Barbarische Tradition: Kampf gegen die Witwenschändung in Kenia

Barbarische Tradition: Kampf gegen die Witwenschändung in Kenia

Seinen geliebten Ehemann zu verlieren, ist für keine Frau auf der Welt einfach. Doch das Leid, das Frauen in Teilen Kenias und Tansanias nach dem Tod ihrer Männer widerfährt, ist kaum zu fassen. In der Volkgruppe der Luo werden Witwen als „unrein“ angesehen. Ein grausamer Brauch sieht vor, dass sie „sexuell gereinigt“ werden müssen. Erst langsam beginnen die ersten Frauen, sich gegen diese grausame Tradition aufzulehnen.

Die sogenannte „Witwenreinigung“ musste auch die zweifache Witwe Rose Orwa überstehen. Dabei wird ein Mann bestimmt, der ungeschützten Verkehr mit der Witwe hat, um sie vom Tod des Ehemannes zu „reinigen“. Bislang wehrt sich kaum eine Frau dagegen. „Wenn sie dem Ritual nicht zustimmen, sind sie stigmatisiert. Eine Witwe hat keine Chance. Wer den Mann verliert, verliert alle Rechte“, erklärt Rose Orwa in der „Weltspiegel“-Reportage der ARD.


Rose Orwa will dennoch nicht länger still zusehen, wie andere dasselbe Schicksal durchleiden müssen wie sie und hat eine Stiftung ins Leben gerufen. Sie sammelt Geld für die Witwen, regelmäßig treffen sich die alleingelassenen Kenianerinnen, die meist in großer Armut leben, zur Trauerbewältigung. Doch nicht nur die seelischen Qualen sind das Problem, viele „Witwenreiniger“ sind HIV-positiv und geben das Virus während der Schändung weiter. Zwar haben die Frauen das Gesetz auf ihrer Seite, doch das ist für die traditionelle Volksgruppe der Luo nur wenig wert.

Rose hofft, dass die jüngere Generation mit einem anderen Bewusstsein aufwächst. Sie hat ein Waisenhaus ins Leben gerufen und gibt Kindern, die ihre Eltern verloren haben, ein neues Zuhause. „Ich hoffe, dass eine Generation heranwächst, die nicht gereinigt und vererbt wird, eine neue Frauengeneration, die in Würde leben kann, wenn der Mann gestorben ist. Die Frauen sollen ihre Rechte kennen und als Menschen respektiert werden“, so Rose Orwa. Die Witwe will weiterhin tapfer kämpfen, um ihre Vision von einer besseren Zukunft für Frauen umzusetzen.MerkenMerken