Better Life: Kaffee auf leeren Magen - ist das ungesund?

Morgens erstmal einen Kaffee: Selbst Menschen, die nicht frühstücken, verzichten morgens oft ungern auf ihren Wachmacher. Doch sollte man auf leeren Magen überhaupt Kaffee trinken? Das sagt die Forschung.

Ein Hoch auf den Kaffee - aber nicht auf leeren Magen (Symbolbild: Getty Images)
Ein Hoch auf den Kaffee - aber nicht auf leeren Magen (Symbolbild: Getty Images)

In seinem jüngsten Kaffeereport, den Tchibo in Zusammenarbeit mit Statista und brand eins herausgibt, gaben 69,2 Prozent der hierfür Befragten an, dass Kaffee zu einem perfekten Start in den Tag dazugehört - ein gutes Frühstück steht mit 48,5 Prozent erst an zweiter Stelle. 43,4 Prozent trinken ihre erste Tasse vor 8 Uhr morgens, und 41,6 Prozent werden erst durch Kaffee richtig wach.

Nicht bei wenigen dürften die ersten Schlucke Kaffee also im leeren Magen landen - obwohl es immer wieder heißt, dies sei ungesund. Stimmt dies wirklich? Forschung und Experten geben dieser These recht und machen dabei verschiedene Faktoren fest.

Säure früh am Morgen - was sind die Folgen?

Zum einen ist Kaffee ein säurehaltiges Getränk, wie Gastroenterologe Dr. Supriya Rao der HuffPost erklärt. Noch dazu würden im Kaffee enthaltene Phenole den Säuregehalt im Magen erhöhen, und Koffein kurbele seinerseits die Verdauung und damit die Produktion von Magensäure an. "Essen dämpft die Wirkung der Säure ein wenig ab", erklärt sie.

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Langfristige gesundheitliche Folgen wie etwa ein Magengeschwür würde Kaffeegenuss auf leeren Magen jedoch nicht haben, wie die Ärztin betont, wohl aber Sodbrennen und generelles Unwohlsein. Wer dies bei sich bemerkt, sollte also vor der ersten Tasse lieber erstmal frühstücken.

Kaffee mit Zucker oder pur? Auf leeren Magen ist beides nicht ideal

Doch nicht nur Gastroenterologen haben etwas zum Thema Kaffee auf leeren Magen zu sagen. Dieser wirkt sich einer Studie der englischen Universität Bath aus dem British Journal of Nutrition zufolge nämlich auch auf den Blutzuckerspiegel aus - und zwar nicht nur dann, wenn man die süßen Starbucks-Mischgetränke oder mehrere Löffel Zucker in seinem Gebräu bevorzugt.

Der Untersuchung zufolge stört der Genuss von Kaffee, bevor etwas anderes zu sich genommen wird, die Blutzuckerkontrolle des Körpers. Dies wirkt sich auf die Blutzuckerreaktion der nächsten Mahlzeit aus - diese könne um bis zu 50 Prozent gesteigert werden. Ein rapider Anstieg des Blutzuckerspiegels hat nicht nur Folgen wie Heißhungerattacken, sondern kann sich auch auf Dauer negativ auf die Gesundheit auswirken - im schlimmsten Fall bis hin zur Insulinresistenz oder Diabetes. Die Lösung liegt für die britischen Forscher jedoch auf der Hand: Auf seinen Kaffee müsse man nicht verzichten - doch idealerweise sollte man vorher etwas essen.

Zucker im Kaffee macht die Sache noch schlimmer - doch auch ohne hat das Getränk negative Wirkung auf den Blutzucker (Symbolbild: Getty Images)
Zucker im Kaffee macht die Sache noch schlimmer - doch auch ohne hat das Getränk negative Wirkung auf den Blutzucker (Symbolbild: Getty Images)

Koffein auf leeren Magen lohnt nicht

Wer nun darauf besteht, ohne Kaffee direkt nach dem Aufstehen eben nicht zu funktionieren, bekommt schlechte Nachrichten von der US-amerikanischen Universität von Maryland. Deren Studie hat festgestellt, dass das wachmachende Koffein auf leeren Magen im Körper kaum wirken kann. Denn nach dem Aufstehen läuft die Produktion des Stresshormons Cortisol auf Hochtouren - es sorgt dafür, dass wir wach werden und der Stoffwechsel in Schwung gebracht wird. Solange dessen Level derart hoch ist, verpuffe die Wirkung von Koffein geradezu, wie die Studie feststellte. Erst mit der ersten Nahrung des Tages würde das Cortisol langsam abgebaut - und der Kaffee kann seine wachmachende Wirkung viel besser entfalten.

Zittern oder Herzrasen? Dann lieber keinen Kaffee nach dem Aufstehen

Der britische Chefarzt Dr. Adam Simon warnt im Gespräch mit dem Express vor weiteren, potentiellen Folgen von Kaffeegenuss, die auf leeren Magen noch verstärkt werden könnten. "Es kann den Harndrang verstärken und eventuell Symptome von Dehydrierung entstehen lassen", warnt er. Außerdem könne Kaffee den Puls erhöhen und sich negativ auf den Blutdruck auswirken - auf leeren Magen umso mehr. Vor allem Menschen mit Blutdruckproblemen sollten hier also auf der Hut sein.

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Sein Tipp: Wer es wirklich nicht schaffe, vor dem ersten Kaffee feste Nahrung zu sich zu nehmen, solle seinem morgendlichen Gebräu Vollmilch oder ein Stückchen Butter hinzufügen.

Böser, böser Kaffee? Keinesfalls - doch lieber erst nach dem Frühstück

Ist das alles nun wieder einmal ein Beweis, dass Kaffee ungesund ist - ein Thema, über das sich Studien seit Jahren zanken? Gastroenterologin Dr. Sunana Sohi weigert sich im Gespräch mit HuffPost, das Getränk zu verteufeln, das für medizinische Zwecke immerhin schon seit Jahrhunderten verwendet wird: "Es werden viele Vorteile für den Magen-Darm-Trakt mit Kaffeekonsum in Verbindung gebracht", betont sie. Auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hält bis zu 400 Milligramm Koffein (etwa vier Tassen Kaffee) pro Tag für einen erwachsenen Menschen für gesundheitlich unbedenklich.

Für einen gesunden Menschen spricht zudem nichts dagegen, seinen Kaffee gelegentlich auf leeren Magen zu trinken, solange dies nicht zur dauerhaften Gewohnheit wird. Wer einen empfindlichen Magen oder Diabetes-Risiko hat, sollte seiner Gesundheit zuliebe die erste Tasse jedoch lieber nach dem Haferbrei oder Toast trinken.

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