Blitzer wird zur Goldgrube: Dieses kleine Dorf nimmt eine Millionen Euro an Bußgeldern ein

Die Marktgemeinde Kirchseeon nahm im letzten Jahr eine Milionen Euro durch einen Blitzer ein.  - Copyright: Britta Schultejans/dpa;Zoonar| mirkomedia via picture alliance
Die Marktgemeinde Kirchseeon nahm im letzten Jahr eine Milionen Euro durch einen Blitzer ein. - Copyright: Britta Schultejans/dpa;Zoonar| mirkomedia via picture alliance


Auf Deutschlands Straßen stehen zurzeit laut "Blitzer.de" rund 5800 Radarfallen. Doch besonders ein Blitzer hat im vergangenen Jahr in Bayern für Aufregung gesorgt – und außerordentlich viel Bußgeld.

Das beschauliche Örtchen Kirchseeon liegt etwa 30 Kilometer von München entfernt und errichtete vor gut einem Jahr eine stationäre Blitzeranlage, direkt an der Grund- und Mittelschule der Marktgemeinde. Zuletzt waren Eltern um die Sicherheit ihrer Schützlinge auf dem Schulweg besorgt und Anwohner genervt vom ständigen Lärm der zu schnell fahrenden Autos.

Vor dem Bau des Blitzers versuchte die Gemeinde bereits andere Möglichkeiten, wie die Anbringung von zusätzlicher Beleuchtung, oder verkehrsberuhigende Maßnahmen, aus, um einen entspannten Fluss in den Verkehr zu bringen. Dieser Erfolg blieb jedoch bei den knapp 16.000 Fahrzeugen, die täglich auf dieser Strecke fahren, aus.

So schrieb die Gemeinde Kirchseeon in ihrer Pressemitteilung „Die vielen Geschwindigkeitsüberschreitungen machten schließlich die Installation des Blitzers notwendig“. Und damit erzielten sie einen vollen Erfolg.

Hohe Zahlen bringen hohe Einnahmen

Bereits im ersten Monat nahm Kirchseeon mit ihrem Blitzer, laut eigenen Angaben, über 4000 Raser ins Visier. Die durchschnittliche Blitzerrate auf das ganze Jahr berechnet lag bei etwa 3000 pro Monat, schreibt die Gemeinde.

Nach einem Jahr kam die Kirchseeon zu einer erstaunlichen und gleichzeitig erschreckenden Bilanz: Insgesamt wurde rund 34.500 Mal gegen das vorgeschriebene Tempolimit 50 auf der Strecke verstoßen.

Die meisten Fahrer waren laut der Gemeinde sechs bis zehn Stundenkilometer schneller als erlaubt unterwegs. Aber: 13 Fahrzeuge fuhren an der Stelle über 60 Kilometer pro Stunde schneller – also mindestens mit einem Tempo von 110 Stundenkilometern.

Insgesamt erzielte Kirchseeon laut eigenen Angaben in nur einem Jahr eine Million Euro durch die Bußgelder der Raser.

Zum Vergleich: Laut dem Magazin "Kommunal" nimmt die Stadt München jährlich rund 1,5 Millionen Euro durch mit Blitzern ein. Das sind für die Großstadt mit 1,6 Millionen Einwohner nur 500.000 Euro mehr, als für die 11.220 große Marktgemeinde Kirchseeon.

Die Bußgelder werden gut angelegt

Die Aufstellung des Blitzers hat sich als gute Maßnahmen bewahrheitet. So sagte der Bürgermeister der Gemeinde, Jan Paeplow: "Durch die Blitzeranlage hat sich die Situation bereits deutlich verbessert". Trotzdem zeigt die erschreckende Bilanz auch, wie wichtig dieses Vorgehen war und bleibt. "Die hohe Zahl an Verstößen zeigt, dass wir noch nicht am Ziel sind", so Paeplow.

Die erzielte Million fließen in den Haushalt der Gemeinde und wird auch in Zukunft für ihr Erneuerungen eingesetzt, heißt es in der Pressemitteilung. So plant Kirchseeon, mit den Bußgeldern die Sanierungskosten der Grundschule in Egelhartingen und das derzeit geschlossene Hallenbad zu decken. Zudem wollen sie in die Beschaffung von neuen Feuerwehrautos investieren, sowie ein neues Gerätehaus für die Feuerwehr bauen lassen.

Und auch die kommenden Bußgelder, auch wenn sie vermutlich nicht so hoch seien werden wie im ersten Jahr, werden Kirchseeon noch zum Gute kommen.