Brände in Los Angeles: Das Haus meiner Familie ist abgebrannt und wir wissen nicht, wie es weitergeht

Das Haus von Alisa Wolfson wurde von den Waldbränden zerstört. - Copyright: Photos courtesy of Alisa Wolfson
Das Haus von Alisa Wolfson wurde von den Waldbränden zerstört. - Copyright: Photos courtesy of Alisa Wolfson

Dieser Essay basiert auf einem Gespräch mit Alisa Wolfson, einer Journalistin, die mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern im Alter von sieben und zehn Jahren in den Pacific Palisades lebte. Sie wurden am 7. Januar evakuiert und verloren ihr Haus bei den Bränden in Los Angeles, die über Südkalifornien hinwegfegten. Der folgende Text wurde aus Gründen der Länge und Klarheit überarbeitet.

Ich bin in den Palisades aufgewachsen und habe unzählige Brände in den umliegenden Gebieten gesehen. Wenn Brände in den Santa Monica Mountains ausbrechen und sich auf die Palisades zubewegen, können sie normalerweise immer gelöscht werden.

Als ich am Dienstag mein Haus verließ, dachte ich, dass wir in der Nacht zurückkommen würden, also nahm ich nichts weiter mit als meinen Laptop und unsere Pässe. Wenn ich geahnt hätte, dass so etwas passieren könnte, hätte ich so viel wie möglich mitgenommen und sogar Sachen auf dem Autodach festgeschnallt.

Der Himmel, als Wolfson ihr Haus räumte. - Copyright: Photo courtesy of Alisa Wolfson
Der Himmel, als Wolfson ihr Haus räumte. - Copyright: Photo courtesy of Alisa Wolfson

Als ich zwei Tage später erfuhr, dass unser Haus weg war, stand ich vollkommen unter Schock. Ich schließe immer wieder die Augen und gehe Zimmer für Zimmer durch mein Haus und stelle mir vor, wie alles war. Der Gedanke, dass nichts davon mehr existiert, ist … ich habe kein Wort gefunden, das es beschreibt. "Verheerend" und "unfassbar" werden dem nicht gerecht.

Alles, was wir besitzen, ist weg

Ich hatte das Gefühl, dass unser Haus eine Festung war; es war so gut gebaut und solide. Bevor wir davon erfuhren, hatte mein Mann sogar gesagt: "Es würde mich nicht wundern, wenn unser Haus das Einzige wäre, das noch steht."

 Das Haus von Wolfson vor dem Brand. - Copyright: Photo courtesy of Alisa Wolfson
Das Haus von Wolfson vor dem Brand. - Copyright: Photo courtesy of Alisa Wolfson

Einer unserer Nachbarn konnte mit dem Fahrrad zu unserer Straße fahren und schickte Bilder und Videos per Gruppenchat. Wie durch ein Wunder stehen zwei Häuser auf der anderen Straßenseite noch. Sie sind die einzigen in der Straße, und ihre Hecken sind noch grün.

Ich erkannte unsere Einfahrt, unseren Limettenbaum – an dem noch Limetten hingen – und eine weiße Zementmauer vor unserem Haus, die sich durch Ruß braun verfärbt hatte. Alles andere war nicht wiederzuerkennen. Wir hatten zwei Oldtimer in unserer Garage – einen 57er Chevy, der wie ein Panzer gebaut war, und einen 69er Jaguar – und von ihnen ist nichts mehr zu sehen. Sie sind nur noch Staub.

Was am Mittwochnachmittag von Wolfsons Haus übrig blieb. - Copyright: Photo courtesy of Alisa Wolfson.
Was am Mittwochnachmittag von Wolfsons Haus übrig blieb. - Copyright: Photo courtesy of Alisa Wolfson.

Jeder einzelne Besitz, den ich habe oder besser gesagt, den ich hatte – ist weg, und ich konnte nichts davon retten. Unser gesamtes Leben, das in diesem Haus war, ist weg. Das Ausmaß dessen, was das bedeutet, und seine Dauerhaftigkeit fühlen sich so unerwartet und ungerecht an.

Ich bin so traurig, dass ich keinen Korb mit alten Heimvideos von meinem Vater mitnehmen konnte, der starb, als unser Ältester erst zehn Monate alt war. Das Haus meiner Mutter ist ebenfalls abgebrannt, sodass wir keine Familienerbstücke mehr haben. Die Leute sagen: "Ihr habt noch viele Jahre Zeit, um mit dem Sammeln anzufangen", aber das ist nicht dasselbe wie das Silber der Großmutter, das bei allen Familientreffen und -feiern verwendet wurde.

Wir haben das Glück, dass wir in einem Hotel wohnen können

Die Leute haben im Internet Dinge über Palisades gesagt wie: "Die sind reich. Die werden alles wieder aufbauen und benötigen keine Hilfe." Ich nehme das nicht persönlich. Wenn man es nicht selbst erlebt hat, kann man es kaum nachvollziehen.

