Beauty weltweit: Schönheit wird neu definiert

Miss America muss viele repräsentative Aufgaben wahrnehmen, hier beispielsweise bei einem Baseballspiel. Foto: Facebook / Miss America
Miss America muss viele repräsentative Aufgaben wahrnehmen, hier beispielsweise bei einem Baseballspiel. Foto: Facebook / Miss America

Normalerweise schreiben wir an dieser Stelle immer über die neuesten, schrägsten oder ungewöhnlichsten Beauty-Trends weltweit. Dabei geht es meist um viel Schminke, Chirurgie oder althergebrachte Traditionen und Hausmittel. Kurz: Alles soll uns jünger, schlanker, ebenmäßiger und schöner machen. Doch es gibt auch Trends, die sich bewusst gegen die Perfektion und die Reduktion auf Äußerlichkeiten stellen. Zwei von ihnen möchten wir euch vorstellen.

Da ist zum einen die Wahl zur Miss America. Jahr für Jahr wurde – seit 1921 – die schönste Frau Amerikas gewählt. Besonders beliebt bei den Zuschauern: die Bademodenkategorie. Wenn zu Anfang die Mädchen noch in Badeanzügen auftraten, zeigten sie sich zuletzt in knappen Bikinis vor den Jurorinnen und Juroren. Viele junge Frauen schreckte das ab.

In der Sendung „Good Morning America“ sagte die Vorstandsvorsitzende der Wahlen, Gretchen Carlson: „Ich habe viele junge Menschen kennengelernt, die gern Teil des Programms wären, aber sich nicht in Bademode zeigen wollen. Das verstehe ich.“ Deswegen bricht die Wahlorganisation nun mit einer fast 100 Jahre alten Tradition: In diesem Jahr werde es erstmals keine Bikinis oder andere Bademoden zu sehen geben. In Zeiten von Female Empowerment und Gleichberechtigung wolle der Schönheitswettbewerb seine Rolle nun neu definieren, sagte Carlson, 1989 selbst Gewinnerin der Krone.

Eine Tradition schafft den Sprung ins 21. Jahrhundert

Das Aussehen der Teilnehmerinnen solle keine Rolle mehr spielen. Stattdessen werde es interaktive Parts geben, bei denen die Kandidatinnen ihre Erfolge und Ziele vorstellen. Dabei sollen sie auch erläutern, wie sie ihre Talente nutzen werden, um den – besonders repräsentativen – Aufgaben von Miss America gerecht zu werden.

Auch Abendmode sollen die Frauen nicht mehr vorführen, stattdessen werde von ihnen ein Outfit verlangt, in dem sie sich selbstbewusst fühlen. Die Frage was passiert, wenn eine Dame sich gerade in Bikini oder kleinem Schwarzen selbstbewusst fühlt, wurde nicht beantwortet. Und auch sonst weist das Konzept der Miss America-Wahl einige Lücken auf. Wie genau beispielsweise die Jury die Frauen bewerten will, wenn Äußerlichkeiten gar keine Rolle mehr spielen sollen, blieb bislang unklar.

Aber: Die Miss-America-Wahl musste in den Zeiten von #metoo viel Kritik einstecken, oberflächlich und nicht mehr zeitgemäß zu sein. Außerdem waren E-Mails aufgetaucht, in denen das Gewicht und das Sexualleben der Teilnehmerinnen besprochen wurde. Ab September sollen auf nationaler und regionaler Ebene Frauen jeden Gewichts zugelassen werden, um so das Schönheitsideal einer Miss-America-Wahl zu erweitern.

Trotzdem dieser Contest also eine alte und wichtige amerikanische Institution ist, nahmen sich die Organisatoren die Misstöne zu Herzen und haben nun ein neues Zeitalter eingeläutet, in dem Anziehung und Ausstrahlung nicht nur etwas mit einem perlweißen Lächeln, gebräunter Haut und wallendem Haar zu tun hat. Am 9. September wird erstmals eine Miss America unter den neuen Regelungen gekrönt.

Spieglein, Spieglein – Wie sehe ich wirklich aus?

Sophie Harris Taylor zeigt Haut in verschiedenen Facetten – in allem lässt sich etwas Schönes finden. <a href="http://www.sophieharristaylor.com/filter/Overview" rel="nofollow noopener" target="_blank" data-ylk="slk:Foto: Sophie Harris Taylor;elm:context_link;itc:0;sec:content-canvas" class="link ">Foto: Sophie Harris Taylor</a>
Sophie Harris Taylor zeigt Haut in verschiedenen Facetten – in allem lässt sich etwas Schönes finden. Foto: Sophie Harris Taylor

Einen anderen Trend, der in eine ähnlich realitätsnahe Richtung verläuft, hat die Fotografin Sophie Harris Taylor gestartet. Sie stellte fest, dass auf Instagram besonders ebenmäßige Haut, die möglichst noch ein sanftes Leuchten ausstrahlt, besonders gern gepostet und geliked werden. Mittlerweile gibt es zahlreiche Kosmetiklinien, die Produkte eben für diesen Instashine auf den Markt bringen.

Doch was, wenn einer eben nicht über diese Haut verfügt? Allzu viele Menschen leiden unter Unreinheiten, Pickeln, Rötungen oder Aknenarben im Gesicht. Das muss nicht weggeschminkt werden, sondern kann selbstbewusst gezeigt werden – findet zumindest Sophie Harris Taylor und zeigt eine Reihe ungeschminkter Wahrheiten, unter anderem auf ihrem Instagram-Profil.

Die Fotografin Sophie Harris Taylor zeigt auf ihrer Webseite Haut in verschiedensten Facetten. Foto: Sophie Harris Taylor
Die Fotografin Sophie Harris Taylor zeigt auf ihrer Webseite Haut in verschiedensten Facetten. Foto: Sophie Harris Taylor

Für den Mut der Frauen sich so zu zeigen und den Drang sie so zu fotografieren, erntet Sophie Harris Taylor auf der ganzen Welt viel Anerkennung. Edition F schrieb ebenso über sie wie die Vanityfair Italien, die Vice, Refinery 29 und viele andere. Daumen hoch für ein neues, freieres Schönheitsideal im 21. Jahrhundert.