Ariane Sommer: Vom Party-Girl zur Society-Lady

Was kann man von einem ehemaligen „Party-Luder" schon erwarten? Ariane Sommer, das deutsche It-Girl der 90er Jahre, beweist im Interview, dass sie immer noch strohblond, aber alles andere als strohdumm ist. Wir haben die Diplomaten-Tochter zur Berlin Fashion Week auf der After-Show-Party des Lavera Showfloor getroffen und haben mit ihr über wilde Zeiten, gutes Benehmen und grünen Lifestyle gesprochen.

Ariane Sommer unterwegs auf der Berlin Fashion Week (Fotos: Getty Images und ddp)
Ariane Sommer unterwegs auf der Berlin Fashion Week (Fotos: Getty Images und ddp)

Ariane Sommer war das Berliner Party-Girl der 90er Jahre, der deutsche Prototyp des It-Girls. Und irgendwie ist die heute 34-Jährige wirklich nicht von dieser Welt: die vielen durchgerockten Nächte sieht man ihr nicht an, mit ihren hellblonden Haaren, ihrem Porzellan-Teint und rot geschminkten Lippen wirkt sie wie eine der unsterblichen Elben aus den „Herr der Ringe"-Verfilmungen.

Und smart ist sie auch noch: Gerade versucht sich Ariane Sommer an ihrer siebten Fremdsprache, Mandarin. Das falle ihr aber schwer, gesteht sie, um dann locker ein paar Sätze der chinesischen Landessprache aneinander zu Reihen. Wow, ich hätte nicht gedacht, dass man sich neben einem "Party-Luder" so ungebildet fühlen kann! Backstage beim Interview geht es zum Glück auf Deutsch weiter.

Man kennt dich als Party-Girl der 90er Jahre...

Das waren tolle Zeiten hier in Berlin! Ich kam mit 18 in die Hauptstadt und feierte während meiner letzten Teenager-Jahre und in den ersten 20ern. Das ist aber auch schon bald … psst (zwinkert )… 15 Jahre her!

Man hat dich etwas aus den Augen verloren. Was hat sich in diesen 15 Jahren in deinem Leben getan?

2002 bin ich aus Berlin weggezogen und nach London, wo ich zweieinhalb Jahre gelebt habe. Ich bin hin und her gependelt, weil ich dort auf die Schauspielschule gegangen bin und hier in Deutschland Fernsehshows moderiert habe. Vor siebeneinhalb Jahren bin ich nach L.A. gezogen — der Liebe wegen.

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Dort bin ich nach wie vor happy mit dem gleichen Mann, ich bin verheiratet und habe noch keine Kinder. Vor zwei Jahren kam meine Kurzgeschichtensammlung „Foreign Affairs" auf den Markt, die überraschenderweise sehr coole Rezensionen erhalten hat. Und gerade habe ich das Manuskrip für meinen nächsten Roman meiner Literaturagentin übergeben.

Worum wird es in deinem nächsten Buch gehen?

Um eine Liebesgeschichte, aber nicht so super süß, sondern etwas „edgy": Alphafrau trifft Alphamann und der muss sich dann damit abfinden, dass sie sich nicht wirklich anstrengt, es ihm recht zu machen und Kompromisse einzugehen. Der Roman ist in Kooperation mit meinem Kollegen, Blogger und Autor Roman Libbertz entstanden.

Was vielen vielleicht neu ist: Du hast 2002 sogar „Die Benimm-Bibel" veröffentlicht, also ein Buch über Etikette. Mich würde interessieren, was macht einen modernen Gentleman aus, so einen richtig tollen Mann?

Das sind unterschiedliche Dinge auf unterschiedlichen Ebenen. Zuerst einmal muss ein Mann einen Raum einnehmen können, ohne dass er ein Wort sagt. Dann darf er auf eine Frau weder herab sehen, noch zu ihr herauf schauen, er muss ihr auf Augenhöhe begegnen können.

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Und vor allem sollte er verdammt gut riechen! Aber bitte nicht nach einer Überdosis Parfum, nach diesen artifiziellen künstlichen Düften. Es muss eine gute Mischung von Eigenduft und einer gewissen Körperpflege sein, das macht einen Mann anziehend und sehr angenehm, mit so einem Mann setzt man sich gerne näher auseinander.

Was macht deinen Zauber aus, was ist dein Beauty-Geheimnis?

Von innen nach außen wirken! Man kann Make-up verwenden und sich hübsch machen, aber auf Dauer bringt das gar nichts. Ich bin ein großer Rohsaft-Fan und trinke zu Hause in L.A. fast jeden Tag einen Liter frisch gepressten Rohsaft.