Wir haben das Glück, im Moment in einem Hotel wohnen zu können – zuerst im Beverly Hilton, und am Mittwoch sind wir in das Fairmont Century Plaza umgezogen, da es gegenüber dem Büro meines Mannes und um die Ecke des Westfield Century City Shopping Centre liegt.

Wolfson nahm ihre Töchter mit zum Einkaufen von Kleidung. - Copyright: Photo courtesy of Alisa Wolfson.
Wolfson nahm ihre Töchter mit zum Einkaufen von Kleidung. - Copyright: Photo courtesy of Alisa Wolfson.

So ziemlich jeder andere Hotelgast, den ich gesehen habe, sitzt im selben Boot. Es hat etwas seltsam Tröstliches, zu wissen, dass wir nicht die Einzigen sind, dass es eine größere Gemeinschaft gibt, die alle den gleichen Verlust zu beklagen hat.

Wir versuchen allmählich damit umzugehen

Es liegt ein langer Weg vor uns. Der Mietmarkt ist bereits verrückt. Es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Mietobjekten, und alle stehen Schlange. Ich bin mir sicher, dass es Preistreiberei und gierige Leute geben wird, die so viel Geld wie möglich bekommen wollen, wenn sie ihre Häuser vermieten.

Freunde und Familienangehörige aus dem ganzen Land haben uns angeboten, uns bei sich wohnen zu lassen. Einer bot uns seine Wohnung in Sun Valley im US-Bundesstaat Idaho an – ein unglaubliches Angebot, aber uns so schnell zu entwurzeln, wäre zu viel Veränderung.

Freunde der Familie haben ein Pferdeanwesen in den Palisades und haben uns freundlicherweise eines ihrer kleinen Gästehäuser angeboten. Wir warten ab, ob es überlebt. Wenn ja, werden wir vorübergehend dorthin ziehen, denn unsere Töchter sind mit dem Ort vertraut.

Andernfalls sehen wir uns nach möglichen Langzeitunterkünften in Form von Hotels um. Wir schauen einfach von Tag zu Tag. In diesem Hotel haben wir bis Montag gebucht. Wir könnten hier noch länger bleiben, aber vielleicht wäre es gut, wenn wir ein wenig mehr Platz hätten, vor allem mit dem Hund.

 Wolfsons Hund, Gus. - Copyright: Photo courtesy of Alisa Wolfson.
Wolfsons Hund, Gus. - Copyright: Photo courtesy of Alisa Wolfson.

Mein Mann und ich sind beide in den Palisades aufgewachsen und haben dort 2018 unser Haus gekauft. Wir lieben unser Viertel und seinen starken Gemeinschaftssinn. Jetzt steht ein Umzug aus Kalifornien zur Debatte.

Der Klimawandel ist real. Brände werden immer häufiger und intensiver, und niemand will mehr Häuser in Kalifornien versichern. Ironischerweise hat uns State Farm [US-Versicherer] erst vergangenen Monat mitgeteilt, dass sie unsere Feuerversicherung nicht verlängern werden. Glücklicherweise sind wir bis April versichert. Wir haben den Schaden bei unserer Versicherung angemeldet und warten nun auf ein Gespräch mit einem Sachverständigen.

Ich möchte so viel Normalität wie möglich einkehren lassen

Ich habe heute bisher nur einmal geweint. Ich weiß nicht, ob sich die Dinge einspielen und realer werden; vielleicht sind wir dabei, unsere eigene kleine Routine im Hotel zu entwickeln.

Eine Familie, die wir kennen, wohnt zufällig im Zimmer nebenan, und unsere Töchter sind sehr glücklich bei dem Gedanken, gemeinsam auf dem Flur Rad zu schlagen, weil sie sich dadurch im Moment normal fühlen. Ich kann nur hoffen, dass meine Mädchen weiterhin diese kurzen Momente und Hoffnungsschimmer erleben.

Frühstück im Hotel. - Copyright: Photo courtesy of Alisa Wolfson.
Frühstück im Hotel. - Copyright: Photo courtesy of Alisa Wolfson.

Ich versuche, so viel Normalität wie möglich herzustellen, auch wenn das kompliziert ist. Es fällt mir schwer, Dinge von anderen anzunehmen, weil ich lieber helfen würde, aber ich musste diese Denkweise ablegen.

Gestern Abend habe ich meine Töchter zu einer meiner besten Freundinnen nach Hause geschickt. Sie hat ihnen Abendessen gekocht und sie mit einigen Aufgaben betraut, um ihnen das Gefühl zu geben, dass sie gebraucht werden. Danach ging sie mit ihnen ein Eis essen und brachte mir sogar eine Kugel mit, als sie sie absetzte.

Es sind genau diese Dinge, die uns wirklich am Laufen halten.

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