Die besten Pflaumen-Sorten für den Hausgarten

Zwetschgen der Sorte ‘Hanita’ in einem Weidenkorb
Gartenbildagentur Friedrich Strauss/Strauss, Friedrich

Die meisten alten Sorten von Zwetschge, Pflaume, Mirabelle und Reneklode sind zwar weit verbreitet, für den Hausgarten aber nicht das Nonplusultra. Es gibt mittlerweile viele Züchtungen, die nicht nur krankheitstoleranter sind, sondern auch einfach besser schmecken.

Hobbygärtner mussten bei Pflaumen über Jahrzehnte mit denselben alten Sorten auskommen, da die Obstgehölze züchterisch kaum weiterentwickelt wurden. Das änderte sich erst vor etwa 30 bis 40 Jahren: Dann arbeiteten die Obstbau-Institute in Hohenheim und Geisenheim intensiv an der Züchtung neuer Sorten mit besseren Eigenschaften.

Wesentliches Ziel bei Neuzüchtungen ist eine höhere Widerstandsfähigkeit gegen die Scharka-Krankheit. Das Virus wird durch Blattläuse übertragen und verursacht braune, verhärtete Stellen auf der Schale und im Fruchtfleisch. Standardsorten wie beispielsweise die ‘Hauszwetschge’ sind so anfällig, dass sie in Regionen mit hohem Scharka-Aufkommen kaum noch angebaut werden können. Eine Eindämmung der Krankheit ist nur indirekt durch intensive chemische Bekämpfung der Blattläuse möglich.

Empfehlenswerte Zwetschgen-Sorten

Eine der ersten Fragen bei der Sortenwahl lautet: Pflaume oder Zwetschge? Botanisch handelt es sich bei allen Sorten um Pflaumen, zu den Zwetschgen, je nach Landstrich auch Zwetsche oder Zwetschke genannt, zählen Züchtungen mit länglichen Früchten und einer gut sichtbaren "Bauchnaht". Das Fruchtfleisch löst sich gut vom Stein und behält seine Festigkeit auch beim Backen.

Züchterisch hat sich bei den Zwetschgen viel getan, denn sie sind im Obstbau wie im Hausgarten nach wie vor die wichtigste Pflaumenart. Im Hausgarten sollte man möglichst zwei bis drei verschiedene Zwetschgenbäume mit unterschiedlicher Reifezeit pflanzen. So kann man die kaum lagerfähigen Früchte über einen längeren Zeitraum frisch vom Baum ernten. 

In der folgenden Tabelle stellen wir Ihnen die empfehlenswerte Zwetschgen-Sorten mit unterschiedlichen Reifezeiten vor.

Tabelle Zwetschgen für den Hausgarten
MSG/Christel Rupp

Frühe Sorten reifen bereits ab Juli, mittelfrühe werden im August geerntet. Bei späten Zwetschgen zieht sich die Erntezeit bis in den Herbst. Bei beiden Gruppen findet man selbstfruchtbare und selbststerile Sorten. Letztere tragen nur Früchte, wenn sie durch den Pollen einer fremden, zur gleichen Zeit blühenden Pflaume oder Zwetschge befruchtet wurden. Wächst keine geeignete Züchtung in der Nähe, ist Selbstfruchtbarkeit das wichtigste Auswahlkriterium.

Neue Zwetschgen-Sorten bringen oft schon ab dem ersten Jahr nach der Pflanzung hohe Erträge. Frühsorten sind besonders beliebt, aber wegen ihrer frühen Blüte nicht für spätfrostgefährdete Lagen geeignet. ‘Katinka’ ist eine scharkatolerante Frühsorte mit bis zu 30 Gramm schweren, süß-aromatischen Zwetschgen. Sie reifen ab Anfang Juli und eignen sich auch gut zum Backen, denn die Früchte haben festes Fruchtfleisch und lösen sich gut vom Stein. Ebenfalls scharkatolerant ist die etwas später reifende Sorte ’Juna’. Sie trägt noch größere Früchte und ist wie auch ‘Katinka’ wenig fäulnisanfällig.

Zwetschgen der Sorte ‘Hanita’ in einem Weidenkorb
Gartenbildagentur Friedrich Strauss/Strauss, Friedrich

Die mittelfrühe Sorte ‘Cacaks Schöne’ ist wie die ‘Hauszwetschge’ ein echter Evergreen. Sie ist zwar nicht sehr scharkatolerant, dafür aber ertragreich und von hervorragendem Geschmack, wenn man sie bis zur Vollreife hängen lässt. ‘Aprimira’ ist eine Kreuzung aus Zwetschge und Mirabelle. Sie sieht rein optisch aus wie eine gelbe Zwetschge, ist nur etwas kleiner. Das orangegelbe Fruchtfleisch ist relativ fest und hat interessanterweise ein ausgeprägtes Aprikosen-Aroma – daher auch der etwas irreführende Name.

