Burnout ist jetzt offiziell eine Krankheit: Daran erkennt ihr sie

Burnout ist jetzt offiziell als Krankheit anerkannt [Bild: Getty Images]
Burnout ist jetzt offiziell als Krankheit anerkannt [Bild: Getty Images]

Unzählige To-do-Listen stapeln sich, täglich versucht man, einen Streit mit dem Vorgesetzten zu vermeiden und immer wieder kommt es zu Machtkämpfen – da ist es kein Wunder, dass rund 15,4 Millionen Tage im letzten Jahr aufgrund von arbeitsbedingtem Stress und arbeitsbedingter Angst verlorengingen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Burnout jetzt offiziell als Krankheit anerkannt.

Ja, genau, Burnout wurde jetzt in die internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, kurz ICD-11, aufgenommen. Dies ist das Handbuch der Organisation, anhand dessen Ärzte und Psychotherapeuten ihre Diagnosen erstellen.

Offiziell weltweit anerkannt wird die Krankheit im Jahr 2022. Das wird es Medizinern leichter machen, Burnout zu diagnostizieren.

Was ist Burnout?

Die WHO beschreibt Burnout als “chronischen Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich bewältigt wurde“ und gibt drei Symptome an:

  • Gefühl von Energieverlust und Erschöpfung

  • Erhöhte mentale Distanz zur Arbeit und negative Gefühle und Zynismus im Zusammenhang mit dem Job

  • verminderte professionelle Effizienz

Das klingt nach der Mehrheit von uns, oder? Aber laut Experten gibt es einen Unterschied zwischen normalem Stress und Burnout.

“Burnout ist das Resultat von anhaltendem Stress – die Anzeichen und Symptome sind die gleichen wie bei Stress, aber extremer“, erklärt Dominique Antiglio, Sophrologin und Autorin des Buches „The Life-Changing Power of Sophrology“ (zu deutsch: „Die lebensverändernde Kraft von Sophrologie“).

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“Bei Stress fühlt man sich zum Beispiel meistens müde, bei Burnout dagegen fühlt man sich ständig erschöpft – möglicherweise so sehr, dass man nicht mal mehr aus dem Bett kommt.“

Und Burnout ist sehr viel verbreiteter, als man denkt.

Die Gesundheitsstiftung „Mental Health Foundation“ fand heraus, dass 74 Prozent der Briten irgendwann im Jahr 2018 so gestresst waren, dass sie „überfordert oder unfähig waren, damit umzugehen“.

Antiglio sagt, es sei natürlich, dass man wenig Kraft und Motivation hat, wenn man gestresst ist. Wenn man dagegen unter Burnout leidet, dann verliert man völlig den Bezug zu seinen täglichen Aktivitäten.

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“In stressigen Zeiten hat man vielleicht keinen Spaß daran, Freunde und Familie zu treffen, aber wenn man einen Burnout hat, dann hat man überhaupt keine Lust auf Verabredungen und vermeidet Interaktionen. Man ist nicht in der Lage, mit seinem Umfeld fertig zu werden“, erklärt sie.

Und extremer Stress beeinträchtigt nicht nur die psychische Gesundheit. Er kann sich auch auf die allgemeine Gesundheit auswirken: 62 Prozent der Leute geben an, dass Stress ihre Gesundheit beeinträchtigt hat und 67 Prozent der Leute glauben, dass ihr Körper physisch auf Stress reagiert – was dazu führt, dass sie mehr Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Erkältungen, Hautausschläge und Halsschmerzen haben.

Burnout kann auch den Schlaf beeinträchtigen.

„Wenn Sie schlecht schlafen, könnte dies zu Schlaflosigkeit werden, wobei Sie so erschöpft sind, dass Sie nicht mehr schlafen können“, erklärt Antiglio.

„Emotionale Ausbrüche und die Unfähigkeit, Wut zu kontrollieren können ebenfalls Anzeichen sein. Körperlich können Herzklopfen, eine zugeschnürte Brust, Energie- und Kraftmangel, Atembeschwerden oder Schwindelanfälle auf Burnout hindeuten.“

Wer ist gefährdet?

