Ausstellungstipp im Düsseldorfer Kunstpalast: „Farbrausch“

Ausstellung in Düsseldorf „Farbrausch“

Winfred Gaul, sex-a-gon IV, 1967 PVA auf Spanplatte 135 x 135 cm Kunstpalast, Düsseldorf, Stiftung Sammlung Kemp

VG Bild-Kunst Bonn 2024 Foto: Henning Krause,

Betrachtet man das Gemälde „426-65“, ist es wie mit einem lodernden Feuer: Man kann nicht wegsehen. Es ist in tiefen Rottönen gemalt, in der Mitte ein Kreis auf rotem Hintergrund – wie ein lodernder Planet in einem roten All. „Rot ist Leben, Energie, Potenz, Macht, Liebe, Wärme, Kraft. Mit ihrer Fähigkeit zu stimulieren, ist sie in machtvoller Funktion“, sagte der Maler des Bildes Ruprecht Geiger (1908–2009) einmal.

Die Ausstellung „Farbrausch“ hinterfragt die Wirkung von Farbe

Farben haben eine Wirkung auf den Menschen. Sie können uns zum Beispiel wach, aktiv und gesund machen – zu diesem Ergebnis kam eine Studie aus dem Forschungslabor „Farbe Licht Raum“ des Wahrnehmungspsychologen und Architekten Axel Buether. In diesem Sinne kommt die Ausstellung „Farbrausch“ im Düsseldorfer Kunstpalast, die kürzlich die Pforten öffnete und noch bis zum 25. März 2025 läuft, genau zur richtigen Zeit. Au revoir, graue Winter-Tristesse! Der Kunstpalast lädt zum visuellen Dopamin-Boost.

Rot ist Leben, Energie, Potenz, Macht, Liebe, Wärme, Kraft. Mit ihrer Fähigkeit zu stimulieren, ist sie in machtvoller Funktion.

Ruprecht Geiger

Die Ausstellung Farbrausch im Düsseldorfer Kunstpalast zeigt 70 Werke der Farbfeldmalerei

Die Ausstellung „Farbrausch“ im Düsseldorfer Kunstpalast zeigt 70 Werke der Farbfeldmalerei. Hier zu sehen: Gene Davis, Cat Walk, 1965. Al Held, Black Circle, 1963 und Carl Buchheister, Opus 25 a (Sommerbild), 1925

Anne Orthen,

„Farbrausch“ vereint 70 Arbeiten der Farbfeldmalerei

Zu sehen sind 70 Gemälde und Grafiken von amerikanischen und europäischen Künstler*innen, darunter sehr bekannte Namen wie Gene Davis, Kenneth Noland, Frank Stella, Ellsworth Kelly, Imi Knoebel oder Fritz Klingbeil, die in der Farbfeldmalerei tätig waren. Die ältesten Bilder sind aus den 1960er-Jahren, die jüngsten aus dem 21. Jahrhundert. Ein kleines Highlight dieser Ausstellung – auch gerade für die jüngsten Besucher*innen – ist ein interaktiver Raum, in dem per Körpereinsatz Farbe einer raumgreifenden bunten Lichtinstallation gemischt werden kann. Kuratorinnen der Schau sind Felicity Korn (Sammlungsleitung 20. und 21. Jahrhundert) und Anna Grosche (Volontärin, Sammlung 20. und 21. Jahrhundert).

Wulf Aschenborn, Sneek, 2012, Öl auf Leinwand vierteilig: je 100 x 100 cmKunstpalast, Düsseldorf, Stiftung Sammlung Kemp

Wulf Aschenborn, Sneek, 2012, Öl auf Leinwand vierteilig: je 100 x 100 cm, Kunstpalast, Düsseldorf, Stiftung Sammlung Kemp

Wulf Aschenborn Foto: Henning Krause,

Über die Geschichte der Farbfeldmalerei

Den Ursprung hat das „Color Field Painting“ im Nachkriegs-New York. Die Künstler*innen dieser Art von zeitgenössischer Kunst experimentierten nach 1945 mit abstrakten Farbflächen und ließen das figürliche Malen hinter sich. Damit provozierten und irritierten sie Kunstkritiker*innen, die mit der damals neuen Art von Kunst nichts anfangen konnten. In den 1960er-Jahren experimentierten die Maler*innen auch zunehmend mit den Formaten der Leinwand. Vom Düsseldorfer Künstler Winfried Gaul ist zum Beispiel die Arbeit „Sex-a-gon IV“ aus dem Jahr 1967 in Form eines Sechsecks zu sehen. Verkehrsschilder inspirierten ihn dazu.

Der Großteil der Arbeiten der Ausstellung Farbrausch stammt aus Willi Kemps umfangreicher Sammlung der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, die der Düsseldorfer Steuerberater dem Kunstpalast 2011 stiftete

„Farbrausch“ – Werke aus der Privatsammlung Kemp

Die meisten Werke der Ausstellung „Farbrausch“ stammen aus der Sammlung des Düsseldorfer Ehepaars Willi und Ingrid Kemp, einer sehr bedeutenden Privatsammlung. Willi Kemp, der in Düsseldorf lebte und als Steuerberater arbeitete, liebte Kunst und beriet viele Künstler*innen in Steuerangelegenheiten, wofür er teils auch in Form von Kunstwerken bezahlt wurde. Über die Jahre trug er, zusammen mit seiner früh verstorbenen Frau Ingrid, eine bedeutende Kollektion an abstrakter Malerei, ZERO-Kunst, Skulpturen, Papierarbeiten und Farbfeldmalerei zusammen. Kemp, der 2020 verstarb, hatte selbst die Idee zu dieser Ausstellung. Besucher*innen können die teils großformatigen Arbeiten und skulpturalen Leinwände auf sich wirken lassen und beobachten, was die Farben in ihnen auslösen. Spannend ist, dass nicht jeder Ton gleich auf jeden Menschen wirkt! Unsere Beziehung zu Farbe ist komplex wie der Mensch selbst.

Die Ausstellung „Farbrausch“ ist noch bis zum 30. März 2025 im Kunstpalast Düsseldorf zu sehen.