Darum sollte man auf kernlose Trauben unbedingt verzichten

Rote Trauben mit Kernen sind besonders gesund

rote und grüne Weintrauben
Traubenkerne schmecken bitter, sind aber sehr gesund. Vor allem in roten Weintrauben stecken wertvolle Nährstoffe. (Symbolbild: Getty Images)

Viele Kinder, aber auch Erwachsene mögen den bitteren Geschmack von Traubenkernen nicht – das gründliche Kauen trübt den Genuss der süß-sauren Früchte, die genau genommen zur botanischen Gattung der Beeren gehören. Doch die kernlose Variante ist nicht unbedingt eine gesunde Alternative, denn: Damit kernlose Weintrauben große Früchte ausbilden, muss ihnen ein künstliches Pflanzenhormon beigefügt werden.

Grundsätzlich sind kernlose Trauben nicht extra gezüchtet oder genmanipuliert, Rebsorten ohne Kerne gibt es schon sehr lange, wie zum Beispiel die Sorte "Thompson seedless". Doch viele dieser Sorten bekommen nur recht kleine Früchte, da das Pflanzenhormon, das die Größe der Traube beeinflusst, in den Kernen steckt.

Es gibt tatsächlich weitere Gründe, beim Obsthändler oder im Supermarkt lieber zu Trauben mit Kernen zu greifen; die Traubenkerne enthalten nämlich für das Immunsystem wichtige Antioxidantien und Bitterstoffe, die sich positiv auf die Verdauung auswirken.

Künstliches Hormon in kernlosen Trauben

Um das Wachstum der Trauben anzuregen wird, von außen aufgebracht, ein künstliches Pflanzenhormon namens Gibberelline eingesetzt, das in der Lebensmittelindustrie für zahlreiche fruchtbildende Pflanzen genutzt wird, um größere, kernlose Früchte auszubilden. Zudem wird das Wachstum dahingehend beeinflusst, dass die Stiele mehr in die Länge wachsen, sodass die einzelnen Trauben mehr Platz haben.

Angeblich ist dieser Stoff, der zu den Phytohormonen gehört, für den Menschen nicht schädlich, da Gibberelline natürlicherweise in Pflanzen vorkommt. Aus der Zulassungsstudie des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit geht hervor, dass "eine Beeinträchtigung der Gesundheit des Verbrauchers durch Rückstände in der Nahrung ausgeschlossen werden kann". Allerdings gibt es bislang keine Forschungsergebnisse über die Langzeitfolgen im menschlichen Körper.

Bitter macht gesund: wertvolle Nährstoffe in Traubenkernen

Ob man nun also bedenkenlos kernlose Trauben essen möchte, müssen Verbraucher*innen selbst entscheiden. Im Gegensatz dazu stecken in Trauben mit Kernen aber viele Nährstoffe, die sich positiv auf unsere Gesundheit auswirken, weshalb der Verzehr von Traubenkernen sogar empfohlen wird.

Die Kerne der sogenannten Tafeltrauben (für die Weinherstellung werden Keltertrauben verwendet) enthalten zum einen besonders viel Vitamin-E, wertvolle B-Vitamine und die Stoffe Viniferin und OPC (Oligomere Procyanidine) – letzteres ist eine Art Antioxidans, das unter anderem über entzündungshemmende Eigenschaften verfügt, das Immunsystem unterstützt und sich positiv auf die Herzgesundheit auswirken soll, indem es unsere Gefäße schützt und den Blutdruck senkt.

Außerdem gelten Trauben als Anti-Aging-Helfer, deren Fruchtsäuren genauso wie die organische Verbindung Resveratrol die Zellerneuerung unterstützen und hautverjüngend wirken. Auch Traubenkernöl mit Linolsäure ist buchstäblich ein Genuss für die Haut.

Damit der Körper die Bitterstoffe optimal aufnehmen kann, ist es wichtig, die Traubenkerne nicht nur herunterzuschlucken, sondern sie gut zu zerkauen. Die Magensäure allein kann die Kerne nicht zersetzen und die sekundären Pflanzenstoffe nicht herauslösen.