Deshalb solltest du deinen Hund in aller Ruhe schnüffeln lassen

Statt Ziehen und Zerren beim Gassigehen: Schnüffeln ist wichtig für das Wohlbefinden des Hundes

Chihuahua schnüffelt mit in die Luft gereckter Nase, grauer Studio-Hintergrund
Schnüffeln fördert das Wohlbefinden des Hundes. (Bild: Getty Images)

Wenn du schon immer dachtest, du hättest ein feines Näschen, solltest du mal das deines Vierbeiners ausleihen! Schon nach kürzester Zeit würdest du die Welt mit anderen Augen (bzw. einer anderen Nase!) sehen: Während wir Menschen nur etwa fünf Millionen Riechzellen besitzen, hat der Hund 150 bis 220 Millionen davon! Je nach Rasse riecht der Hund also zwischen 10.000 und 100.000 mal besser als der Mensch – und erforscht entsprechend seinen ganzen Alltag mit der Nase. Das bekommen wir beim Gassigehen zu spüren, wenn Wauzi und Bello mal wieder ewig lang schnüffeln, während wir schon längst wieder nach Hause wollen.

Warum wir unseren Vierbeinern diesen Genuss nicht verwehren sollten, zeigt unter anderem eine Studie, die unter dem Titel "Riechvermögen von Hunden: Physiologie, Verhalten und Möglichkeiten der praktischen Anwendung" erschienen ist. Demnach ist das Schnüffeln wichtig für das Wohlbefinden des Hundes. Durch das konzentrierte Riechen erhalten Hunde Input aus der Welt ihrer Artgenossen, sie werden unterhalten und inspiriert.

Ist Schnüffeln für Hunde wie Social Media?

Wer sich bei obiger Beschreibung an Instagram oder TikTok erinnert fühlt – Orte, an denen wir Menschen uns im besten Fall inspirieren, unterhalten und informieren lassen –, der liegt nicht ganz falsch. Den Vergleich "Schnüffeln ist für Hunde wie Social Media für Menschen" gibt es tatsächlich – wenngleich die bekannten Nachteile bei ersterem nicht existieren: "Während das Scrollen in den sozialen Medien für viele Menschen eine nervenaufreibende Aktivität sein kann, ist das Schnüffeln eine vorteilhafte sensorische Erfahrung für Hunde, indem es ihnen eine mentale Stimulation bietet", zitiert das US-Portal Huffpost eine Tierärztin.

Der Vergleich hinkt also – zum Glück, denn "offline gehen" kann die Nase eines Hunde schließlich auch nicht: Über ihre Riechzellen werden die Hunde ständig über ihre Umgebung auf dem Laufenden gehalten, auf Basis des Erschnüffelten verarbeiten sie Informationen, treffen Entscheidungen und lernen dazu.

Schnüffeln hält das Gehirn des Hundes auf Trab

Diese mentale Stimulation ist für alle Altersklassen wichtig, besonders jedoch für Hundewelpen und für Hundesenioren. Diese bewegen sich grundsätzlich weniger und sollten deshalb umso mehr schnüffeln dürfen, um ihr Gehirn auf Trab zu halten. Zudem bleibt die Hundeoma ebenso wie der Hundeopa durch das Herumsuchen nach interessanten Gerüchen körperlich aktiv.

Und es gibt einen weiteren Aspekt, der entscheidend zum Wohlbefinden des Hundes beitragen kann: Schnüffeln entspannt – durch die körperliche "Arbeit" und die dadurch erhöhte Atemfrequenz, aber auch, weil das Gegenteil, das Abhalten vom Schnüffeln, zu Stress führen kann. Entspanntes Schnüffelndürfen hingegen reduziert Ängste und senkt die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol.

Nicht zuletzt kann Schnüffeln auch eine Form der Kommunikation sein. So schnüffeln manche Hunde besonders dann, wenn sie gerufen werden oder sich jemand – ob Tier oder Mensch – nähert. Mit dem Schnüffeln nehmen die Hunde Geschwindigkeit aus der Situation und kommunizieren, dass sie mit der aktuellen Situation nicht so gut zurechtkommen oder einverstanden sind.

Senior-Labrador liegt auf einer Wiese.
Besonders älteren Hunden sollte das ausgiebige Schnüffeln auf dem Spaziergang nicht verwehrt bleiben: Es hält ihr Gehirn auf Trab. (Bild: Getty Images)

Hund beim Schnüffeln unterstützen – so geht's

Bei schlechtem Wetter oder wenn man selbst (oder der Hund) gerade schlecht zu Fuß ist, können auch smarte Spielzeuge dem Hund zu Schnüffelspaß verhelfen. Einen Spaziergang ersetzen sie jedoch nicht – vor allem dann nicht, wenn der Vierbeiner die Führung übernehmen und die Umgebung in seinem eigenen Tempo erkunden darf.

Wenn Wauzi sich dazu nicht bewegen lassen will oder ans Schnüffeln gar nicht mehr gewohnt ist, kann er unterstützt werden: beim Waldspaziergang oder im Garten zum Beispiel durch einen kleinen Geruchsparcours, der durch Blätterhaufen über Baumstümpfe bis hin zum hohen Gras führt. Wichtig ist dabei jedoch immer, den Hund gut im Auge zu behalten – denn nicht immer sind die Fundstücke, die schnüffelnde Hunde erforschen, ungefährlich!

Schnüffeln sollte keinem Hund verwehrt werden

Statt mit Social Media ist das Schnüffeln für Hunde vielleicht am ehesten mit einem ziellosen Bummel oder einem Spaziergang zu vergleichen. Lass deinen Hund entscheiden, wo, wann und wie lange er stehen bleiben und sich (mit seiner Nase) etwas "näher ansehen" will. So wie du deinen Entspannungswalk verdient hast, sollte auch deinem Vierbeiner eine relaxende Wellnesssession nicht verwehrt werden. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Schnüffeln (lassen)!