuchhusten-Patienten nimmt zu. Besonders viele Fälle wurden laut Robert-Koch-Institut in Sachsen-Anhalt gemeldet. Insgesamt 172 Fälle wurden 2023 dort gezählt. Ein enormer Wachstum, wenn man sich die Jahre zuvor ansieht. 2022 waren es in ganz Deutschland nämlich etwa 100 Keuchhusten-Fälle, im Jahr zuvor sogar nur 41. "Keuchhusten ist keine Kinderkrankheit und wird von vielen Erwachsenen unterschätzt“, warnt Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der Barmer-Krankenkasse in Sachsen-Anhalt in einer Pressemitteilung.

Die Krankenkasse empfiehlt vor allem denjenigen eine Auffrischungsimpfung gegen Keuchhusten, die demnächst vorhaben, nach Dänemark zu reisen. Denn dort treten laut Centrum für Reisemedizin aktuell besonders viele Keuchhusten-Fälle auf. Viele Erwachsene seien inzwischen unter den Erkrankten. "Keuchhusten ist hochgradig ansteckend. Und wir können einen pandemiebedingten Nachholeffekt nicht ausschließen“, erklärt Wiedemann.

10 Fakten über Keuchhusten, die du vermutlich noch nicht kanntest:

Was genau ist Keuchhusten? Keuchhusten, auch als Pertussis bekannt, wird durch das Bakterium Bordetella pertussis ausgelöst, das sich auf den Schleimhäuten der Luftwege vermehrt und zu Schädigungen des umliegenden Gewebes führen kann. Außerdem kann es zu einer Schwächung der Abwehrkräfte des Körpers kommen, was die Anfälligkeit für andere Infektionen erhöhen kann.

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Am stärksten betroffen sind Säuglinge und ältere Menschen mit einem schwachen Immunsystem, die häufig eine Krankenhausbehandlung benötigen. Bei ihnen kann Keuchhusten zu schweren Komplikationen führen, einschließlich lebensbedrohlicher Atemnot. Außerdem sind Hustenanfälle bei Keuchhusten manchmal so intensiv, dass Leisten- oder Rippenbrüchen die Folge sein können.

Wer kann Keuchhusten bekommen? Zwar liegt die Inzidenz bei Erwachsenen niedriger, doch treten inzwischen laut RKI zwei Drittel aller Keuchhusten-Erkrankungen bei Personen auf, die über 19 Jahre sind. Im Schnitt sind die Betroffenen zwischen 35 und 42 Jahre alt. Das liegt vor allem daran, dass viele die Auffrischungsimpfung, die alle zehn Jahre empfohlen wird, nicht nachholen. Kinder werden standardmäßig bereits in den ersten Lebensjahren gegen Keuchhusten geimpft.

Wie steckt man sich mit Keuchhusten an? Keuchhusten-Bakterien sind äußerst ansteckend und werden durch Tröpfcheninfektion übertragen. Von 100 Personen, die nicht geimpft sind und mit einem Infizierten in Kontakt kommen, erkranken 80 bis 90 von ihnen. Die Ansteckungsgefahr ist im ersten Stadium der Erkrankung, der Erkältungsphase, am höchsten. Doch auch nach Beginn der Hustenattacken im zweiten Stadium bleibt der Erkrankte noch für etwa drei weitere Wochen hochansteckend.

Der Grund dafür, dass sich die Infektion so schnell verbreitet, ist, dass man sich selbst bei einem Abstand von einem Meter zu einer hustenden Person immer noch anstecken kann. Die Übertragung kann bereits bei den ersten Anzeichen der Krankheit erfolgen. Das Fatale: Eine Ansteckung ist selbst bis zu fünf Wochen nach Beginn der Symptome möglich. Was Keuchhusten besonders gefährlich macht, ist die Tatsache, dass die Bakterien auch den gesunden Körper von Geimpften besiedeln können, ohne dass diese Person selbst erkrankt. Sie kann die Erreger aber dennoch an andere weitergeben. Das ist besonders riskant, wenn man Kontakt zu Neugeborenen hat.

Besonders für Säuglinge in den ersten sechs Lebensmonaten kann Keuchhusten lebensbedrohlich werden, das sie noch keinen ausreichenden Nestschutz besitzen. Die Antikörper gegen die Pertussis-Bakterien werden während der Schwangerschaft nämlich nicht von der Mutter an das Ungeborene weitergegeben.

Keuchhusten – so wird die Erkrankung diagnostiziert: Keuchhusten lässt sich zweifelsfrei durch einen Nasen-Rachen-Abstrich und eine Blutuntersuchung nachweisen. Ein erhöhtes Vorkommen von weißen Blutkörperchen deutet auf eine Erkrankung hin. Pertussis kommt ganzjährig vor, laut RKI ist die Inzidenz im Herbst und Winter etwas höher als im Rest des Jahres.

Was sind die Symptome von Keuchhusten? Keuchhusten äußert sich bei Erwachsenen in der Regel meist mit leichten Beschwerden, die einer Erkältung ähneln. Das macht die Infektion besonders gefährlich, da sie oft unerkannt bleibt, und an Säuglinge sowie ältere Menschen weitergegeben wird. Auch bei Säuglingen zeigen sich eine bis zwei Wochen nach der Ansteckung zunächst untypische Symptome, die einer simplen Erkältung ähneln. Dazu gehören Schnupfen, gelegentlich leichter, trockener Husten und Heiserkeit. Manchmal können auch leichtes Fieber und gerötete Bindehäute hinzukommen. Normalerweise dauert die sogenannte Erkältungsphase eine bis zwei Wochen an, die Krankheit ist aber schon zu diesem Zeitpunkt hochansteckend. Auf die erste Phase folgen bei Säuglingen noch zwei weitere: die Anfallphase und die Erholungsphase.

Frau lässt Baby mit einer Maske inhalieren
Bei Babys mit Keuchhusten kann es zu Atemnot kommen (Symbolbild: Getty Images)

In der zweiten Phase, die etwa vier bis sechs Wochen andauert, tritt der charakteristische keuchende Husten auf, begleitet von wiederholten, krampfartigen Hustenanfällen. Es kann zu bis zu 50 solcher Keuchhustenanfälle pro Tag kommen. Die Hustenanfälle sind oft lang und rhythmisch und enden mit einem juchzenden Geräusch beim Einatmen, das durch einen Kehlkopfkrampf, ausgelöst durch das starke Husten, verursacht wird. Die Anfälle treten häufiger nachts auf als tagsüber und können durch körperliche Anstrengung oder Stress ausgelöst oder verstärkt werden. Sie können bis zur Atemnot führen und werden oft von Erbrechen oder dem Auswurf von zähem Schleim begleitet.

Schon gewusst? Impfempfehlungen für Erwachsene im Überblick

Erst in der dritten Phase nimmt die Häufigkeit der Hustenanfälle allmählich ab. Bis die Krankheit vollständig ausgeheilt ist, kann es allerdings über sechs bis zehn Wochen dauern. Selbst Monate später können Kälte, Zigarettenrauch oder körperliche Anstrengung noch Reizhusten bei den Betroffenen auslösen.

Wie wird Keuchhusten behandelt? Säuglinge sollten bei Keuchhusten immer ins Krankenhaus, da sie den zähen Schleim, der sich bildet, nicht abhusten können. In der Klinik kann der Schleim abgesaugt werden, um eine Erstickungsgefahr zu minimieren. Zur Behandlung von Keuchhusten bei Säuglingen werden außerdem häufig entzündungshemmende Medikamente mit Kortison eingesetzt. Erwachsene bekommen in der Regel Antibiotika verschrieben. Sonst empfiehlt es sich viel zu trinken und flüssigbreiige Nahrung aufzunehmen.

