Better Life: Wasser in Plastikflaschen schlimmer als gedacht?

Kleiner als Mikroplastik: Forschende aus den USA haben mit einer besonderen Methode abgefülltes Trinkwasser auf Nanoplastik hin untersucht – und sind fündig geworden.

Eine neue Studie aus den USA zeigt, dass in in drei beliebten Wassermarken viel Nanoplastik im abgefüllten Wasser enthalten ist. Um welche Marken es sich handelt, wurde nicht mitgeteilt. (Symbolbild: Getty Images)
Eine neue Studie aus den USA zeigt, dass in in drei beliebten Wassermarken viel Nanoplastik im abgefüllten Wasser enthalten ist. Um welche Marken es sich handelt, wurde nicht mitgeteilt. (Symbolbild: Getty Images)

Für das menschliche Auge kaum zu erkennen: Plastikstücke, die kleiner als fünf Millimeter sind, heißen Mikroplastik. Es wird entweder industriell hergestellt, wie beispielsweise kleinste Granulatperlen in Zahncremes oder kann beim Waschen entstehen: Dabei können sich bis zu 2.000 Kunstfasern pro Waschgang aus unseren Polyester-Kleidungsstücken lösen, schreibt das Umweltbundesamt. Ein dritter Weg führt über die Zeit, wenn sich Plastikmüll in der Natur zersetzt und immer kleiner wird. Dabei kann auch Nanoplastik entstehen, Teilchen die kleiner sind als ein Millionstel Meter.

Plastik ist überall

Das Problem: Solche Fragmente sind mittlerweile überall – im Schnee auf der Spitze des Mount Everests, auf dem tiefen Grund des Meeres und auch in uns allen. Laut dem Science Media Center wurde bislang Plastik im menschlichen Blut, Stuhl, Venen, Lungen- und Lebergewebe, Brustmilch und Plazenta nachgewiesen. Dorthin gelangt es vor allem über die Atmung, Nahrung und Trinkwasser.

Eine Studie aus den USA zeigt jetzt, dass auch abgefülltes Wasser sehr viel Mikro- und Nanoplastik enthält – weit mehr als bislang angenommen.

Was ist passiert?

Forschende der Universitäten Columbia und Rutgers haben abgefülltes Wasser untersucht. Das wird häufig als besonders rein und gefiltert beworben. Doch eine neue Studie, die im Journal PNAS (Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America) veröffentlicht wurde, hat erstmals nach besonders kleinen Plastikpartikeln gesucht.

Und gefunden: 110.000 bis 370.000 Fragmente zählten sie pro Liter. 90 Prozent Nanoplastik, 10 Prozent Mikroplastik. Das ist laut einer die Studie begleitenden Pressemitteilung die zehnfache bis hundertfache Menge früherer Untersuchungen. Möglich war das dank einer besonderen Mikroskopie-Methode. Ältere Vorgehensweisen konnten bislang nur größere Teile entdecken – das Mikroplastik.

Weiter heißt es in der Pressemitteilung: "Diese Nanokunststoffe sind so winzig, dass sie im Gegensatz zu Mikroplastik durch Darm und Lunge direkt in den Blutkreislauf gelangen und von dort aus zu Organen wie Herz und Gehirn wandern können. Sie können in einzelne Zellen eindringen und über die Plazenta in den Körper des ungeborenen Kindes gelangen. Mediziner*innen sind dabei, die möglichen Auswirkungen auf eine Vielzahl biologischer Systeme zu untersuchen."

So sind die Forschenden vorgegangen

Die Forschenden haben drei in den USA beliebte Wassermarken getestet, die Namen veröffentlichten sie aber nicht. Dabei fanden sie vor allem PET-Teilchen, Polyethylenterephthalat. Daraus bestehen die Plastikflaschen selbst zum großen Teil. Vermutlich gehen viele Partikel ins Wasser über, wenn die Flaschen gedrückt, erhitzt oder die Verschlüsse auf- und zugeschraubt werden.

Insgesamt konnten die Forschenden mit ihrer Mikroskopie-Methode gezielt nach sechs weiteren Plastikarten suchen. Sie konnten alle nachweisen. Das machte allerdings nur zehn Prozent aller entdeckten Partikel aus. Um was es sich bei den restlichen 90 Prozent handelt – das wissen sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht.

Anteil der Verpackungsarten am Absatz der Mineralbrunnenindustrie in Deutschland in den Jahren 2002 bis 2022. (Quelle: Verband Deutscher Mineralbrunnen)
Anteil der Verpackungsarten am Absatz der Mineralbrunnenindustrie in Deutschland in den Jahren 2002 bis 2022. (Quelle: Verband Deutscher Mineralbrunnen)

Das sind die Hintergründe

Ob Nanoplastik gesundheitlich bedenklich ist, ist bislang unbekannt, weil es kaum eindeutige Studien zu den Langzeitfolgen gibt. Das Science Media Center schreibt, dass die Teilchen in Experimenten in Zellkulturen zu Zelltod und Entzündung geführt hätten.

Etwas besser sind die Folgen von Mikroplastik untersucht – allerdings nur in Tierversuchen: Dort seien "Störungen des Immunsystems, Stoffwechsels und der Fortpflanzung, erhöhtes Krebsrisiko, Neurotoxizität oder die Veränderung des Darmmikrobioms" nachgewiesen worden. Aber eben nicht beim Menschen.

Zuletzt, das schreibt time.com, könnten die Partikel selbst auch harmlos sein und trotzdem Schaden anrichten – wenn sie "als Träger für gefährliche Chemikalien dienen, die bei der Kunststoffherstellung verwendet werden" und sie so in den menschlichen Körper transportieren. Das könnten beispielsweise Bisphenole, Phthalate, Dioxine oder Schwermetalle sein. Von ihnen ist bekannt, dass sie in hohen Dosen das Krebsrisiko erhöhen und Organe wie Nieren, Leber oder Herz beeinträchtigen.

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