Darum zerschneiden russische Models ihre Chanel-Handtaschen

Viele Marken haben sich aus Russland zurückgezogen. Doch besonders die Sanktionen der Luxusmarken ärgern viele Russ*innen. Die wehren sich nun auf ihre Art.

Nix zu holen. Auch dieser Chanel-Store in Moskau hat die Türen geschlossen, um gegen den Krieg in der Ukraine zu protestieren.
Auch dieser Chanel-Store in Moskau hat die Türen geschlossen, um gegen den Krieg in der Ukraine zu protestieren. (Bild: Oleg Nikishin/Getty Images)

Russland wird wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine mit immer härteren Sanktionen belegt. Das gilt nicht nur für internationale Geschäfte und die Finanzen und Besitztümer der Oligarchen. Viele große Marken haben mittlerweile ihre Läden in Russland geschlossen und beliefern das Land auch nicht mehr mit Nachschub. Mehr als 400 Unternehmen sind es bereits, die sich aus Russland zurückgezogen haben. Ein bei betuchten Russ*innen besonders beliebtes Label wird nun zum Symbol dieser Sanktionen.

"Bye-bye, Chanel"

Denn einigen russischen Models und Influencer*innen geht der Rückzug der Luxusmarken wohl zu weit. Ihre Wut trifft insbesondere Chanel. Das französische Mode- und Parfüm-Label hat seine Lieferungen nach Russland ebenfalls gestoppt. Das geht sogar so weit, dass russische Staatsbürger*innen auch im Ausland keine Chanel-Ware mehr verkauft bekommen. Besonders die Handtaschen gelten als Statussymbol, schnell kann man beim Kauf einen fünfstelligen Betrag loswerden. Nun wehren sich einige prominente russische Models gegen die Sanktionen der Marke mit einer aufmerksamkeitserregenden Geste.

Das bekannte Model Victoria Bonya teilte am vergangenen Mittwoch ein Video auf ihrem Instagram-Kanal, in dem sie demonstrativ ihre schwarze Chanel-Handtasche zerschneidet. Dazu postete sie die englische Caption: "Ich habe noch nie eine Marke gesehen, die sich so respektlos gegenüber ihren Kunden verhält." Im Video sagt sie dann: "Wenn das Haus Chanel seine Klienten nicht respektiert, warum sollten wir dann Chanel respektieren?" Mit einem "Bye-bye", schleudert sie die zerschnittene Tasche in die Ecke. Der 42-Jährigen folgen immerhin 9,3 Millionen User*innen, die ihren Wutausbruch miterleben konnten.

Und Bonya ist bei weitem nicht die einzige Russin, die ihrem Ärger über den Boykott freien Lauf lässt. Auch die TV-Moderatorin und Schauspielerin Marina Ermoshkina griff zur Gartenschere, um sich gegen die angebliche "Russenphobie" zu wehren. "Keine einzige Tasche, kein einziges Ding ist die Liebe zu meinem Mutterland wert," sagte sie patriotisch. "Ich bin gegen eine Marke, die Russenphobie unterstützt." Auch Ermoshkina hat immerhin fast 300.000 Follower auf Instagram.

Insta auf Regierungslinie

Mit den Aktionen, die auf Instagram durchaus zahlreiche Likes und Kommentare sammeln, befinden sich die Influencerinnen klar auf der Linie des Kremls. Denn die Propaganda von Putins Regierung hält auch nach mehr als einem Monat und tausenden von Toten auf beiden Seiten daran fest, dass sie in der Ukraine eine gerechtfertigte "militärische Spezialaktion" durchführt und keinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg. Dazu gehört auch, dass die ausländischen Sanktionen als Angriff auf Russland gewertet werden. Die Anti-Chanel-Kampagne zeigt ein weiteres Mal, wie tief dieses Narrativ die russische Bevölkerung durchdrungen hat.

Im Video: Chanel stoppt Verkauf von Luxusgütern an russische Kunden