Ich nehme auch bestimmte Formeln aus chinesischen Heilkräuter, ich liebe Algen und futtere den ganzen Tag Spirulina-Tabletten. Außerdem schwöre ich auf flüssiges Chlorophyl, also Pflanzenblut. Das bringt Sauerstoff in die Zellen, entschlackt, entgiftet und macht wach und fit! Ich bin ein richtiger Freak, wenn es um Ernährung und Beauty im holistischen Sinne geht!

Du scheint aber auch sehr modebegeistert zu sein: Ich habe dich bereits bei einigen Schauen in der ersten Reihe gesehen. Welche Schau war dein persönliches Highlight hier auf der Berlin Fashion Week?

Einer meiner Top-Favoriten, von Herzen, ist Andrea Schelling. Und das nicht nur, weil ich gerade ein wunderschönes Kleid von ihr trage und die Show anmoderiert habe. Ich war einfach hin und weg! Die Dame neben mir sagte sogar: Es ist so schön, ich krieg Gänsehaut! Auch Kaviar Gauche war super und Mongrels in Common — es hab wirklich einige Highlights!

Zu den verschiedenen Locations hast du dich nicht bequem mit den Fashion Show Shuttles fahren lassen, sondern bist selbst mit einem Elektroauto vorgefahren. Wieso das?

Ich durfte auf der Fashion Week exklusiv den neuen Opel Ampera fahren. Vom Design her wirkt der Ampera nicht grün oder elektro, wenn man sich rein setzt kommt man sich vor wie in dem Nebenraum der NASA-Schaltzentrale — Hightech und super cool! Auch wenn der Motor läuft, könnte man ein Schläfchen machen — also natürlich nicht auf dem Fahrersitz, sondern als Beifahrer. Ich steh ja eher so auf die leisen Typen und darum sind der Opel und ich uns ans Herz gewachsen.

Elektroauto statt Luxus-Shuttle: Auf der Fashion Week testet Ariane Sommer exklusiv den Opel Ampera (Foto: Ecoist.in)
Elektroauto statt Luxus-Shuttle: Auf der Fashion Week testet Ariane Sommer exklusiv den Opel Ampera (Foto: Ecoist.in)

Bist du privat auch so ein Öko?

Die siebeneinhalb Jahre in L.A. haben auf mich abgefärbt. Die Stadt ist international ein Hotspot, wenn es um nachhaltigen Lebensstil geht. Viele Innovationen im grünen Bereich entstehen hier, egal ob Technologie, Mode, Beauty oder Mobilität. Man kann sich dem nichts entziehen, so bin ich zum Beispiel seit vier Jahren Vegetarierin. Vordergründig natürlich des Tierschutzes wegen, aber auch weil es einfach nachhaltiger ist.

Ich bin jemand, der lieber ein bisschen mehr für ein Produkt zahlt und dann weiß, dass es bio und Fair Trade ist. Dann weiß ich wenigstens, dass für meinen Kakao oder meine Bananen sich nicht jemand am Ende der Welt den Rücken krumm buckeln musste, damit ich am Ende für ein paar Cent billiger kaufen kann.

Lässt sich so ein Öko-Lebensstil überhaupt realisieren, wenn man so viel unterwegs ist?

Ja, wenn man extrem darauf achtet. Natürlich kann man nicht hundertprozentig sein, gerade wenn man viel am Reisen ist — leider. Es tut sich unglaublich viel und ich glaube, dass man als Konsument im kleinen eine Stimme hat: An der Supermarktkasse geht man mit jedem Einkauf mit seinen Euros und Dollars wählen. Wir sind dazu gezwungen, etwas zu ändern, denn so wie jetzt geht es nicht weiter.

Achtest du auch bei Mode auf Öko-Labels? Das Ganze hat ja so einen etwas muffigen Touch...

Die Wahrnehmung von nachhaltiger Mode bei den Konsumenten und die Realität driften ganz stark auseinander. Was ich auf dem Lavera Showfloor und im Green Showroom gesehen habe, hat nichts mit öko zu tun, das ist chique, elegant und sogar sexy. Man sieht nicht, dass es nachhaltige Mode ist. Vom Look her unterscheidet sich das nicht von dem, was man auf anderen Schauen in Berlin sieht.

Hast du eine grüne Lieblingsmarke?

Ich mag Umasan sehr gerne, das ist ein tolles Berliner Label, und auch Ivana Basilotta aus England macht tolle, sehr feminine Mode. Das amerikanische Label Good Society macht coole nachhaltige Jeans. Diese Labels kann man äußerlich nicht von den normalen trendigen Marken unterscheiden. Ich denke in fünf oder zehn Jahren werden wir nicht mehr über die Schlagworte Bio und Nachhaltigkeit diskutieren, Bio wird Fakt sein und ein Großteil der Labels wird darauf achten.