Zu den besten scharkatoleranten Sorten zählt die neue Züchtung ‘Hanita’. Sie reift ab Ende August und trägt große, bis 45 Gramm schwere Früchte. Vier Wochen später – etwa zwei Wochen nach der ‘Hauszwetschge’ – sind die Früchte der ebenfalls scharkatoleranten Sorte ‘Presenta’ erntereif. Die Sorte wächst relativ schwach und eignet sich daher auch für kleinere Hausgärten, ihre Früchte lassen sich zudem relativ gut lagern. Zu den geschmacklich besten Spätsorten zählt ‘Tophit Plus’, sie ist allerdings etwas anfälliger für das Scharkavirus als ‘Presenta’.

‘Jojo’ ist die einzige Zwetschgensorte, die völlig resistent gegen das Scharkavirus ist. Sie wurde 1999 in Hohenheim gezüchtet, und reift etwa zeitgleich mit der ‘Hauszwetschge’. Ihre großen Früchte werden bis 60 Gramm schwer und färben sich sehr früh blau. Richtig gut schmecken sie allerdings erst zwei bis drei Wochen später.

Empfehlenswerte Renekloden- und Mirabellen-Sorten

Mirabelle Von Nancy
Gartenbildagentur Friedrich Strauss/Strauss, Friedrich

Bei diesen Pflaumenarten sind die alten Sorten nach wie vor geschmacklich unübertroffen. Empfehlenswerte Renekloden-Sorten sind ‘Graf Althans’ und ‘Große Grüne Reneklode’. Bei den Mirabellen ist die nur kirschgroße goldgelbe ‘Mirabelle von Nancy’ immer noch eine der besten. Zwar gibt es mit der neuen Sorte ‘Bellamira’ eine großfrüchtige Alternative, sie besitzt jedoch nicht das typische Mirabellenaroma.

Empfehlenswerte Pflaumen-Sorten

Pflaumen sind im Gegensatz zu Zwetschgen eher rundlich, besitzen keine Fruchtnaht und lösen sich nicht so gut vom Stein. Ihr Fruchtfleisch ist weicher. Die Unterschiede werden allerdings bei neueren Züchtungen immer kleiner und die Zuordnung damit schwieriger, weil die Sorten aus unterschiedlichen Gruppen miteinander gekreuzt werden.

Japanische Pflaume
iStock/sgoodwin4813

Die Scharkatoleranz ist bei Pflaumen weniger ausgeprägt als bei Zwetschgen. Wenig anfällige neue Züchtungen sind ‘Tophit’ und ‘Haganta’. Sie reifen beide Mitte September und tragen große, bis 80 Gramm schwere Früchte. Die Sorte ‘Haganta’ hat ein etwas ausgeprägteres, süßes Aroma und löst sich relativ gut vom Stein. Besonders große Früchte trägt die aus England stammende Sorte ‘Königin Victoria’.

Übrigens: Bei den großfrüchtigen Pflaumen, die man im Supermarkt kaufen kann, handelt es sich meistens um Sorten aus der Gruppe der Japanischen Pflaumen. Sie werden meist aus südlichen Ländern importiert, weil sie sich relativ gut lagern lassen, haben im Vergleich mit europäischen Pflaumen und Zwetschgen aber ein schwaches, wässriges Aroma. Für den Hausgarten sind Sorten wie beispielsweise ‘Friar’ daher nur eingeschränkt zu empfehlen.

Die richtige Veredelungsunterlage für Pflaumen

Ein Pflaumenbaum besteht wie fast jeder Obstbaum aus zwei Teilen, die bei der Veredelung zusammengesetzt werden und anschließend miteinander verwachsen. Die sogenannte Veredelungsunterlage beeinflusst die Wuchsstärke der Obstsorte. Je schwächer sie wächst, desto kleiner bleibt der Baum und desto eher trägt er Früchte. Daher ist es wichtig, die gewünschte Pflaumensorte mit einer für den Boden geeigneten Veredelungsunterlage zu kaufen.

Früher wurden Pflaumen meist auf Sämlingen der Kirschpflaume (Prunus myrobalana oder Prunus cerasifera) veredelt. Nachteil: Die Unterlage wächst sehr stark, deshalb werden die Pflaumenbäume sehr groß und tragen erst nach einigen Jahren Früchte. Ein weiteres Problem ist, dass die Kirschpflaume stark zur Ausläuferbildung neigt. Eine sehr verbreitete, mittelstark wachsende Pflaumenunterlage aus Frankreich nennt sich ‘St. Julien’, sie bildet aber ebenfalls Ausläufer. Optimal für Hausgärten sind hingegen Pflaumensorten, die auf den relativ schwachwachsenden Unterlagen ‘Wangenheims’ oder ‘Wavit’ veredelt wurden. Sie bilden kaum Ausläufer und eignen sich wegen ihrer geringen Ansprüche auch für leichtere, sandige Böden.