Australischer Literaturpreis für kurdischen Asylbewerber, der Buch via WhatsApp schrieb

Behrouz Boochani arbeitete ganze fünf Jahre an seinem Buch, das er komplett mit dem Instant-Messaging-Dienst “WhatsApp” schrieb. (Bild: Facebook/BehrouzBoochaniJournalist)
Behrouz Boochani arbeitete ganze fünf Jahre an seinem Buch, das er komplett mit dem Instant-Messaging-Dienst “WhatsApp” schrieb. (Bild: Facebook/BehrouzBoochaniJournalist)

Fünf Jahre lang schrieb der Geflüchtete Behrouz Boochani via WhatsApp an seinem Buch. Nun wurde er dafür mit einem renommierten australischen Literaturpreis ausgezeichnet.

Auf Schriftsteller Behrouz Boochani lastet ein schweres Schicksal. Einst musste er seine Heimat, den Iran, verlassen. Als Kurde hatte er dort nicht die gleichen Rechte wie die iranische Bevölkerung. Als seine selbst gegründete Zeitungsredaktion von Sicherheitskräften gestürmt wurde, entschied er sich für die Flucht nach Australien. Doch dort kam er nie an.

Buch im Auffanglager per WhatsApp geschrieben

Der heute 35-Jährige sitzt seit 2013 auf der pa­pua-neu­gui­ne­ischen Insel Manus fest. Geflüchtete, die zuvor versucht hatten, Australien mit dem Boot zu erreichen, werden dort von der Regierung festgehalten, um sie von der Einreise abzuhalten. In Verbindung mit dem Auffanglager wird immer wieder von Leid, Nötigung und Misshandlung berichtet.

“Ich freue mich, die Publikation meines Buches ‘No Friend but the Mountains: Writing From Manus Prison’ bekannt geben zu dürfen. Es wird ab dem 31. Juli erhältlich sein und ich freue mich auf euer Feedback. Es ist das Produkt von fünf Jahren Gefangenschaft und systematischer Folter.”

Dort im Exil, das sich für seine Bewohner wie ein Gefängnis anfühlt, schrieb Boochani in einem Zeitraum über fünf Jahre sein Buch “No Friend but the Mountains” (zu Deutsch: “Kein Freund außer die Berge”). Dafür hatte er aber kein Papier und Stift, keinen Laptop oder Tablet parat. Der Schriftsteller schrieb seine Texte auf dem Handy, schickte sie regelmäßig via WhatsApp an Omid Tofighian, der sie von Farsi ins Englische übersetzte.

Gewinner in zwei Kategorien bei den Victorian Premier’s Literary Awards 2019

Die Mühe hat sich gelohnt. Boochani wurde nun mit dem höchstdotierten Literaturpreis in Australien ausgezeichnet. Bei den Victorian Premier’s Literary Awards 2019 gewann er in gleich zwei Kategorien – nämlich in “Das beste Sachbuch” und “Das Buch des Jahres”. Dass er die Preise nicht persönlich entgegennehmen konnte, liegt an der Asylpolitik des Landes, die er in seinem Werk so detailliert beschreibt.

Auf der Insel Manus hält die australische Regierung Geflüchtete und Asylsuchende fest. (Bild: AP Photo)
Auf der Insel Manus hält die australische Regierung Geflüchtete und Asylsuchende fest. (Bild: AP Photo)

Umgerechnet 80.000 Euro Preisgeld bekommt Boochani nun, doch seine Freiheit kann er sich davon nicht kaufen. Der iranisch-kurdische Autor darf noch immer nicht einreisen, sitzt weiterhin auf der Insel fest. Die verweigerte Einreise trotz der australischen Auszeichnung beschreibt er selbst als “paradoxes Gefühl”.

Die Intention seines Buches sei es, auf die Lage auf Manus aufmerksam zu machen. Boochani wolle aufzeigen, dass Geflüchtete und Asylsuchende auf der Insel systematisch ihrer “Identität, Menschlichkeit und Individualität” beraubt werden, erklärt er gegenüber “BBC”. Deswegen möchte er, dass die Welt weiß: “Wir sind Menschen, einfache Menschen, wir sind unschuldige Leute.”