#bloggergate – oder auch: eine Bloggerin äußert sich (oder wie immer du das nennen willst)

Ein Kommentar von Bloggerin Tara (fashionlunch.de)

Es gibt viele Meinungen zu Bloggern: Die einen denken, sie haben den heiligen Gral im Marketing entdeckt, die anderen finden die vorzugsweise blonden dünnen Mädchen unter dem Pastellhimmel nervig. Was allerdings ein Fakt ist: Es funktioniert. Die jüngeren Generationen vertrauen auf die Meinungen und Empfehlungen der Influencer – sie sind die „neue Werbung im Fernsehen“.

#bloggergate: Elle Darby spricht über den Vorfall in ihrem Video. (Bild: Screenshot/ElleDarby)
#bloggergate: Elle Darby spricht über den Vorfall in ihrem Video. (Bild: Screenshot/ElleDarby)

Elle Darby, eine 22-jährige Influencerin und YouTuberin, hat also das gemacht, was die meisten Leute in dieser Branche tun: Eine Anfrage an ein Hotel geschickt, ob sie gegen Content dort übernachten kann. Im Gegenzug zur „kostenfreien“ Übernachtung würde sie über das Hotel berichten.

Der Hotelier war nicht begeistert und hätte, in einer idealen Welt, einfach nicht antworten müssen. Oder gesagt „Nein danke, wir sind nicht an einer Zusammenarbeit interessiert.“

Stattdessen hat der Hotelier das Mädchen (wir betonen noch einmal, sie ist 22) öffentlich bloßgestellt und degradiert. Er hat ihre Anfrage veröffentlicht und dazu geschrieben, dass dieses Vorgehen – was gang und gäbe in der Bloggerwelt ist – peinlich und schmarotzerhaft sei. Und dann die allseits beliebte Frage gestellt: Wer soll das denn bitte zahlen?

Einfache Antwort: Marketing-Budget. Wer noch nicht verstanden hat, dass Influencer-Relations einfach eine neue Art des Marketings sind, sollte sich dringend einen (neuen) Head of Marketing suchen. Influencer Marketing ist das, was bei jungen Leuten funktioniert – auch bei mir. Ich schaue nicht bei tripadvisor, ich schaue bei Instagram, in welches Hotel ich als nächstes gehen will. Eins ist klar: Ins White Moose Café in Dublin werde ich NICHT gehen, wobei Hotelier Stenson Bloggern sowieso Zutritt verboten hat. Und Gluten-Allergikern. Und Veganern. Und Müttern.

Cholerik trifft auf Strategie

Ja, das Hotel hat schon eine lange Geschichte im Internet zu verzeichnen. Stenson provoziert und postet schon seit Jahren und schießt immer wieder gegen eine gerade nicht so beliebte Gruppe, um Aufmerksamkeit und Klicks zu generieren. Mit Bashing und Hass verschafft er sich Facebook-Klicks, Likes und Aufmerksamkeit. Er macht also quasi das, was Influencer auch tun – nur mit Mobbing.
In einem Interview mit jetzt.de gibt er sogar offen zu, dass hinter der Diffamierung nichts weiter als eine Selbstvermarktungsstrategie steckte. Er verkauft mittlerweile sogar schon „#bloggergate“ Shirts für 19,50€ – und das alles ausgetragen auf dem Rücken einer jungen Frau, die eine Anfrage wie jeder andere Blogger mit einem vernünftigen Angebot rausgeschickt hat.

Blogger wollen nichts UMSONST

Die weit verbreitete und falsche Meinung, dass Blogger solche Anfragen stellen, weil sie etwas UMSONST wollen, nervt – gelinde gesagt.
Blogger und Influencer wollen NICHTS UMSONST, sie haben einen Gegenwert: Reichweite kostet.
Reichweite kostet sogar ziemlich viel und die Zielgruppe, die man sich als Blogger aufbaut, ist eine ganze Menge wert.
Ebenso wie Bilder, Bildbearbeitung, Texte, Bildrechte, Videos – das dazugehörige Equipment, die Übung, die Erfahrung, das Netzwerk, die Backlinks.
Das alles kostet GELD und ZEIT.
Wer das noch immer nicht verstanden hat – okay. Niemand muss das als „richtige Arbeit“ akzeptieren (auch wenn das einfach falsch ist, aber ich zwinge niemanden zu einer anderen Ansicht). Aber ich kann nicht akzeptieren, dass es gesellschaftlich in Ordnung ist, eine junge Frau, die versucht, auf eigenen Beinen mit ihrem Business zu stehen, öffentlich degradiert und beleidigt wird, alles angeleitet von einem mittelalten Mann, der zugibt, daraus Profit zu schlagen und seine „Entertainment“-Ader auszuleben.

Für mich ist es eine Schande, dass dieser Fall eine derartige Beachtung bekommt – diese E-Mails werden täglich verschickt, von allen Bloggern, die ich kenne. Das ist Business.
Aber hier wurde Marketing mit Mobbing verwechselt und gesellschaftlich akzeptiert und das ist nichts anderes als einfach nur falsch.

Elle spricht über diesen Vorfall in ihrem aktuellsten YouTube-Video: