Beauty-Test: Das Gesicht mit Sprudelwasser waschen - bringt das was?

Stilles Leitungswasser für die Gesichtsreinigung hat Konkurrenz bekommen: Sprudelwasser! (Getty Images)
Stilles Leitungswasser für die Gesichtsreinigung hat Konkurrenz bekommen: Sprudelwasser! (Getty Images)

Koreanerinnen schwören bei der Gesichtsreinigung darauf: Mineralwasser mit Kohlensäure. Warum soll das so gut sein – und ist es das wirklich? Wir haben den Beauty-Trick getestet!

Sprudelwasser vs. Leitungswasser

Um zu verstehen, warum kohlensäurehaltigem Mineralwasser der Vorzug gegenüber Leitungswasser geben wird, muss man die Eigenschaften der Wasser genauer betrachten:

Kohlensäure: Kohlensäure entsteht aus der Verbindung von Wasser mit Kohlenstoffdioxid (CO2). Die Bläschen der Kohlensäure sollen die Durchblutung fördern und wie ein Peeling wirken – also trockene Hautschüppchen abtragen, für ein feineres Hautbild und einen rosigen Teint sorgen. Wegen der Säure ist die Reinigung tiefer als mit Leitungswasser, weil diese Schmutz und Fett in den Poren löst.

pH-Wert: Kohlensäurehaltiges Mineralwasser hat mit 5,5 einen niedrigeren pH-Wert als Leitungswasser, dessen pH-Wert bei 7 liegt. Sprudelwasser ist also saurer – und ähnelt mehr dem pH-Wert der Haut, die mit einem pH-Wert zwischen 4,7 und 5,8 ebenfalls leicht sauer ist und einen Säureschutzmantel gegen äußere Einflüsse wie Schmutz und Temperaturschwankungen bildet und vor Bakterienwachstum (Unreinheit) schützt. Optimal ist es, den natürlichen pH-Wert und damit die nützliche Barrierefunktion der Haut zu erhalten. Das kann also Wasser mit Kohlensäure besser.

Mineralstoffe: Dass das Mineralwasser Mineralstoffe enthält, ist für die Wahl als Beautyprodukt weniger ausschlaggebend. Mineralstoffe wie Magnesium, Calcium und Natrium stecken nämlich nicht nur im Mineralwasser, sondern auch im Leitungswasser. Wie mineralstoffreich oder -arm das Leitungswasser ist, variiert je nach Region.

Man kann also das Leitungswasser genauso gut mit Hilfe eines Trinkwassersprudlers mit Kohlensäure versetzen.

Kalk: Gut zu wissen ist allerdings, dass Mineralwasser weniger Kalk als Leitungswasser enthält und somit weicher ist. Inwiefern ist Kalk kritisch? Er kann die Haut austrockenen, was zu einem Spannungsgefühl und Jucken führen kann.

Angesichts seiner Eigenschaften sind meine Erwartungen an kohlensäurehaltiges Mineralwasser groß. (Bild: Carolin Klar)
Angesichts seiner Eigenschaften sind meine Erwartungen an kohlensäurehaltiges Mineralwasser groß. (Bild: Carolin Klar)

Der Test

Das Gesicht wird in eine Schale mit Mineralwasser getaucht (die Mischung „halb Leitungswasser, halb Sprudel“ ist auch möglich), was ich aufwändig und nicht alltagstauglich finde. Es kostet (mich zumindest) auch ganz schön Überwindung, sein Gesicht da einzutauchen! Alternativ tränken die Koreanerinnen ein Wattepad mit Sprudelwasser und tupfen das Gesicht damit ab. Das kommt mir wiederum wenig vor.

Ich habe mich also für einen Mittelweg entschieden und das Mineralwasser aus der Flasche in die frisch gewaschene Hand gegeben und dann über dem Waschbecken gebeugt vorsichtig auf meinem Gesicht und Hals verteilt – man soll nicht reiben. Die Haut ließ ich an der Luft trocknen, um das den Sprudel nicht gleich wieder komplett abzutragen. Außerdem soll es gut sein, keine Handtücher im Gesicht zu verwenden, da diese als potenzielle Nährböden für Bakterien gelten. Übrigens auch ein Trick der Südkoreanerinnen.

Ich machte das ein paar Wochen lang morgens.

Das Ergebnis

Die angefeuchtete Haut fühlt sich direkt nach dem Waschen mit dem Mineralwasser toll an – erfrischend, als hätte man einen Toner aufgetragen.

Belebend ist der Sprudel schon allein dadurch, dass er nicht warm aus dem Hahn fließt, sondern aus der Flasche kommt. Er prickelt aber auf der Haut minimal – die Kohlensäure, die man ja im Leitungswasser nicht hat, ist kaum wahrnehmbar. Wer sein Gesicht in eine mit Sprudel gefüllte Schale steckt, hat hier den maximalen Kick.

Nach dem Trocknen spannte die Haut in meinem Gesicht und ich musste sie schnell eincremen. Das habe ich bei Leitungswasser genauso, aber wegen des geringeren Kalkgehalts und hautähnlichen pH-Werts von Mineralwasser habe ich mir auch hier mehr versprochen.

Und was ist mit dem Peelingeffekt? Die sichtbaren, trockenen Hautschüppchen waren, etwa auf der Nase, mit dem soften Sprudelwasser-Treatment weiterhin da. Sie werden bei einem gewöhnlichen Peeling sonst gelöst und abgetragen. Insofern auch das: eher enttäuschend, wobei ich an dieser Wirkung ohnehin Zweifel hatte – ein Peeling mit kleinen Körnchen arbeitet einfach anders auf der Haut. Aber bei einem Peeling werden auch für das bloße Auge nicht sichtbare, tote Hautzellen gelöst, und dass dies passiert ist, kann ich mir gut vorstellen denn:

Das Hautbild wurde durch die sanfte Gesichtsreinigung mit dem Sprudelwasser besser bei mir. Ich habe einen sehr blassen, manchmal fast fahlen Teint, und die Haut sieht frischer und gesünder aus. Die Poren sind ein bisschen kleiner geworden, aber kleine Unreinheiten im Nasen und Wangenbereich habe ich nach wie vor.

Fazit

Ganz nett, aber mich überzeugt es nicht rundum. Meine Haut braucht auf jeden Fall mehr als diese softe Mineralwasser-Reinigung mit Kohlensäure: nämlich ein richtiges Peeling mit milder Abreibung und noch tieferer Reinigungswirkung.

Was für Leitungswasser spricht

Außerdem kann ich mich aus mehreren Gründen nicht so recht mit dem Mineralwasser aus der Flasche anfreunden. Denn: Leitungswasser wird besser kontrolliert als Mineralwasser. Seine Genusstauglichkeit und Reinheit wird gemäß der deutschen Trinkwasserverordnung nach bestimmten Vorschriften geschützt. Bei Tests von Mineralwassern aus der Flasche, etwa durch die Stiftung Warentest, wurden hingegen in manchen Produkten Verunreinigungen festgestellt, etwa Abbauprodukte von Pestiziden und Rostschutzmittel – minimal und nicht gesundheitsgefährdend, aber trotzdem. Die will ich nicht langfristig auf der Haut haben, wenn es gute Alternativen gibt.

Auch unter dem Umweltaspekt versuche ich auf unnötiges Plastik zu verzichten. Ich bleibe beim Leitungswasser und würde mir wenn dann, wie so viele Asiatinnen, einen Trinkwassersprudler besorgen, um die Kombi aus Leitungswasser und Sprudel zu haben.