Beauty weltweit: "Aerie" hebt Vielfalt in der Modebranche auf ein neues Level

Vielfalt bedeutet, dass auch Models mit Down Syndrom nun von “Aerie” für ein Shooting gebucht werden. Foto: Getty Images
Vielfalt bedeutet, dass auch Models mit Down Syndrom nun von “Aerie” für ein Shooting gebucht werden. Foto: Getty Images

Seit einigen Jahren gibt es ihn nun schon: den “Body Positivity”-Trend. Er macht es möglich, dass auch übergewichtige Frauen mit Dehnungsstreifen oder Cellulitis sich zunehmend auf Bildern der Modeindustrie wiederfinden. Die Message lautet: Jeder soll sich wohlfühlen, jeder ist schön. Abgedeckt sind damit allerdings lange nicht alle Spielarten weiblicher Äußerlichkeiten. Deswegen hat die Modemarke “Aerie” nun auch Frauen mit Einschränkungen oder Krankheiten in ihre Modelkartei aufgenommen. Ein großer Sprung zu mehr Vielfalt.

“Aerie” ist die Unterwäschemarke von American Eagle Outfitters (AEO). 2006 wurde “Aerie” gelauncht und bekam auch gleich seinen eigenen Store in Greenville, South Carolina. Seitdem hat sich diese Untermarke von AEO stark erweitert. Es gibt davon Hunderte Läden allein in den USA und Kanada und auch außerhalb von Nordamerika sind sie in 13 weiteren Ländern mit Franchise-Shops vertreten. Kurz: “Aerie” ist bekannt, “Aerie” wird gekauft und trotzdem oder gerade deswegen haben sich die Modemacher bereits 2014 entschieden ihr Model-Repertoire zu erweitern.

In dem Jahr startete die #aeriereal-Kampagne. Die Marke wollte fortan nicht mehr mit Supermodels zusammenarbeiten und auch die Fotos für Werbezwecke nicht mehr retuschieren. Von da an zeigte “Aerie” Models mit verschiedenen Kleidergrößen, Hautfarben, Tätowierungen, Schönheitsflecken und Körbchengrößen – so wie die Zeit sie schuf und ganz ohne Photoshop.

Teil der “Aerie”-Herbstkampagne im Jahr 2017: Unretuschierte Models.<a href="http://ae.online-pressroom.com/kits/17fall/aerie/index.html" rel="nofollow noopener" target="_blank" data-ylk="slk:Foto: Aerie / Pressefotos;elm:context_link;itc:0;sec:content-canvas" class="link "> Foto: Aerie / Pressefotos</a>
Teil der “Aerie”-Herbstkampagne im Jahr 2017: Unretuschierte Models. Foto: Aerie / Pressefotos

Nun hat “Aerie” Vielfalt auf ein noch höheres Level gehievt. Sie zeigen nun auch Frauen, die nicht nur nicht dem perfektionistischen Schönheitsideal entsprechen, sondern zusätzlich unter einer Krankheit leiden oder eine körperliche Einschränkung haben. Auch für diese Menschen soll es einen Platz in der Modewelt geben.

Genaues zu den Motiven von “Aerie” ist nicht bekannt, denn die Unterwäschemarke hat ihre neuen Models klammheimlich auf der Internetseite präsentiert. Ohne großes Tamtam, Pressekonferenzen und Releasepartys – eben so als wäre das alles ganz selbstverständlich. Auf den Bildern sind Frauen zu sehen, die unter dem Down Syndrom leiden, im Rollstuhl sitzen oder eine Insulinpumpe brauchen. Sie zeigen sich in Spitzenunterhöschen, Wonderbra und Sportdress – und sehen dabei ganz umwerfend aus.

Was wünschenswert normal erscheint, ist es ganz und gar nicht. Denn gerade während die professionelle Modebranche in vielen Teilen auf Diversität setzt und schon öfter Models mit künstlichem Bein, im Rollstuhl oder fehlendem Arm auf den Laufsteg geschickt hat, schlägt die semi-professionelle Modeindustrie auf Instagram den rückwärtigen Weg ein. Dort steht erneut Perfektion im Vordergrund: vom Fitnessstudio über Selbstbräuner bis hin zu Wimpernverlängerungen wird der Barbie-Look plötzlich wieder aktuell. Totgesagte leben länger.

Gefunden hat “Aerie” seine Models übrigens über einen Contest. Die Bewerberinnen sollten erklären, was für sie der Hashtag #aeriereal bedeute. Auch Abby Sams schickte ein Video: “Darin sagte ich, dass ich, als jemand der nie Behinderung oder chronische Krankheiten in den Medien dargestellt sieht, finde, dass Schönheit in allen Formen, Größen, Ethnien und eben Fähigkeiten liegt”, erzählt Sams der Internetplattform Buzz Feed News. Damit gewann sie einen Platz im Fotoshooting.

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Die 20-jährige Studentin stammt aus Athens im US-Bundesstaat Georgia. Bei ihr wurde das Ehlers-Danlos-Syndrom diagnostiziert – eine genetische Störung, bei der das Bindegewebe degeneriert. Außerdem leidet sie an einer beständig hohen Herzfrequenz, zusätzlich an einer Störung des autonomen Nervensystems und an Endometriose – eine chronische Erkrankung der Gebärmutter.

Dass sie nicht nur fortschrittlich ist und damit bei einer jungen Generation mit vielfältigem Schönheitsideal gut ankommt, sondern, dass mit dieser neuen “Aerie”-Kampagne tatsächlich Menschen erreicht werden, die sich selbst sonst nie in Modeheften wiedergefunden hätten, zeigt dieser Tweet. Echt. Schön.

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