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Beauty weltweit: Wenn Soldatinnen zu Modepüppchen dekoriert werden

Hier gehen Frauen ver- oder gekleidet als weibliche Vietkong-Soldaten zum 60. Jahrestag des Vietnam-Dien Bien Phu-Sieges über Frankreich. Foto: Hoang Dinh Nam/AFP/Getty Images
Hier gehen Frauen ver- oder gekleidet als weibliche Vietkong-Soldaten zum 60. Jahrestag des Vietnam-Dien Bien Phu-Sieges über Frankreich. Foto: Hoang Dinh Nam/AFP/Getty Images

Frauen in Männerberufen – das weckt bei vielen Menschen eigenartige Assoziationen. Zum Beispiel die von den knallharten Polizistinnen, die in ihren sexy Uniformen für Recht und Ordnung sorgen. Oder die von den Soldatinnen, die ihr Maschinengewehr liebevoll auf den Schenkeln liegen haben. Zugegeben diese sexistischen Klischees werden auch alljährlich von der Karneval-Industrie befeuert, die gern knappe Uniformen für Frauen verkauft. Trotzdem: So eine Denkweise kann skurrile Ausmaße annehmen.

Yoshiko Jentczak ist eine deutsche Fotografin, die Soldatinnen abseits ihres Berufs darstellt und sie doch mit ihm in Verbindung setzt. Auf ihren Porträts tragen die Frauen keine Dienstkleidung, sondern Mützen, Schals und dicke Winterjacken. Doch unter jedes Bild hat Jentczak ein Zitat darunter geschrieben, das sie aus einem zweistündigen Gespräch mit ihren Fotomodellen mitgenommen hat.

Eine Soldatin sagte, sie habe durch den Job, das Gefühl, gebraucht zu werden. Eine andere meint, sie sei stolz darauf, eine Soldatin zu sein. Und es gibt sogar manche, die zugeben, die Entscheidung für diesen Beruf zu bereuen. Doch alle Fotos haben eins gemeinsam. Sie zeigen Frauen, die einen Beruf ergriffen haben, der noch vor einigen Jahren gar nicht möglich für sie war.

Selbst im sich häufig so fortschrittlich präsentierenden Deutschland konnten Frauen bis 2001 nur im Musik- und Sanitätsdienst tätig sein. Erst danach wurde ihnen die Chance auf weitere Laufbahnen in der Einheit geöffnet. Seitdem können sie Panzerkommandantin, U-Boot-Crewmitglied oder Verwaltungsmitarbeiterin werden. Es arbeiten etwa 21.000 Frauen bei der Bundeswehr, die diesen Weg gewählt haben.

Umso unangenehmer ist es da, dass an vielen Orten auf der Welt, Frauen immer noch hauptsächlich als Modepüppchen betrachtet werden. Wie erst kürzlich in Brummana im Libanon geschehen. Dort dachte sich der Bürgermeister wohl: ‘Verkehrswacht kann so sexy sein” und stellte ein Team von fünf Frauen zusammenstellen, – alle Anfang 20 und in der Mitte ihres Studiums – die in diesem Sommer als Streifenpolizistinnen arbeiteten. Die Frauen trugen ihre Haare offen, was unpraktisch ist, aber schön aussieht. Sie waren stark geschminkt und ihre Arbeitskleidung waren knappe Höschen.

In einem Statement sagte der Bürgermeister dazu: “Das Ziel ist, eine Botschaft an den Westen zu senden. Wir im Libanon wollen das düstere Bild, das der Westen von uns hat, ändern und Touristen von dort zu uns bringen.”

Diese nordkoreanischen weiblichen Soldaten marschieren während der Militärparade zum 100. Geburtstag von Landesvater Kim Il-Sung in Pjöngjang. Die Beine gerade gereckt, zeigen sie mehr Haut als eine Hand breit über dem Knie. Foto: Pedro Ugarte/AFP/Getty Images
Diese nordkoreanischen weiblichen Soldaten marschieren während der Militärparade zum 100. Geburtstag von Landesvater Kim Il-Sung in Pjöngjang. Die Beine gerade gereckt, zeigen sie mehr Haut als eine Hand breit über dem Knie. Foto: Pedro Ugarte/AFP/Getty Images

Mit seiner Denkweise, dass Frauen mit ihrem Körper zu mehr gut sein müssten als ihre dienstlichen Pflichten zu erfüllen, steht Achkar nicht allein. Überall auf der Welt werden Frauen bei der Polizei oder beim Militär in Kleidung gesteckt, die ihre körperliche Vorzüge betont, beispielsweise, wenn sie in knappen Röcken ihre Beine zeigen wie bei der nord-koreanischen Militärparade zum 100. Geburtstag von Kim Il-Sung im Jahr 2012.

Irgendwie eigenartig. Schließlich käme doch auch niemand auf die Idee, Männer oberkörperfrei herumlaufen zu lassen, nur damit diese ihre durchtrainierten Körper zur Schau stellen müssen. Sie dürfen es natürlich, wenn sie es denn wollen. Denn darin liegt der entscheidende Unterschied: in der Freiwilligkeit.

Auch diese Frauen aus dem Amazonasgebiet in der Stadt San Martin de Pagoa stehen hier beschmückt mit traditionellen Gewändern und Ketten. Man könnte meinen, dass auch sie Opfer eines Plans von oben sind. Doch als Ureinwohner, aber auch als militärisch ausgebildete Gruppe eines Selbstverteidigungskomitees kämpfen sie gegen Guerillas und Drogenhändler. Diese Kleider anzuziehen, ist Teil ihrer Tradition. Sich zu schmücken, ihr freier Wille.

Diese Frauen sind Teil einer Selbstverteidigungstruppe im Amazonas-Gebiet. Sie stehen hier bei einer Parade im Jahr 2013. Foto: Cris Bouroncle/AFP/Getty Images
Diese Frauen sind Teil einer Selbstverteidigungstruppe im Amazonas-Gebiet. Sie stehen hier bei einer Parade im Jahr 2013. Foto: Cris Bouroncle/AFP/Getty Images

Dagegen werden in Vietnam auch Soldatinnen in Klamotten gesteckt, deren Hintergrundgedanken nicht nachvollziehbar sind. Bei einer Parade im Jahr 2014 marschieren die Frauen in Vietkongkleidung (siehe oben). Dabei gab es vor über 60 Jahren gar keine Frauen bei den Vietkong. Berichten zufolge waren erst 1967 bis 1968 42 Frauen zu Transportdiensten eingeteilt. Sie brachten Waffen, Munition und Verpflegung für die Guerilla-Kämpfer des Vietkong und die Soldaten der Nordvietnamesischen Volksarmee in den Süden. In der Gegenrichtung brachten die Frauen Verwundete aus dem Kampfgebiet Richtung Norden in Sicherheit.

Warum sollten sich also heutzutage Frauen als Vietkong-Kämpferinnen verkleiden? Noch dazu in einer Uniform, die einen eher an schunkelnde Abende in bayerische Volkstrachten erinnert als an die grausam tristen Zeiten des Krieges. Der Grund ist trivial: Es sieht schön aus. Es sieht interessant aus. Es macht was her. Manchmal kann es sogar – wie im Fall von Brummana – etwas provokativ sein. Und dafür werden am liebsten Frauen eingesetzt. Schade! Nun sind wir schon so weit, dass Frauen auch immer weiter in, bisher Männer dominierte, Berufe vordringen und trotzdem werden sie häufig beim nächstbesten Anlass auf ihr Äußeres reduziert. Für uns kein Trend, dem man folgen muss.