Burnout: Die Warnsignale Ihres Körpers

Die Zeiten, in denen das Thema Burnout totgeschwiegen wurde, sind glücklicherweise vorbei. Immer mehr Betroffene suchen sich mittlerweile Hilfe und Unterstützung bei der Bewältigung dieser ernstzunehmenden Erkrankung. Doch zuvor müssen sowohl die psychischen als auch physischen Warnsignale erkannt und verstanden werden.

Das Burnout-Syndrom zieht Körper und Seele in Mitleidenschaft — allerdings oftmals so schleichend, dass die Reißleine erst viel zu spät gezogen wird. Was zunächst lediglich als "zu viel Stress" abgetan wird, kann sich schnell zu einem dauerhaften Zustand körperlicher, geistiger und emotionaler Erschöpfung auswachsen, der in diesem Stadium auch nicht mehr durch Urlaub oder das berühmte "Kürzertreten" kompensiert werden kann.

Wer dauerhaft überlastet ist, riskiert ein Burnout-Syndrom (Bild: thinkstock)
Wer dauerhaft überlastet ist, riskiert ein Burnout-Syndrom (Bild: thinkstock)

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Die Symptome: So kann sich ein Burnout-Syndrom ankündigen
Die Symptome des Ausgebranntseins können sich dabei individuell unterschiedlich gewichtet auf verschiedenen Ebenen manifestieren — emotional, körperlich und sozial. Viele gestehen sich die Krankheit allerdings erst dann ein, wenn letztlich auch ihre Leistungsfähigkeit versagt.

Emotionale Erschöpfung
Meist stumpfen die Betroffenen emotional ab (ein Zustand, der in der Fachsprache Depersonalisation genannt wird) und es stellt sich eine zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber anderen Personen oder Dingen ein. Tätigkeiten, denen vielleicht einst mit Leidenschaft nachgegangen wurde, erscheinen nun sinnlos.

Der Gefühlshaushalt gerät dabei zunehmend aus dem Gleichgewicht: "Manche Menschen werden depressiv und haben zunächst Schuldgefühle, bemitleiden sich selbst und fühlen sich wertlos bis die Gefühle ganz abstumpfen und nur noch Leere bleibt. Andere spüren Aggressionen in sich aufkommen, machen anderen Vorwürfe oder geben 'dem System' die Schuld, werden ungeduldig, launenhaft und intolerant", weiß Nils Svensson, Heilpraktiker für Psychotherapie in Berlin, zu berichten.

Kurzum: Ihr inneres Feuer ist erloschen, sie sind im wahrsten Sinne des Wortes ausgebrannt.

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Körperliche Erschöpfung
Nicht nur die Seele, auch der Körper gibt ernstzunehmende Warnsignale der Überforderung ab. Körperliche Symptome einer Überbeanspruchung äußern sich beispielsweise in Schlafstörungen und permanenter Müdigkeit. Die innere Anspannung überträgt sich außerdem auf den Körper und führt zu Muskelverspannungen, insbesondere im Nacken-und Schulterbereich.

Aber auch Rücken-und Kopfschmerzen sowie Probleme des Verdauungstrakts zählen zu häufigen Burnout-Beschwerden. Die andauernde innere Unruhe und Spannung kann sich zudem in nervösen Ticks, wie Augenzucken, entladen. Herzklopfen und erhöhter Puls oder Blutdruck können weiterhin unmissverständliche Zeichen des immens unter Stress stehenden Körpers sein. Auch die einst "schönste Nebensache der Welt" kann durch die Störung oder gar den Verlust der Libido zur bloßen Nebensächlichkeit oder Pflichterfüllung verkommen.

Das Gefährliche: "Um weiter funktionieren zu können, greifen nicht wenige Betroffene vermehrt zu Aufputschmitteln, wie Koffein, Alkohol und Nikotin oder anderen Medikamenten, die allenfalls die Symptome lindern, nicht jedoch die Ursache beseitigen können", warnt Nils Svensson.

Bei chronischer Erschöpfung hilft auch erhöhter Koffein-Konsum nicht mehr (Bild: thinkstock)
Bei chronischer Erschöpfung hilft auch erhöhter Koffein-Konsum nicht mehr (Bild: thinkstock)

Soziale Erschöpfung
Typisch für eine Burnout-Erkrankung ist auch, dass der eigentlich für Zerstreuung und Entspannung sorgende Umgang mit Freunden und Bekannten zu einem zusätzlichen Stressor wird. Soziale Kontakte werden zunehmend als anstrengend empfunden.

Der Rückzug des Betroffenen ist die Konsequenz, die wiederum ein Gefühl der Einsamkeit und des sich unverstanden Fühlens nach sich zieht. Eine Abwärts-Spirale, die sich sowohl im privaten als auch beruflichen Bereich als äußerst problematisch für den Erkrankten und dessen Umfeld erweist.

Geistige Erschöpfung
Der andauernde Erschöpfungszustand fordert natürlich auch seinen Tribut bezüglich der eigenen Leistungsfähigkeit: Konzentrations- und Gedächtnisfähigkeit können ebenso beeinträchtigt sein wie Motivation und Kreativität. Aufgaben, die vielleicht einst als herausfordernd empfunden worden wären, hinterlassen nun vielmehr ein Gefühl der Überforderung und der Versagensangst. Auch kann die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen und durchzusetzen, stark geschwächt sein.

Was tun, wenn man einige oder viele Symptome bei sich erkennt?
"Zunächst gilt es, darüber zu sprechen — der Hausarzt kann eine gute Anlaufstelle sein. Dort gibt es Unterstützung und Empfehlungen zum weiteren Vorgehen. Eine Beratung sollte als Ziel die realistische Betrachtung der eigenen Erwartungen thematisieren", rät Gesprächstherapeut Nils Svensson.

Falls es bereits zu erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität gekommen ist, sollte nach Empfehlung des Experten psychotherapeutische Hilfe in Anspruch genommen werden: "Neben den Verfahren der Kognitiven Verhaltenstherapie hat sich insbesondere die Gesprächstherapie als wirksam bei der Wiederentdeckung der eigenen Gefühle erwiesen."

Fazit: Auch wenn nicht alle aufgeführten Symptomen sofort auf ein Burnout-Syndrom hindeuten müssen, sollte den Zeichen von Körper und Seele ausreichend Beachtung geschenkt werden, um rechtzeitig Handlungsbedarf erkennen zu können.

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