Bodyshaming: Frau klagt ihre Mutter an

Auf Twitter geht eine Frau mit dem gesellschaftlichen Phänomen Bodyshaming ins Gericht. Auf der Anklagebank sitzt auch ihre Mutter.

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Bodyshaming: Auf Twitter klagt eine Frau ihre eigene Mutter an. (Symbolbild: Getty Images)

Auf Twitter hat eine Frau auf ein heikles Thema aufmerksam gemacht: die Tatsache, dass beim Phänomen Bodyshaming auch eigene Familienangehörige zu den "Tätern" gehören können. In ihrem Fall ist ihre Mutter Frau die Übeltäterin.

Sie hätte sich für die Kommunion ihrer Tochter ein "hübsches Sommerkleid" gekauft, schreibt die Frau mit Twitter-Namen "Kunterbunt Leben" auf dem Kurznachrichtendienst. Als sie das Kleid ihrer Mutter zeigte, sei deren Reaktion "zutiefst verletzend" gewesen.

"Naja, du hast ja schon sehr zugenommen", zitiert Kunterbunt Leben ihre Mutter, über die sie dennoch "klarstellt": Sie sei nicht "bösartig", vielmehr hätte aus ihr die "Sorge" gesprochen und habe sie es "beschützend" gemeint.

Gleiches gelte für eine weitere Bemerkung der Mutter: Die Tochter sollte zur Kommunion statt des Kleides lieber eine Hose und eine Bluse anziehen. Auch eine "Jacke für darüber" hielt die Mutter offenbar für ratsam.

"Was soll das?"

Kommentare wie diese empören Kunterbunt Leben. "Was soll das", fragt sie in ihrer Post-Serie. "Darf ich keine hübschen Sachen mehr anziehen?" Und weiter: "Ich sehe in jedem Kleidungsstück dick aus, weil ich dick bin. Ich stehe nicht darüber, ich bin voller Selbstzweifel."

Sie nennt weitere "Sprüche", die sie von ihrer Mutter "anhören durfte": "'Wenn du jetzt noch abnehmen würdest, wärst du richtig hübsch.'" Ihr Paroli: "Achso, danke. Schön dass du mir eine Attraktivität absprichst. Und toll, dass dieses vermeintliche Kompliment mehr über dich aussagt als über mich."

In den weiteren Tweets wechselt Kunterbunt Leben vom Besonderen zum Allgemeinen, leitet sie von den "verletzenden" Kommentaren ihrer Mutter über zu den diskriminierenden und "belehrenden" Äußerungen fremder Menschen: "Beim Einkaufen kam schon jemand auf mich zu und sagte 'Die Cola ist aber nicht gut'. WTF? Bin ich Freiwild? Denke es dir und hör auf, mich zu belehren".

Gesellschaftliches Vorurteil

Hart ins Gericht geht sie auch mit einem hartnäckigen gesellschaftlichen Vorurteil über dicke Menschen: "Ich merke auch, dass ich geistig unterschätzt werde. Für viele Menschen sind dicke Personen dumme Personen."

In ihren Posts spricht die Frau über ihre Gefühle im Zusammenhang mit ihrem Übergewicht und den unsensiblen Kommentaren. Neben "Selbstzweifeln" plagten sie auch "Minderwertigkeitsgefühle". Durch Äußerungen wie die ihrer Mutter würden diese Emotionen "noch befeuert".

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