Was kann im schlimmsten Fall bei Keuchhusten passieren? Etwa zehn Prozent aller Kinder, insbesondere derer mit Atemwegserkrankungen wie Asthma, durchleben einen schweren Verlauf. Während heftiger Hustenanfälle können Blutgefäße unter dem Augenweiß platzen. Auch können Nasenbluten oder sogar Leisten- und Rippenbrüche auftreten.

Säuglinge sind besonders gefährdet, mit den häufigsten Komplikationen wie Lungen- und Mittelohrentzündungen. Die schwerwiegendste Folge ist die Keuchhusten-Enzephalopathie, die Krämpfe, Bewusstlosigkeit und bleibende Schäden wie Lähmungen, Seh- oder Hörprobleme verursachen kann.

Wie kann ich mich gegen Keuchhusten schützen? "Der beste Schutz vor Keuchhusten ist die Impfung. Erwachsene sollten sich einmalig immunisieren lassen, mit einer Auffrischungsimpfung alle zehn Jahre“, empfiehlt Barmer-Landeschef Wiedemann.

Kind bekommt eine Impfung
Eine Auffrischungsimpfung gegen Keuchhusten sollte alle zehn Jahre erfolgen (Symbolbild: Getty Images)

Die wichtigsten Impfempfehlungen der Stiko im Überblick:

Säuglinge:

  • Die erste Impfung gegen Keuchhusten sollte im Alter von zwei Monaten erfolgen.

  • Anschließend sollten zwei weitere Impfungen im Alter von vier und elf Monaten durchgeführt werden.

  • Frühgeborene sollten eine zusätzliche Impfdosis mit drei Monaten erhalten.

Kinder:

  • Im Alter von fünf bis sechs Jahren empfiehlt sich eine Auffrischung mit einem Kombinationsimpfstoff.

  • Dieser Impfschutz sollte im Alter von neun bis 16 Jahren ein weiteres Mal aufgefrischt werden.

  • Kinder, die noch keine Impfung erhalten haben, können diese bis zum 18. Lebensjahr nachholen.

Erwachsene:

  • Erwachsene sollten gegen Keuchhusten geimpft werden, wenn die nächste Impfung gegen Tetanus und Diphtherie ansteht, damit nur eine Injektion mit einem Kombinationsstoff erforderlich ist.

Wann sollte ich mich unbedingt gegen Keuchhusten impfen lassen? Wenn die letzte Auffrischimpfung mehr als zehn Jahre zurückliegt, empfiehlt die Stiko eine erneute Auffrischung, insbesondere für Frauen im gebärfähigen Alter und Personen, die im selben Haushalt leben und Kontakt zu einem Neugeborenen haben. Außerdem sollten sich alle impfen lassen, die Neugeborene betreuen oder im Gesundheitsdienst oder in Gemeinschaftseinrichtungen arbeiten.

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Die Stiko empfiehlt die Keuchhusten-Impfung für schwangere Frauen zu Beginn des dritten Schwangerschaftsdrittels, das heißt ab dem siebten Monat der Schwangerschaft. Wenn eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine Frühgeburt besteht, sollte die Impfung sogar in das zweite Schwangerschaftsdrittel vorgezogen werden, das heißt ab dem vierten Monat.

Deshalb bleibt Keuchhusten bei Erwachsenen oft unerkannt: "Keuchhusten verläuft bei Erwachsenen und Kindern nicht identisch. Der Husten ist bei Erwachsenen zwar langanhaltend, aber weniger heftig. Auch das typische Keuchen, Erbrechen und Fieber treten bei ihnen seltener auf als bei Kindern. Das kann dazu führen, dass Keuchhusten bei Erwachsenen nicht immer diagnostiziert wird und wir eine hohe Dunkelziffer haben“, erklärt Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der Barmer-Krankenkasse in Sachsen-Anhalt.

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