Laut Gerard Barnes, CEO von Smart TMS, haben oft Individuen in bestimmten Berufen ein höheres Risiko, arbeitsbedingte psychische Traumata oder Burnout zu entwickeln. Betroffen sind besonders Berufe, bei denen die Menschen öfter Katastrophen oder stressigen Ereignissen ausgesetzt sind.

„Da jedoch die Arbeitsumgebung in Großbritannien immer stressiger wird und es ein Ungleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben gibt, ist Burnout heute – häufiger – eine Kombination aus extremer Müdigkeit, Interessenverlust am Job und einem Gefühl von Ineffektivität oder Versagen, was durch chronischen, arbeitsbedingten Stress verursacht wird.“

Burnout ist eine Form von extremem Stress. [Foto: Getty]
Burnout ist eine Form von extremem Stress. [Foto: Getty]

Wie kann man Burnout vermeiden?

Antiglio empfiehlt, sich als Allererstes an den Hausarzt zu wenden, wenn man sich ausgebrannt fühlt.

Aber es gibt noch ein paar weitere unterstützende Methoden, die man ausprobieren kann. Diese können dabei helfen, sich ruhiger und entspannter zu fühlen – dazu gehört auch, sich mal eine Auszeit zu nehmen.

Leichter gesagt denn getan, wenn der Posteingang mal wieder überquillt und der Chef den Bericht am liebsten gestern gehabt hätte. Aber manchmal muss man sich einfach eine Auszeit nehmen.

Laut aktuellen Zahlen geben mehr als ein Fünftel der Briten an, dass sie mehr als 50 Stunden pro Woche arbeiten. Das führt zu einer Zunahme von Stress, Angst und Depressionen. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns Zeit fernab des Büros nehmen, sowohl körperlich als auch geistig.

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“Schaffen Sie jeden Tag Raum für eine Auszeit”, empfiehlt Antiglio. „Selbst, wenn Sie nichts Besonderes machen, es geht darum, sich diese Zeit zu reservieren. Das ebnet Ihnen den Weg, um wieder Kontrolle über Ihre Zeit zu erlangen.“

Atiglio empfiehlt, Sophrologie auszuprobieren. Diese Entspannungstechnik arbeitet mit Atemtechniken, sanften Bewegungen und Visualisierungstechniken, die dazu gedacht sind, das Selbstbewusstsein aufzubauen, zu entspannen und neue Energie zu tanken.

„Wenn Sie extrem gestresst sind, können nur zehn Minuten Sophrologie täglich dazu führen, dass Sie mehr darauf achten, wann Sie Schluss machen, sich entspannen und Kraft tanken müssen. Damit können Sie eine Verschlechterung bis hin zum Burnout verhindern“, sagt sie.

Die Idee ist, dass man sich seiner Emotionen und seiner mentalen und physischen Verfassung bewusster wird und leichter erkennen kann, wenn man an seine Grenzen stößt.

„Dadurch können Sie die Symptome eines Burnouts besser managen und erkennen, um frühzeitig Hilfe in Anspruch nehmen zu können“, sagt Antiglio.

Emotionale Intelligenz kann auch dazu beitragen, Ihre psychische Gesundheit zu verbessern.

„Emotionale Intelligenz bedeutet, dass man emotional verbunden und sich seiner selbst, seiner Bedürfnisse, Wünsche und Grenzen bewusst ist, sowie in der Lage, diese klar zu äußern“, erklärt Antiglio.

„Dies schützt Sie vor einem Burnout, da Sie sich Ihrer Situation bewusst sind und gute Grenzen setzen.“

Gerard Barnes hat weitere Empfehlungen, wie man einem Burnout am Arbeitsplatz vorbeugen kann.

„Bewegung, Hobbys, die Ihnen beim Entspannen helfen, eine ausgeglichene Work-Life-Balance (um 17 Uhr nach Hause gehen / keine Arbeit mit nach Hause nehmen), sich mit Gleichaltrigen, Kollegen, Ehepartnern über die Arbeit austauschen, die Urlaubstage gleichmäßig übers Jahr verteilen und gut auf sich achten – das sind hilfreiche Dinge, um arbeitsbedingte Burnouts zu verringern / denen vorzubeugen“, sagt er.

Marie Claire Dorking

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